Erstellt von Perli am 18.12.2019

Goitzsche Front – Ostgold / VÖ: 03.01.2020 via D.O.R.

„... Wir zeigen Eier und geben richtig Gas! ..."

Gute fünf Wochen vor Geburt des fünften Kindes durften wir bereits intensiv in den Vorbereitungskurs gehen und das kommende Baby der Goitzschen Front in aller Seelenruhe unter die Lupe nehmen. 

Nach zwei Jahren Brainstorming und Produktion ist es nun endlich soweit und die Niederkunft des neuen Studioalbums Ostgold steht kurz bevor. 

Das Quartett aus Bitterfeld in Sachsen- Anhalt beglückt uns bereits seit dem Jahreswechsel 2008/ 2009 mit ihrer Musik. Die Anfänge als Coverband sind längst vergessen, angespornt vom Traum der ersten eigenen Platte, führte ihr Weg 2012 direkt ins Studio, wo zehn eigene Songs ausgewählt und innerhalb von nur vier Wochen neben Beruf, Ausbildung und Studium eingespielt wurden. 

Musik ist mein Blut (2012/ ohne Vertragslabel) 
Aus Ruinen (2014/ D.O.R.)
Mo[nu]ment (2015/ D.O.R.)
Deines Glückes Schmied (2018/ D.O.R.)

Dass die Musiker sehr heimatverbunden sind, symbolisiert u.a. der Bandname: so war der Goitzsche (sprich: Gottsche) ein ehemaliger gefluteter Tagebau in Bitterfeld-Wolfen und der zweite Wortteil zeigt auf, dass die Band immer zueinander steht und durch ihren Zusammenhalt eine starke Front bildet.  

Bocki – Gesang
Tom (TT) – Schlagzeug
Maxi – Gitarre
Ulze – Bass


Tracklist:

  1. Intro
  2. Wir sind aus Gold
  3. Die Goitzsche brennt 
  4. Spieglein, Spieglein
  5. Schwarze Raben
  6. Pfeffi
  7. Ein ganz normaler Irrer
  8. Luther
  9. Rucksack voller Bier
  10. Große Lieder
  11. Fahr zur Hölle
  12. L.M.A.E. 
  13. Meine kleine Welt
  14. Der Osten rockt!!! (feat. Maschine)
  15. Was bleibt (feat. Maschine)

„... Egal was kommt, wir bieten euch die Stirn, 
wer keinem in den Arsch kriegt, hat nichts zu verlieren...“ 

Nach einem fast schon leidenschaftlichen „Intro“ geht es nach nicht mal zwei Minuten direkt los in den ersten Song „Wir sind aus Gold“. Die Musiker sind geformt aus einem Guss, sie stehen zusammen, mit erhobenem Haupt, trotz aller Schikanen und zu allem bereit – das ist zu Beginn mal eine ordentliche Ansage! 

„...Mit dieser Stimme zermalme ich euch zu Staub, 
mit diesen Klängen pusten wir euch weg.
Fangt an zu beten, falls ihr daran glaubt, 
uns behandelt man nicht wie den letzten Dreck. ...“ 

Neues von der Goitzschen Front – das fünfte Album und das Schicksal nimmt seinen Lauf! 

Klasse Melodie und ein Text, der im Gedächtnis bleibt, es folgt also eine typische GF Nummer. Der Song greift ein Stück weit die Heimatverbundenheit auf und soll die Festivalatmosphäre beschreiben. Ich selbst war leider noch nie dort, aber die Ankündigung „Die Goitzsche brennt“  sagt ja auch schon einiges aus – für jede Schlacht bereit!

„Spieglein, Spieglein“ ist bereits vor ca. 1 ½ Jahren entstanden und wurde irgendwann mal im Auto während einer Tour geschrieben. Hier hat es sich die Band nach über zehn Jahren im Musikgeschäft mal rausgenommen, sich richtig auszukotzen und auch mal das negative anzuprangern: Heuchelei in der Szene. Live wird dieser Track garantiert eine richtig fette Nummer, davon ist zumindest die Band jetzt schon überzeugt. 

Mit „Schwarze Raben“ dürfen sich all jene angesprochen fühlen, die über oder um uns rum schwirren und nur darauf warten, dass irgendjemand einen Fehler macht, um sich dann auf ihn zu stürzen und ihn regelrecht zu zerfleischen. Bocki hat zu diesem Lied ein klares Bild vor Augen: es geht um ein Mädchen, welches an Mobbing und am Druck der Gesellschaft und der eigenen Familie zerbricht. Ein unglaublich wichtiges Thema, mit dem sich jeder auseinander setzen sollte, und wo niemand weg schauen darf!

Ein weiterer Song, der irgendwann mal auf Tour entstanden ist, ist eine Ode an das grüne Gold. „Pfeffi“ ist eine gute Laune – Saufnummer und hat vielleicht sogar das Potential zur zweiten Bandhymne? In jedem Fall werden wir diese Klänge garantiert im Sommer auf diversen Festivals aus den Boxen schallern hören. 

