Erstellt von Perli am 01.12.2019
Fremdkoerper Unplugged / 30.11.2019 im Antiquariat/ Studio A in Attendorn
Bevor es in die verdiente winterliche Kreativpause geht, heißt/ hieß es für die Band Fremdkoerper aus Rönkhausen nochmal auf zwei letzten Konzerten in diesem Jahr unplugged alles zu geben. Den Anfang machten sie am gestrigen Samstag Abend, wo sie ganz ohne Strom mit einem wunderbaren Akustikset auf ihre Freunde, Familien und Anhänger im Antiquariat in Attendorn aufwarteten.
Für schlappe 8,-€ konnte man zudem aus dem Raum Finnentrop/ Heggen eine Busfahrt inkl. Getränken buchen, alles organisiert von der Band selbst! Dafür kann man das Auto gepflegt dreimal stehen lassen. So folgten Nicole und ich ebenfalls dem Ruf der Koerper, um uns dieses Event auf keinen Fall entgehen zu lassen, es lag ja quasi vor der Haustür. Der Eintritt zum Konzert selbst war übrigens frei, man musste sich im Vorfeld lediglich bei der Band persönlich oder via E-mail anmelden, um sich einen der begrenzten Plätze zu sichern. Das Studio A fasst nämlich nur knapp 120-150 Personen.
So stiegen Nicole, ich und zwölf weitere Personen gegen 18.40 Uhr in Rönkhausen in den eigens gebuchten Bus, sammelten in Heggen noch weitere vier Gäste ein und mussten Dank Bonny nach zehn Minuten Fahrt bereits eine erste Pipipause einlegen (dem Ruf der kleinen Blase folgten aber weitere vier Männer, somit hatte Bonny quasi gleich fünf mal für Erleichterung gesorgt). Wir wurden als Außenstehende gleich sehr herzlich begrüßt und sofort in die Fremdkoerper Familie aufgenommen, was mich wirklich beeindruckt hat. Danke dafür!
Um kurz nach 19.00 Uhr kamen wir in Attendorn an und nachdem wir die urige Location betreten hatten, mussten wir erstmal einige wirre Gedanken ordnen: wo waren wir hier gelandet? Was ein wirklich bunt gemischtes Publikum, was eine Atmosphäre... was eine Unmenge an Büchern, sowas habe ich noch nie gesehen! WOW!
Studio A -die Club Location in Attendorn
In Zusammenarbeit mit Alfred Knebel, dem Inhaber des Antiquariats, Martin Keseberg und dem Kultur Büro Attendorn sowie dem wohl kleinsten Radiosender der Region (1973), dem Krankenhaussender KRA2, werden hier immer mal wieder kleine Konzerte veranstaltet. Diese haben sich auch längst zum Geheimtipp entwickelt. Wer mehr über den Sender und das Studio A lesen will, kann sich informieren.
Wenn man sich in den Räumen des Antiquariats, oberhalb des ehemaligen Autohauses Knebel so umsieht, würde man wahrscheinlich nie auf die Idee kommen, hier Konzerte zu veranstalten. Ein paar interessante Zeilen über diese „Buchhandlung“ und Alfred Knebel kann man nachlesen.
Gegen 19.30 Uhr begab sich die Vorband Any Way (ehemals Fleischpeitschen) an ihre Instrumente und das Mikrofon, um die anwesenden Besucher ein bisschen aufzuwärmen. Leider kann ich nicht viel zu der Band sagen, da die wirklich miserable Tontechnik alles kaputt gemacht hat. Zu Beginn konnte ich nicht mal raushören, ob hier deutsch oder englisch gesungen wird. Das war richtig schade, denn die Musik der noch recht jungen Band beileibe nicht schlecht und auch der Gesang durchaus gut war. Mit dem Elvis Klassiker „blue suede shoes“ und einer schicken Tanzeinlage verabschiedeten sich die Jungs und machten die Bühne frei für die fünf fremden Musiker.
Lasst uns alle fröhlich sein- die Koerper schenken ein!
Für mich war es das erste Mal, dass ich die Band, die es in dieser Besetzung seit 2016 gibt, live gesehen habe und meine Erwartungen waren nach Nicole's letztem Bericht sehr hoch! So viel kann ich hier aber schon sagen: ich wurde nicht enttäuscht! Die Jungs hatten ein abwechslungsreiches Programm aus älteren und neuen Songs vorbereitet. So wurden u.a. vom aktuellen Album Raus aus Melancholia (Release August 2018) einer meiner Lieblingssongs „Kopf hoch“, „In jedem Hafen“, und „Fakenews und Volksverrat“, welches dem Wichser im Weißen Haus gewidmet wurde, im Akustikgewand einmal völlig anders wieder gegeben. Aber auch Songs wie „Meister Schlund“, „Freunde“, das neuste Stück „Heiße Schokolade“, der einzige englische Titel „Time in the Pub“ sowie ein Cover von 4 Promille „Alte Schule“ fanden großen Anklang. Nach einer kurzen Bier-/ Pipipause ging es darüber hinaus mit Songs wie „Messias“, „Mein Weg“ und „Babylon stürzt ein“ weiter. Drummer Jonas hatte am Samstag Abend seine Schlagbude gegen das Cajon getauscht und stand plötzlich am vorderen Bühnenrand um das Publikum erfolgreich zum klatschen zu animieren. Das einzige Mal, dass ein Drummer ganz vorne steht- die Band hat aber bereits angekündigt, mal ein Konzert zu spielen, wo Jonas sein Drumset vorne aufbaut. Ich bin sehr gespannt.
