Die Veranstaltungsbranche ist immer noch im Würgegriff der Pandemie und immer noch gibt es keine Aussicht auf Besserung. Doch glücklicherweise ist die Kreativität unserer Lieblingsmusiker/ -bands nicht davon betroffen und so erreicht uns in dieser Zeit fast schon im Wochentakt neue Musik, um uns die Situation erträglich zu machen.

So erreicht uns auch neues Material aus dem Hause Artefuckt. Sie bringen ihr mittlerweile 3. Studioalbum heraus und Gemini wird das gute Stück heißen. Die Erwartungen sind äußerst groß würde ich sagen, Manifest kam 2017 fast schon aus dem Nichts und spielte sich in Rekordzeit in die Herzen der Leute, 2019 sorgte Stigma (Platz 5 in den deutschen Charts) dann für den verdienten Schub nach vorne, sodass sie als noch relativ junge Band in der Lage waren, auch ihre erste eigene Headlinertour erfolgreich zu fahren. Ihr Weg führt sie konstant steil nach oben, aber kann dieses Album seinen Vorgängern gerecht werden oder sie eventuell sogar noch übertrumpfen? Das erfahrt ihr in den kommenden Zeilen bei meiner Führung durch die Welt von Gemini.

Bandbesetzung:
 André Donay – Gesang/Gitarre
Sven Goldschmidt – Gitarre
Kevin Ricken – Bass
Ulrich Cichy – Schlagzeug

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Tracklist:

1. Artefuckt
2. Adrenalin
3. Diese Tage
4. Volle Kraft voraus
5. Weiss & Schwarz
6. Schachmatt
7. Ein Tag
8. Schwerelos
9. Seid ihr dabei
10. Ein Mann, ein Wort!
11. Gute Reise
12. Alles auf Sieg
13. Du bist das Licht

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Mit einem Urschrei, untermalt von einem absolut fetten Riff, geht es ohne Umwege direkt in den Opener. Hierbei handelt es sich quasi um eine erweiterte Version ihres bereits veröffentlichten ersten Songs „Artefuckt“. Das Lied ist so für sich schon absolutes Brett, doch mit dem krachenden Anfang, der nahtlos übergeht in den eigentlichen Song, wird alles nochmal auf ein neues Level gehoben. Das Ergebnis ist ein gewaltiger erster Song voller Energie, Lebensfreude und einer Botschaft, bei der man nicht anders kann, als mit ganzem Herzen dahinter zu stehen. Auch nach mehrmaligen Hören kostet es immer wieder Überwindung den Finger vom Replaybutton zu nehmen. So viel geballte Power und das allein im ersten Song, sorgt wirklich für einen perfekten Start.

Mit einem Kickstart ging es los und am Anschlag geht es auch immer weiter. „Adrenalin“ heißt der zweite Song und der Name ist Programm. Es ist der Treibstoff, der dieses Lied konstant im roten Bereich hält und ihn mit Vollgas in eure Herzen treiben wird. Adrenalin lässt uns immer wieder gemeinsam mit der Band Vollgas auf ihren Konzerten geben. Sowohl auf als auch vor der Bühne sind wir alle in seinem Rausch und genießen diesen Trip jedes Mal auf´s Neue. Dieses Lied ist ein Monster, das nur darauf wartet entfesselt zu werden!

Trotz der dunklen Zeit, in der wir uns gerade befinden, gibt es noch „Diese Tage“, die uns das Leben wieder lebenswert machen. Mit den Liebsten einfach aus der Normalität ausbrechen und machen was man will. Die Seele vom Stress befreien um die Freiheit auszuleben. All das und noch einiges mehr drückt dieser kraftvolle Song aus. Ein willkommener Weckruf an alle, die in ihrem üblichen Trott festhängen: weg mit dem Alltag und hinein in den Spaß!

Der wilde Ritt geht weiter. Voll im Rausch der Energie kommt mit „Volle Kraft voraus“ ein weiterer Ansporn, genauso weiter zu machen. Vor allem aber ist es auch ein Ansporn, aus dem Strom der Masse auszubrechen und endlich die eigene Geschichte zu schreiben. Es gibt so unendlich viele Weisheiten oder Sprichwörter, die anregen diesen Weg zu gehen. Mit einigen sehr tragenden davon zeigen uns Artefuckt die Richtung und geben uns symbolisch den Stift in die Hand, um endlich die ersten eigenen Zeilen zu schreiben.

„Weiss & Schwarz“ ist eine fast schon viel zu ehrliche Erzählung über einen inneren Kampf. Das Gute gegen das Böse, Engel gegen Teufel, Schwarz gegen Weiß. Hört man auf das innere Licht oder gewinnt doch die Dunkelheit die Oberhand? Ein Kampf, den man jeden Tag auf´s Neue mit sich führen muss. Es ist ein sehr bildhaft ausgedrücktes Stück über den Konflikt, den wir alle auf unsere eigene Weise in uns führen. 