Einen sehr persönlicher Einblick in die Jugend von Bocki bekommen wir im siebten Track. Egal ob auf oder vor der Bühne, hier trifft man sich auf Augenhöhe und hier ist jeder gleich. „...ich bin einer von euch, ein ganz normaler Irrer, ...“ . Soundtechnisch eher untypisch für die Goitzsche Front, aber in jedem Fall abwechslungsreich, erfrischend und absolut zum identifizieren.

Der bekannteste Ossi der Welt- Martin Luther- hat die Musiker zum nachfolgenden Song inspiriert. Man kann diese Nummer zweigeteilt interpretieren, zum einen dass es wichtig ist, in seinem Denken und Leben frei zu sein zum anderen werden hier mit viel Witz und einer Prise Ironie seine 95 Thesen geehrt. Und ein wichtiger Grundsatz hat immerhin bis heute Bestand: 

„ … Trink was klar ist, und sprich das, was wahr ist, 
und manchmal überkommt mich diese Lust.
Trink, was klar ist und und fick das, was da ist, 
das war dem guten Luther schon bewusst. ...“

Auch nach zehn Jahren ist die Band immer noch da und selbstverständlich mit einem großen „Rucksack voller Bier“. Der neunte Titel ist eine kleine Zeitreise und erzählt die Bandgeschichte – rockig und eindrucksvoll ehrlich. Für mich persönlich DIE neue Bandhymne. Was den Jungs jetzt in ihrer Biografie noch fehlt ist die Königin des Rockfestivals: Wacken wäre jetzt aber echt mal angemessen! 

Sehr melodisch geht es mit „Große Lieder“ weiter- einem Song, der alle Schichten der Gesellschaft an sprechen soll. Im Laufe der Zeit haben die Jungs etliche Menschen getroffen und kennen gelernt- ihre Musik spricht die unterschiedlichsten Menschen an, vom Banker bis zum Punk unter der Brücke. Diese Band ist für jeden da! Der Refrain setzt sich sofort fest und brennt sich ein.

Ein musikalisches Experiment kommt mit „Fahr zur Hölle“. Eine Nummer, die sicherlich stark polarisieren wird. Inhaltlich geht es darum, dass Lug und Trug in den Medien dominiert und schlimmer noch, dass es einfach zu viele gibt, die diese Lügen auch noch glauben. Dieser Titel fand keinen Platz auf dem Album Deines Glückes Schmied, jetzt aber haben die Jungs die richtigen Worte gefunden und der Song hat zu Recht sein Dasein auf dem neuen Longplayer! 

Warum kann ich mir nicht am Ellenbogen lecken? Wie viele von euch werden genau das jetzt versuchen? „L.M.A.E.“ ist ein Kopfwurz von Bocki höchstpersönlich. Es ist schon spannend, was aus Textfetzen und einer Gitarre alles entstehen kann. Ein bisschen im Westernhagen Style erzählt der Song über die Scheiße, die tagtäglich über Fernsehen oder Zeitung verbreitet wird. Bocki's Aufforderung an uns alle: Konzentriert euch nicht auf die sinnlosen Nachrichten da draußen sondern auf das Wesentliche- auf euch und auf eure Familien. 

„Meine kleine Welt“ ist auf jeden Fall auch ein großer Favorit mit Ohrwurmcharakter. Dieser lebensbejahende Song ruft dazu auf, sich einfach mal ein Bier zu schnappen und sich von den Sorgen des Alltags zu befreien. Es ist ein Appell, sich in dieser heutigen schnelllebigen Zeit nicht selbst zu vergessen. 

Neu aufgerollt und produziert: als erster Bonustrack folgt der Klassiker „Der Osten rockt“ hier aber feat. Dieter Birr alias „Maschine“- Urgestein, Kopf und Herz der bekannten Rockband Puhdys. Der Song, mit dem sich wohl jeder ostdeutsche GF Fan zu 100% identifizieren kann. In dieser Version hat die Nummer etwas an Härte und Tempo verloren, ist aber deshalb keineswegs schlecht. 

Das neue Album schließt mit einem weiteren Feature mit Maschine. Die <ZWEITE SINGLE> „Was bleibt“ mag für die einen vielleicht einfach nur ein Song sein, für andere eine tiefgründige Aussage, für die Musiker selbst aber vor allem eine wirkliche Herzensangelegenheit. Der Song- ein alter Puhdys Klassiker- hat die Jungs geprägt wie kein anderer. Er fasst all das zusammen, wofür sie stehen: die Leidenschaft zur Musik und den unerbitterlichen Zusammenhalt, zudem ist er eine emotionale Erinnerung an die Der Osten Rockt Tour


Fazit: Album Nummer fünf könnte nicht besser sein: typisch Goitzsche Front, aber halt auch mit der ein und anderen Überraschung! Ungewohnte Klänge und zwei Feature Songs, die diese Platte zu 100% zu dem machen, was sie ist. Keine Frage, dass dieses Teil in keiner Sammlung fehlen darf, egal ob Ost oder West! 
 

Lass die Sonne in dein Herz und den Pfeffi in die Kehle
Perli
AGF- RADIO