sex russianEs folgte etwas, was ich auf einem Konzert in dieser Form so noch nie erlebt habe: Sänger Florian hatte einige abartige Zitate von Politikern, die ich hier nicht nochmal wieder geben werde, vorgelesen und eine ganz klare Ansage an alle Faschisten und Nazis, allen voran die AfD gemacht: euch braucht hier kein Mensch! Das ganze wurde dann mit dem nachfolgenden Song „Im Reich der Tiere“ abermals untermauert! Wenn das Publikum nicht ohnehin gestanden hätte, hätte die Band spätestens jetzt Standing Ovations bekommen! Hier wird sich ganz klar positioniert!
„... Wo Herzen Augen haben und der Mut zum Handeln wächst,
wo man keinen Zentimeter wilden Tieren überlässt.
Da ist der Mensch kein Primat und seine Tugend das Misstrau'n,
da kann er allen Wölfen, allen Schlangen den Weg an die Spitze verbau'n. ..."
Ihr Set umfasste insgesamt zwei weitere Coverstücke, u.a. den Klassiker „Das Schlimmste ist wenn das Bier alle ist“ (Die Kassierer), zudem eine Ode an ihre und unsere Heimat- das Sauerland („Wo wir her kommen“) und den letzten Song „Raus aus Melancholia“.
Im Anschluss gab es noch ein Ständchen für Jonas, der einen Tag zuvor seinen 38. (*hust) Geburtstag hatte sowie ein Gruppenfoto, bevor uns der Bus gegen 23.00 Uhr wieder abgeholt hat.
Und das so eine Busfahrt aufregend sein kann, bewies sich auf der ca. 20 Minütigen Heimfahrt. Irgendjemand hatte beim einsammeln des Geldes, nennen wir ihn Jonas, Bier verzappelt, was der überaus netten Busfahrerin nicht gefallen hatte. Sie forderte den jungen Mann auf, nach vorne zu kommen und besprach mit ihm die Situation. Ich werde Jonas's Worte zu der Frau so schnell nicht vergessen: „Wie kriegen wir das denn jetzt sauber?“ - und ehe man sich versah, putzte der Drummer höchstpersönlich mit einem Aufnehmer den Boden.
Wie der Abend für den harten Kern noch ausgegangen ist, kann ich nur vermuten, Nicole und ich haben uns nach der Ankunft in Rönkhausen ausgeklingt und zeitnah unsere Betten aufgesucht. Beim nächsten Konzert sind wir aber dann definitiv beim Eier backen dabei!
Alles in allem war es ein sehr gelungener "ruhiger" Abend mit einem genialen Akustik Set. Ab dem zweiten Block wurde das Publikum auch etwas lockerer und es kam kurzzeitig sogar fast schon zu einem Minipogo, welcher leider durch einen übermotivierten/ ängstlichen Gast/ Mitveranstalter ziemlich schnell unterbrochen wurde. Musikalisch haben die fünf Jungs aus Rönksen wieder voll überzeugt und von uns aus hätten sie gerne noch'ne Stunde länger spielen können.
Neben dem Auftritt war das zweite Highlight natürlich der "Backstage Whirlpool"... wer zum Henker kommt denn auf die gruselige Idee, eine Toilette so zu "dekorieren"?
Danke Fremdkoeper für dieses Erlebnis – nicht jede Band kann unplugged überzeugen, ihr aber könnt es definitiv!
Mir hat nichts gefehlt, außer vielleicht ein bisschen Eskalation.
Danke für euren klaren Standpunkt und Danke an alle, die diesen Abend mit gestaltet haben- egal wie.
Wir kommen gerne jederzeit wieder, und beim nächsten Mal dann auch wieder mit Pfeffi! Wer die fünf Freunde in diesem Jahr nochmal live erleben möchte hat am 29. Dezember beim Beetween The Days Festival in Olpe zum letzten Mal die Möglichkeit. Lasst euch das nicht entgehen!
#backstageimwhirlpool #einebusfahrtdieistlustig #FCKNZS
Fremdkoerper sind:
Erik (Bass)
Jonas (Cajon)
Florian (Gesang)
Sascha (Gitarre)
Ecki (Gitarre/ Mundharmonika)
„... In diesem Land will ich es wagen, tiefe Wurzeln will ich schlagen,
hab' mein Herz an dir verloren, denn hier bin ich geboren. ...“
Perli & Nicole
AGF- RADIO