Erstellt von Perli am 23.08.2019

Krawallbrüder – Auf Messers Schneide / VÖ: 30.08.2019 via KB Records

Im 26. Jahr der Bandgeschichte gehen die KrawallBrüder mit Studioalbum Nummer zehn an den Start. Auf Messer´s Schneide wird es heißen, und allein dieser Name macht schon Bock darauf hinein zu hören. Viel mehr muss an dieser Stelle auch nicht geschrieben werden, wir alle wissen, wer die Jungs sind, wo sie her kommen und was ihr Standpunkt ist. Begeben wir uns also ohne groß Tamtam direkt auf den Sprichwörtlichen Ritt auf Messer´s Schneide.

Besetzung:
Pascal - Gesang / Gitarre
Swen - Gesang / Bass
Flo - Gesang / Gitarre
Thomas - Schlagzeug 


Tracklist:

  1. Intro
  2. Alerta
  3. Freunde für´s Leben
  4. Auf Messer´s Schneide (feat. Ost + Front)
  5. So wahr mir Gott
  6. Wenn du gehst
  7. Einer der letzten
  8. Wie es ist
  9. Scheinheilig (wie Du)
  10. Ein Leben lang
  11. Immer wenn ich trinke

Los geht dieser Ritt mit einem typisch krawallbrüdermäßigen „Intro“. Ein bedrohlich anmutendes Riff, welches später noch von Sirenen begleitet wird, um dann schlussendlich noch mit den warnenden Worten „Achtung Alerta“ begleitet wird. Und es geht dann auch direkt im Anschluss mit dem ersten vorab veröffentlichten Song „Alerta“ los. Fast schon wortwörtlich mit Vollgas auf die Fresse macht dieser Song gleich klar, wo lang der Hase hier läuft. Kompromisslos wie eh und je schwören sie sich und allen die ihnen folgen auf ein Neues die Treue. Allen anderen soll mit dem Schlachtruf „Alerta Krawallbrüder!“ der verdiente Tritt in den Arsch sein.

Nicht ganz so ruppig aber trotzdem weiter mit ordentlichem Tempo und energiegeladen kommt im Anschluss eine weitere herausragende Ode an die Freundschaft. Mit „Freunde für´s Leben“ kann sich absolut jeder identifizieren. Die fast schon typischen Phrasen, mit denen man eine gute Freundschaft beschreiben kann, werden hier alle zusammengefügt und bilden ein eingängiges Lied, welches live auf jeden Fall für sehr viel Euphorie sorgen wird. 

Jeder Ritt auf der Klinge führt früher oder später auch über die dunkle Seite. Auf unserem Weg kommt dieser Moment genau jetzt. Für den Titelsong Auf Messer´s Schneide haben sich die Jungs extra Verstärkung von Ost + Front geholt, um ihn zu etwas ganz Besonderem zu machen. Das Ergebnis ist eine Mischung aus brachialen Riffs, die mit Elektrobeats und Sequenzen aufgepeppt wurden, welche normalerweise nur in der Neuen deutschen Härte bekannt sind. Vollendet wird dieser brutal geniale Track mit einem fast schon verstörenden Text, der in einem Duett von Pascal und Hermann, dem Sänger von Ost+Front, vorgetragen wird. Das alles vereint macht diesen Song zum absoluten Highlight und zu meinem absoluten Favoriten von dieser Platte. 

Nicht weniger düster geht es weiter mit „So wahr mir Gott helfe“. Mit dieser Anklage wird das Messer gepackt und an den Hals der Machthaber und Wahrheitverdreher gehalten, welche geschworen haben uns zu dienen, aber in Wirklichkeit sich nur in die eigene Tasche lügen. Ein Lied welches leider viel zu gut in unser aktuelles Zeitgeschehen passt. 

