Erstellt von Perli am 24.10.2020
Michel- Flüsterton / VÖ: 13.11.2020 via MICHEL (selfmade)
Wo fang ich am besten an?
Akustik-Songs mag man, oder man mag sie eben nicht. Dieses Album besteht gleich aus 14 dieser Art, also ein reines Akustikalbum. FLÜSTERTON ist Michels absolutes Herzensprojekt: selbst getextet, selbst komponiert, selbst gemixt, gemastert und gestaltet – einfach 100% selbstgemacht! Corona sei Dank, muss man hierbei sagen. Denn ohne den Lockdown wäre es wohl fraglich, ob ich sonst hier sitzen würde - just in dem Moment- mir diese ruhigen Klänge anhören und das Review schreiben würde.
Bandbesetzung:
Gitarre und Gesang: Michael Brehm
Immer mal was Neues – so sieht es hier für mich aus. Entweder ich schreibe über eine mir völlig fremde Band, oder wie heute – über das Soloalbum eines mir sehr wohl bekannten Musikers. Denn MICHEL ist niemand geringeres als der Frontmann der Band Unbelehrt.
So kommt es auch, dass zehn Songs des Albums bereits existieren, jedoch teilweise neu interpretiert wurden. Zu diesen unter den Fans bereits bekannten Songs, kommen noch vier völlig neue Stücke dazu.
Ich habe mich tierisch gefreut, als ich nach Hause kam, und im Briefkasten dieses Goldstück vorfand. Und ich freue mich, immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt zu werden, denn das Album eines Bekannten, nein, ich gehe noch weiter, eines Freundes, völlig auseinander zu nehmen, es völlig ehrlich und neutral zu kritisieren... ja, auch das will gekonnt sein. Aber nun genug geschwafelt, ihr wollt lesen was euch erwartet. Bitteschön:
Tracklist:
- Der Moment
- Reise Richtung Paradies
- Programmierbar
- Kranke Welt
- Macht die Augen auf
- Schachmatt
- Leichen im Keller
- Verbotene Liebe
- Leckt mich am Arsch
- Ich will hier raus
- Mutter
- Weil ich anders bin als du
- Die Zeit vergeht
- Wie gerne könnt ich fliegen
Wenn ihr die CD dann endlich in den Händen halten könnt, empfehle ich euch nur eins: lehnt euch zurück, schließt eure Augen und genießt einfach mal!
Ich lege das Album ein, und direkt beim ersten Song „Der Moment“ innerhalb der ersten zehn Sekunden, schafft es mein Körper auf Gänsehautstimmung umzuschalten. Herrlich ... und was ich euch noch sage: das wird mir die nächsten 14 Songs noch öfters passieren. „Der Moment“ ist ein Song, den wir in einer etwas anderen rockigeren Version bereits kennen. Er ist zu finden auf der Narben der Zeit von 2017.
„Reise Richtung Paradies“ lädt uns dann ein, mal in alten Erinnerungen zu schwelgen. Der Refrain kommt sehr beschwingt rüber. Ich bin begeistert, was man alles mit nur einem einzigen Instrument erschaffen kann. Akustik ist also doch nicht immer gleich Akustik. Die Songs können weiterhin viele verschiedene Stimmungen aufkommen lassen, von heiter beschwingt bis sentimental ist alles dabei.
Kommen wir zu einem der vier Songs, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Nämlich auf die Neuware. Ihr könnt euch hoffentlich die Herzchen in meinen Augen vorstellen.
„Programmierbar“ ist ein super Song, der einen etwas zum nachdenken einlädt. In der Stimmung kommt er positiv daher und der Text lässt mich dann schmunzeln. Und ich kann einfach nur „JA“ sagen „JA, JA, JA, JA, JA!!!“ Eben genau so sieht es mit der Gesellschaft aus. Ich empfehle euch dieses geniale Lied definitiv. Hört es euch an und bildet euch euer eigenes Bild. Ich bin mir sicher, es wird den einen oder anderen geben, der ebenso zustimmt. Dumm und programmierbar... wie wahr deine Worte rüber kommen, lieber Michel.
Weiter geht es mit „Kranke Welt“. Das erste Lied, das mich kurzzeitig vor eine kleine Herausforderung gestellt hat. Ich kann es mitsingen, es hat sich kaum zum original verändert, da dieser bereits in eben genau der Art herausgekommen ist. Aber wo ist er denn nur drauf?! Nach einem gefühlten Nervenzusammenbruch habe ich gecheckt, dass ich bei der falschen Band suche, DENN Unbelehrt heißt nicht schon immer so. Als ich Michel kennengelernt habe, hieß die Band noch Analgewitter. JA richtig gelesen ;-) und wenn man dann unter diesem Namen in seiner Musiksammlung sucht, findet man auch das Original. Der Song ist toll, toll und unheimlich aussagekräftig.