Wir kommen zum zweiten vorab veröffentlichten Song des Albums. Wer an dieser Stelle Aggressionen in sich trägt, bekommt hier eine wunderbare Gelegenheit sie los zu werden. All die widerwärtigen Möchtegerngestalten, die einem das Leben schwer machen, bekommen hier mit dem Temperament eines Vorschlaghammers gnadenlos die Wahrheit verpasst. Ein in Worte gefasster Mittelfinger für alle Arschlöcher dieser Welt. Setzen wir sie gemeinsam „Schachmatt“!

Nach all der geballten Energie kommt nun die dringend notwendige Verschnaufpause und es wird etwas ruhiger. Mit der Ruhe kommt manchmal auch die Einsamkeit. Sie mag oft verletzen doch es gibt auch die Momente, in denen sie dein bester Freund sein kann. Wenn der Wahnsinn überhand nimmt, und alles zu viel wird, gibt es diesen einen Tag: „Ein Tag“ mit sich selbst allein- zur Selbstreflektion, zum Schwelgen in Erinnerungen und für den Weg zurück zum inneren Frieden. Mit diesem Song liefert uns die Band etwas absolut Außergewöhnliches. Es gibt nur selten Songs, die zur inneren Einkehr anregen. Umso wichtiger ist es, so besondere Werke, wie dieses Lied, in die Welt hinaus zu tragen und dafür zu sorgen, dass sie die Beachtung bekommen ,die sie verdienen.

Was bringt die Zukunft? Was wird uns noch erwarten? Diese und noch weitere Fragen stellen wir uns alle auf die eine oder andere Weise. Die Antwort darauf kennt aber keiner. Deswegen gibt es auch keine andere Möglichkeit, als das Leben zu nehmen wie es ist und die Zeit zu genießen. Mit dieser Nummer zeigen sie uns einen Weg, dies zu tun. „Schwerelos“ ist ein weiterer Kracher, der seinen Vorgängern in Nichts nachsteht.

Nach all den energiegeladenen Songs die bereits kamen fällt es schwer zu glauben, dass das Ganze nochmal getoppt werden kann. Doch ohne Umschweife liefern man uns hier mit „Seid ihr bereit?“ den Gegenbeweis. Ein vor geballter Kraft strotzender Song, der einfach niemanden unberührt lässt. Es ist der in Ton gefasste Moment der Eskalation, wenn die Stimmung am Siedepunkt ist und die Party ihren Höhepunkt erreicht. Pure Ekstase!

Sollte es mal ein Lexikon geben mit Liedern über Freundschaft wird dieses Nachfolgende dabei ganz vorne mit auftauchen. „Ein Mann, ein Wort!“ bringt es genau auf den Punkt, was sich hinter diesem so bedeutenden Lebensmotto verbirgt: ein Loblied auf die besten Freunde mit herausragendem Identifikationsfaktor.

Freundschaft ist auch im anschließenden Stück das Stichwort. Doch dies ist eines, welches uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück lässt. „Gute Reise“ ist eine Erinnerung an jene Bindungen, die nicht mehr da sind. Nicht alles bleibt für immer und selbst manch enge Freundschaft geht doch auseinander. Hier bekommen wir noch einmal die Gelegenheit, jenen Zeiten zu gedenken. Trotzdem wünscht man dem Anderen immer noch das Beste und hofft, dass alles gut ist. 

Kurz vor Ende gibt es hier noch eine dicke Kampfansage an das Leben. Ja, es gibt immer wieder schlechte Zeiten, aber das ist noch lange kein Grund, aufzugeben! Mit diesem Song an der Seite kann der Kampf weiter gehen und du kannst „Alles auf Sieg“ setzen. Mit geballter Power geht es weiter Schlag für Schlag dem guten Ende entgegen.

Mit diesem nun leider doch letzten Titel hat Artefuckt etwas geschafft, was bisher nur äußerst selten eine Band geschafft hat. Ich saß nach dem ersten Hören da und war sprachlos. Ich hatte keine Worte um dieses Lied auch nur annähernd beschreiben zu können. Selbst jetzt, während ich diese Zeilen verfasst habe, fällt es mir immer noch schwer. „Du bist das Licht“ schafft es, wie kein anderes Lied, die Empfindungen eines Vaters für sein Kind in Worte zu fassen. Das ganze ist so absolut episch und mitreißend in Ton verpackt, dass selbst einem Kerl wie mir, der noch keine Kinder hat und die Gefühle noch nicht mal ansatzweise nachvollziehen kann, sowohl beim Hören als auch beim Schreiben, die Tränen kamen. Es ist der mit Abstand stärkste Song des ganzen Albums. Ich würde sogar sagen, einer der stärksten deutschsprachigen Songs, die je geschrieben wurden.

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Fazit:
Bevor ich mein Urteil gebe, möchte ich eines festhalten: das, was ich hier gleich schreibe, ist keine Übertreibung und ich wurde auch nicht beeinflusst, es so zu schreiben. Es ist meine absolut ehrliche Meinung von Mensch zu Mensch. 

Gemini ist ein Meilenstein! Nicht nur für die Band, sondern auch für den Deutschrock im Allgemeinen. Für mich ist es das Beste Album im Deutschrock, welches je erschienen ist. Es ist definitiv ein Werk, welches Maßstäbe setzt und niemanden unberührt lassen wird.

Alex
AGF-RADIO