Ein kleiner Schritt gegen die Krise, doch ein großer Schritt zurück zur Normalität

Im Vorfeld konnte es niemand wirklich fassen: ein richtiges Konzert ohne im Auto sitzen zu müssen? Wirklich??? Fast schon so wie in den „normalen Tagen“? Um die Antwort darauf zu bekommen und euch davon berichten zu können, gab es daher nur eine Möglichkeit: mit drei guten Freunden wurde ein Auto vollgepackt und ab ging es nach Borna.

Der Hinweg verlief sehr ruhig und nachdem wir zuerst noch fix unsere Hotelzimmer bezogen hatten, führte uns der Weg dann schnurstracks zum Volksplatz. Vorher drehten wir allerdings erst noch eine Runde über den Parkplatz, wo die Hygieneregeln noch nicht griffen. Das mag jetzt zwar etwas überzogen klingen, aber es war für mich wie das Eintauchen zurück in die Normalität. Die Stimmung war ausgelassen wie auf einem Festivalcampingplatz, aus einigen Ecken dröhnte Musik und, was für mich ganz besonders wichtig war, mir kamen direkt einige Gesichter entgegen, die ich seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. In diesem Sinne dachten wir uns alle für diesen Abend FUCK THE VIRUS und feierten erst einmal ausgiebig das lang ersehnte Wiedersehen.

Irgendwann war es dann aber doch Zeit, auf das Gelände zu gehen. Bei all der Freude wollte man ja schließlich keines der Konzerte verpassen. Kurz kehrte wieder der tägliche Graus ein, denn in der Warteschlange galt natürlich die übliche Abstandsregel und auch das Tragen der nervigen Masken. Glücklicherweise ging der Einlass trotz all der notwendigen Maßnahmen zügig von statten und nach kurzer Kontrolle verteilten sich die Leute in alle Richtungen und damit war die Maske dann auch wieder überflüssig. Der Volksplatz bietet zum Glück mehr als genug Fläche, damit alle Abstand halten konnten und somit stand dem ungestörten Konzertgenuss auch nichts mehr im Wege.
Den Anfang machten Störer und man merkte bereits hier, dass die Euphorie bei vielen keine Grenzen mehr kannte. Der Sound war wirklich überragend und auch die eingefleischten Fans der Band ließen es sich nicht nehmen, die Jungs in den Pausen zwischen den Songs immer weiter an zu feuern. Die Ränge füllten sich zu dieser Zeit zwar erst noch, aber die Stimmung war dennoch von Beginn an überragend. Nach kurzer Umbaupause folgten mit VIVA die Überflieger aus Franken. Für mich endlich die langersehnte Gelegenheit, die Songs ihres hervorragenden Debütalbums live zu hören. Und wie erwartet wurde niemand enttäuscht. Die Songs trafen den Nerv eines jeden Fans und auch der Fanclub von ihnen ließ es sich nicht nehmen, einige geile Aktionen zu liefern um den Jungs ihre grenzenlose Unterstützung zum Ausdruck zu bringen. Das eine oder andere Cover durfte an dieser Stelle natürlich auch nicht fehlen und so ging ein erstes großes Highlight dieses Abends auch wie im Fluge vorbei. Als drittes kamen Berserker aus Berlin auf die Bühne um auch den Fans der härteren Musik an diesem Abend eine Freude zu bereiten. Das taten sie natürlich auch und lieferten einen grandiosen Auftritt mit einem herzergreifenden Ende ab. Vor einigen Tagen ist Matze, der ehemalige Gitarrist und langer Wegbegleiter der Band leider verstorben und an diesem Abend erwiesen sie ihm die letzte Ehre. Dazu spielten sie den Song, welches als „Elf“ auf ihrem Album Reinkarnation bekannt ist und hielten ein Banner hoch, mit dem sie ihre Trauer zum Ausdruck brachten. Flankiert wurde das Banner von 2 Fackelträgern und so verbrachten wir die Dauer dieses Lied in stummer Beileidsbekundung. An dieser Stelle möchte ich stellvertretend für das gesamte AGF- RADIO Team der Band, vor allem aber auch der Familie von Matze unser herzlichstes Beileid ausdrücken. Wir wünschen allen viel Kraft um diesen schweren Schlag verarbeiten zu können. Glücklicherweise folgte nach diesem kurzen Moment der Trauer eine Band, die es wohl wie kaum eine andere versteht  jede trübe Stimmung in einen Hexenkessel zu verwandeln. Rotz & Wasser gaben sich die Ehre um mit jeder Menge Spaß aber vor allem auch ohne irgendwelches Niveau den Leuten kräftig einzuheizen. Es hielt kaum noch jemand auf den Rängen und mehr im Stehen, aber vor allem mit einem breiten Grinsen im Gesicht verfolgten wir das Schauspiel, welches uns geboten wurde. Anschließend folgte endlich die Band, auf welche ich mich an diesem Abend am meisten gefreut hatte. Mein persönlicher Headliner waren an diesem bereits jetzt schon legendären Abend Artefuckt. Die Jungs hatten allerdings leichte Startschwierigkeiten, denn während des ersten Songs funktionierte das Mikro von Sänger Andre leider nicht, was zur Folge quasi eine ungewollte Karaokeversion von „Alles was zählt“ hatte. Jeder, der den Text kannte, brüllte einfach aus voller Kehle mit. So natürlich auch ich. Es gab eine kurze Pause und das Problem wurde behoben. Ohne weitere Vorkommnisse ging es voran, und es wurde mein erhofftes Highlight dieses Abends. Neben einem Fahnenmeer, welches vom Supportersclub angeregt wurde, gab es noch einige Bengalos die gezündet wurden und somit wurde uns auch durchaus ein Spektakel für die Augen geboten. Eben ein rundum überragendes Konzert der Jungs vom Niederrhein. Den Schlusspunkt an diesem Abend setzten die Glorreichen Halunken. Wer vorher noch ein Fünkchen Stimme besaß, hatte jetzt definitiv die Gelegenheit den letzten Rest auch noch zu verlieren. Mit den heiligen Liedern der Böhsen Onkelz fand dieser sehr schöne und vor allem auch wichtige Abend seinen krönenden Abschluss. 

Ausgepowert und sehr glücklich ging es zurück zum Hotel um den verdienten Schlaf zu bekommen. Der Heimweg am Tag danach verlief genauso reibungslos wie der Hinweg, und so war es eine rundum gelungene Reise, an die ich mich noch lange zurück erinnern werde.

In meinen letzten Worten möchte ich noch darauf eingehen, warum dieser Abend so wichtig war:
Es war ein Zeichen dafür, dass die Normalität wieder auf dem Weg zurück ist. Das Team vom Volksplatz Borna hat geschafft es der Welt zu zeigen, dass es trotz Auflagen möglich ist, ein verdammt gutes Konzert zu organisieren! Deshalb möchte ich an dieser Stelle im Namen aller Besucher ein riesiges Dankeschön an alle Beteiligten aussprechen. Ihr habt es geschafft, unseren grauen Alltag mit eurer Veranstaltung wieder etwas bunter und vor allem hoffnungsvoller zu gestalten.

Alex
AGF-RADIO