Erstellt von Perli am 10.01.2020

Platzverweis - Keine Revolution / VÖ: 14.02.2020 via Sunny Bastards

„... Hoch die Tassen, auf die Welt, wir sind dem Untergang geweiht ...

Still war es um unsere Freunde aus aus Liebenburg in Niedersachsen- viel zu lange, viel zu still! Das letzte Album Bis der Vorhang fällt ist immerhin schon sechs Jahre her! Und deshalb wird es jetzt verdammt nochmal aber auch Zeit, dass sich die Jungs von Platzverweis zurück melden! Laut- dreckig und ziemlich geil!  Also nicht lang schnacken und reingehört.

Bandbesetzung: 
Rhythmusgitarre - Socke
Schlagzeug - Stefan
Sologitarre - Brian
Gesang -  Pittner???????
Bass - Jan


Tracklist: 

  1. El comienzo
  2. Triebe in dir ???????
  3. Unser Abend 
  4. Wahnsinn 
  5. Nebel alter Tage
  6. Ein neues Jahr 
  7. Verlassene Häuser – leere Tresen 
  8. Ich weiß alles 
  9. Mein zweites Gesicht 
  10. Alte Schätze
  11. Rausch 
  12. Keine Revolution 
  13. Wartet auf uns 

Als ruhiges Klavier Intro lädt „El comienzo“ - Der Anfang- zum entspannen ein, nicht nur weil sich die ersten Töne nach einer Spieluhr anhören, sondern auch, weil die einsetzenden Streicher das träumen perfekt machen. Ich (Perli) liebe bereits diesen ersten Song, es kann folglich also nur gut werden. 
 

„Triebe in dir“ beendet indes sofort diese Entspannungsphase, und ich (Hannes) will gleich los tanzen und mitsingen. Ungebremst und rebellisch ist hier gleich der erste Ohrwurm am Start. 

„... Diese Triebe in dir, zeigen dir wer du bist, 
dass diese Welt, ihr ganzer Abschaum noch nicht unser Ende ist.
Und was bliebe von dir, wenn du uns jetzt verlässt, 
nur ein Wolf ohne Rudel, den die Wildnis zersetzt ...“ 

Ein Leben in zwei Welten: der triste Alltag, oft regiert von Depressionen, und die Musik: ihr kennt das. „Unser Abend“ lässt uns da mit einem zufriedenen Lächeln auf 15 Jahre Platzverweis blicken. Mit Zeilen wie  „... denn nur dort geschehen die Dinge, die es lohnt, den Kindern zu erzählen...“ trifft es ziemlich genau den Spagat zwischen beiden. Coole Hymne! Wenn ich (Hannes) was zu sagen hätte, ich würde diesen Song auf der Tour als letzten spielen. wink

Bisher ist die Platte nicht nur überzeugend, sondern tatsächlich der „Wahnsinn“. Und mit diesem gleichnamigen Titel geht es weiter. „...Schau nicht so traurig, kleines Mädchen...“ - ein ultimativer Satz zum Trostspenden. Ich weiß nur nicht, ob er von Matti (Gumbles) oder Pittner besser klingt. Aber letztendlich endet beides in Bier, und das ist auch gut so. Prost, Jungs!

Es gibt unzählige Songs in denen sich Bands selbst anpreisen, aber in „Nebel alter Tage“ ist es mal anders. Man schaut durch textlich triviale Augen und schafft so einen Song, bei dem sich am Ende alle in den Armen liegen. Die Geschichte von Platzverweis wird eine unendliche Geschichte sein! 

Ach ja, Jahreswechsel war ja auch. Frohes Neues ihr Rabauken, auf zu immer neuen Zielen und auf „Ein neues Jahr“! Die Nummer kennen wir ja bereits seit Ende Dezember, als die Band das <VIDEO> zum Song auf FB veröffentlicht hat und damit nicht nur die Silvester Party gerettet sondern gleich den Soundtrack zum Jahreswechsel geschrieben hat. Ihr wißt also selber, das dieser Titel auch zu jedem Schritt im Leben sehr gut hörbar ist. Ich (Perli) sag dazu nur eins: „... Scheiß auf deine alte Liebe! Nichts wird so bleiben wie es war!...“.

Ganz anders als die vorherigen Nummern, aber angenehm melodisch geht es weiter mit einer Ode an die Kindheitserinnerungen und den Wandel des Stadtbildes. „Verlassene Häuser -leere Tresen“ ist für jeden nachvollziehbar, der mal dorthin zurückschaut, wo er/ sie aufgewachsen ist. Ebenfalls ein Klassiker! 

„...Diese Welt, sie steht in Flammen und niemand will sie retten...“  

Ein Höhepunkt jagt hier den nächsten und das wird sich auch mit dem achten Track nicht so schnell ändern. Woher ich das weiß? „Ich weiß alles“! Inhaltlich geht es hier um die Arroganz diverser Klugscheißer, die die Weisheit mit dem Löffel gefressen haben aber letztendlich doch ohne Verstand sind! Diejenigen, die dem Kapitalismus den Kampf angesagt haben, ... mit einem Burger in der Hand... Ein interessantes Thema, gut umgesetzt. 