Mit dem nächsten Stück wenden wir uns nun der düsteren Seite ab und widmen uns einer der schönsten, aber auch kompliziertesten und verrücktesten Sachen dieser Welt: den Frauen. Dieses Lied ist keine typische Liebesschnulze, wo quasi schon der Schmalz aus den Boxen herausläuft, es ist einfach eine Hommage an all die Mädels, die mit ihrer verrückten Art uns immer wieder den Kopf verdrehen und das Leben einfach bereichern. Ich hab ja mit Liedern über Frauen oder Liebesliedern im Allgemeinen ein Problem, weil sie einfach zu übertrieben schnulzig sind, aber mit diesem Stück haben die Brüder geschafft etwas zu schreiben, dass uns allen aus der Seele spricht und nicht zu übertrieben romantisch rüber kommt. Damit kann sogar ich mich zu 100% identifizieren.

Mit „Einer der Letzten“ kommt der zweite bereits vorab veröffentlichte Song dieser Platte. Egal, was das Leben einem entgegenstellt, welche Tiefschläge auch immer kommen sollten, es gibt niemals Grund dafür, sich sich selbst zu verraten. Bleib immer wie du bist! Zu diesem Song wurde auch ein Musikvideo veröffentlicht, welches ihr euch <HIER>  ansehen könnt.

Mit Song Nummer acht wird es Zeit, den Fokus auf sich selbst zu lenken, quasi sich die Klinge selbst an den Hals zu legen und zu reflektieren. Jeder von uns versucht diesen Weg auf seine Weise zu gehen und der Welt seinen Stempel auf zu drücken. Doch viele zerbrechen daran und wiegen sich nur noch mit Ausreden im Strom der Masse. Doch wenn der Punkt erreicht ist, dann sollte man für sich selbst akzeptieren „Wie es ist“ und nicht andere in diesen Strom mit hinein ziehen. 

Die oft angesprochene Klinge wandert auch im nächsten Track weiter und prangert weitere Übeltäter unserer Zeit an. Dieses Mal geht es um die Leute von der Kirche, die sich alle nur „Scheinheilig (wie Du)“ geben und versuchen, uns ihren Weg auf zu zwingen. Wie schon bei fast allen anderen voran gegangenen Songs, gibt es auch hier keine Verschnaufpause. Kompromisslos wird jede einzelne Zeile und jeder Anklagepunkt vorgetragen und schonungslos abgerechnet. Hier wird musikalisch ganz eindeutig Nägel mit Köpfen gemacht.

Kurz bevor es dem Ende entgegen geht, lenken die Jungs aber nochmal den Fokus komplett auf sich selbst und erinnern sich an die letzten 25 Jahre. Von den Anfangstagen, wo man froh war, drei Akkorde spielen zu können, bis heute viel zu erzählen. Aber die Kernaussage in diesem Lied ist dann doch ein Versprechen an die Zukunft:

„… Ein Leben lang, 
durch Freude, Elend, Höhen und Tiefen mit euch gehen,
Alleine stark, zusammen unbesiegbar,
Ein Leben lang KB!...“

Im letzten Song geht es wieder zurück zu der Beschäftigung, die so manche zu Höhenflügen verhalf, aber die meisten doch sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholt und einen auch gerne sehr tief sinken lassen kann: der Alkohol. In diesem Fall geht es um die Tatsache, dass man doch immer wieder an dem Punkt ankommt, dass der Durst die Oberhand gewinnt und man sich doch wieder an irgendeiner Bar wiederfindet. Jedes mal hilft es für den kurzen Moment zu vergessen, jedes Mal sieht man kurz wieder den Sinn, aber jedes Mal endet es doch gleich. „Immer wenn ich trinke“ schwört man sich, es war das letzte Mal. Und dies ist dann auch der Schlusspunkt für dieses äußerst rabiate Album.


Fazit:
Auch beim 10. Studioalbum ist der Name
KrawallBrüder noch immer Programm. 25 Jahre haben die Musiker schon auf dem Buckel und dennoch kein bisschen leiser hauen sie in diesem Jahr mit Auf Messer`s Schneide ein Album raus, welches ordentlich knallt und in eine Menge Ärsche treten wird. Selbst ich als einer ihrer größten Kritiker bin wieder vollends von ihnen überzeugt. Bisher war Venganza meine Lieblingsplatte, aber dieses Album hat diese jetzt offiziell abgelöst. Da kommt definitiv etwas ganz Großes auf uns zu!

Alex
AGF-RADIO