Bleiben wir bei spannenden Themen: viele von uns befinden sich sicherlich auch oft in dem Zwiespalt zwischen Alltag und Konzert/ Festivalleben. Versagt zu haben, sich der Gesellschaft einzufügen- da kann nur ein Geheimbund für's Leben die Rettung sein! Für einen Musiker ist dieser Spagat sicherlich nochmal stärker. Was es hingegen ausmacht, sich bewusst dafür zu entscheiden, verdeutlicht der nachfolgende Song „Mein zweites Gesicht“. Gutes Tempo mit eingängigem Text. We like it! 

„... Meine Schicksalsgemeinschaft im dämmerndem Licht, 
Menschen denen ich vertrau, eine Familie für mich, 
fürs Leben gebrandmarkt, ein zweites Gesicht,
werden ein Teil von mir bleiben, ob ich will oder nicht.“ 

So langsam kommen wir auf die Zielgerade, also laßt uns noch ein paar „Alte Schätze“ heben. Hierbei handelt es sich natürlich nicht um Goldbarren, der Track haut thematisch mit „Wahnsinn“ in eine Kerbe, allerdings hier auf zwischenmenschlicher Ebene. Man kann sie niemals verlieren, die Erinnerungen, die im Herzen platziert sind. 

Jetzt befinden wir uns langsam in einem „Rausch“, der passende Titel dazu kommt gradlinig um die Ecke und lädt direkt zum Tanzen ein. Ein ziemlich cooler Song und wir stellen fest, dass die Platte nach hinten raus tatsächlich nicht an Stärke verliert. 

„... Keine Vision keine Ideen, nichts geht voran in diesem Land...“ 

Kritik muss erlaubt sein und diesmal kommt sie  sehr direkt. Die klassische Frage nach dem Aufstehen der jungen Leute, der Generation X, den Millenials, all das wird schön eingefangen im namensgebenden Titel „Keine Revolution“. Musikalisch ist der Song zwar auch keine, muss er aber auch nicht. Er funktioniert, das allein zählt. Visionen braucht dieses Land! 

Das Licht geht aus, die Show ist zu Ende! Alles muss mal enden, und ihr wartet vermutlich schon auf unser Fazit. Vorher bitten uns Platzverweis jedoch nochmal mit „Wartet auf uns“ zum letzten Tanz dieser Platte. Mitsingphasen und Schunkelstimmung lassen den Abschied bittersüß wirken. Das Wochenende liegt in den letzten Zügen, ein Konzert oder was auch immer ist vorbei... aber es wird weiter gehen, ganz bald! Tolle letzte Nummer gleichwohl schade, dass das Album damit endet.  


Fazit Hannes: Ich find's mega! Der Einstieg zur Rückkehr ist definitiv geglückt! Das neue Jahr beginnt mit Keine(r) Revolution, aber einer sehr guten Platte. Endlich! Neues aus dem Hause Platzverweis. Und sie zeigen, dass sie nichts verlernt haben, ihre Punkseelen immer noch stark sind, aber die Texte gereifter und erwachsener klingen. Viele interessante Themen schön punkig verpackt. Es ist kein Song dabei, der als Lückenfüller dient, alle Titel, jeder für sich unterschiedlich, haben mich absolut überzeugt. Von mir gibt es zwei klare Empfehlungen: Platte kaufen und die Jungs live angucken, diese Songs werden größtenteils zünden wie Sau denke ich. So kann das Jahr beginnen! 

Fazit Perli: Um es mit den Worten von Socke zu sagen: „... hat doch bloß 16 Jahre gedauert... Die Aufnahmen dauern bei uns immer ein bisschen länger... da geht schon so manch epischer Moment der Bandgeschichte ins Land...“. 
Das Dingen ist richtig geil geworden und super gelungen. Mit ordentlich Tempo düsen die die Musiker auf einer Überholspur und ich hoffe, dass der ein und andere Konzert-/ Festivalveranstalter hier noch aufmerksam auf die Jungs wird! 
Zu den Songs: mir geht es da ähnlich wie Socke, ich kann mich kaum entscheiden, welcher mein Liebling ist. Bei jedem Stück denkt man so: DAS ist er aber jetzt... und dann kommt der nächste Knaller. Ein wahnsinnig starkes und punkiges Album und Gott bitte, lass es jetzt nicht wieder so lange dauern! Das Leben lebt- ja und Platzverweis ist in den letzten Jahren mehr und mehr zu der Band geworden, die sie immer schon sein wollte. „...Wir sind echt an uns gewachsen, haben alle richtig Bock darauf...!“

Hannes & Perli 
AGF- RADIO