„...Das ist unsere kranke Welt, die wir erschaffen haben,
keine Besserung in Aussicht, ohne Tatendrang. ...“
Unsere Welt ist teilweise unheimlich grausam, manchmal so sehr, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, wenn man nur auf seinem Sofa sitzt und die Nachrichten sieht. Auch hier schafft es das Lied wieder, obwohl ich es bereits kenne, mir sofort eine Gänsehaut zu verpassen. Auch wenn es sich nicht sehr verändert hat. Es ist ein MEGA Song!
„Macht die Augen auf“ lässt einen schon beim ersten Vers wieder nachdenken. Wieder ein neues Stück. Ein Song gegen den Krieg, gegen die Waffen, gegen die Gewalt. Leute, macht die Augen auf! Wie kann ein Titel aussagekräftiger zutreffen?! Freut euch auf ein Lied, welches wieder beschreibt, wie die Welt, in der wir leben, derzeit aussieht. Mehr gibt es gar nicht zu dem Werk zu sagen. Hört es euch an, und stellt fest, es ist bereits alles gesagt.
Es folgt wieder eine Nummer, die wir bereits kennen. „Schachmatt“, ebenso auf der Narben der Zeit zu finden. Anders, aber nicht schlecht. Eben wie es sich für einen Akustiksong gehört, wesentlich ruhiger als das Original. Wobei ich hier das erste mal für mich persönlich sagen muss, die normale Variante gefällt mir tatsächlich besser. Ja auch sowas soll es geben. Wir sind ja hier nicht bei „Das perfekte Album“. Geschmäcker sind verschieden- Gott sein Dank muss man da ja sagen.
Erneut ein Song aus ganz alten Zeiten und auch wieder eine Version, die ganz nah an der ursprünglichen Variante gebaut ist: „Leichen im Keller“. Diejenigen, die das Lied also bereits kennen, wissen, was sie erwarten wird. Für alle anderen: „...Eure Missgunst kotzt mich an...“ ist vermutlich das treffenste Zitat, welches ich aus dem Lied hervorbringen kann, was ganz gut beschreibt, worum es in dem Stück geht.
Leute ihr habt keine Ahnung wie sehr mich das Lied „Verbotene Liebe“ geflasht hat. Wie man im Titel erwartet – es geht um die Liebe – hach ist das schön... Da gesellt sich plötzlich eine Frauenstimme zum Gesang von Michel dazu. Sag mal ist das nicht.... doch ist sie... Wer da mitsingt ist niemand treffenderes als seine Freundin.
Sch***e Ramona du kannst ja singen?! Warum sagst du so was nicht?! Wieder was dazugelernt. Hammer! Einfach der Hammer! Mir hat es wieder die Haare an sämtlichen Stellen aufstellen lasen... Wunderschön! So ein Duett... ich weiß gar nicht mehr wann ich zuletzt so ein schönes Duett gehört habe. Ganz großes Kino für die Ohren. Hab ich schon erwähnt, dass ich das Lied schön finde?! Gut ich hör schon auf.^^
Weiter geht es mit „Leckt mich am Arsch“. Wir kennen die Version bereits mit „uns“, auch wieder von Analgewitter aus dem Album „Neue Zeit“. Rhythmisch und eine unheimlich coole Version, die es doch tatsächlich schafft, mich auf meiner Couch hier umherhoppeln zu lassen. „...Leckt mich am Arsch, Leckt mich am Arsch...“ Hach kann ich schön singen, bestimmt genauso schön wie Ramona. Oder auch nicht, vergeßt das letzte wieder. Das wollt ihr nicht hören. Aber die Version des Liedes, DIE wollt ihr hören!
Der letzte der vier neuen Songs „Ich will hier raus“ folgt als Nächstes. Puuuh, ein Brocken zum nachdenken wartet auf uns. Für mich wird ein relativ schwieriger Punkt dort angesprochen: schlechte Erfahrungen, Depressionen... Was auch immer einen Menschen dazu bringt (fast) aufzugeben... Leute es gibt immer einen Weg nach draußen. Wenn euch jemand auffällt, der lange traurig ist, oder gar von dem ihr wißt, er ist depressiv... Helft diesen Menschen! Oft schaffen sie es nicht allein. Ich empfinde dieses Lied als einen Hilfeschrei, der sicherlich bei einigen Menschen als Lied genauso ankommen wird... Aber bitte, macht euch selbst ein Bild daraus.
„Mutter“ ist für mich persönlich grade ein schwerer Brocken. Der Song ist für alle Mütter auf dieser Welt, ein Song zum Danke sagen, für alles was sie in unserem Leben für uns getan haben. Ein Song zum entschuldigen, für das Unrecht, welches wir ihnen vielleicht angetan haben. Ein wunderschönes Lied, das es jetzt doch schafft, mir die Tränen über die Wangen laufen zu lassen, auch wenn ich das vielleicht nicht will....
Wie oft passiert es denn, dass wir nicht mehr Danke sagen können, dass wir nicht mehr sagen können, wie sehr wir sie lieben. Mir geht es so... Ich habe meine Mutter vor bereits 15 Jahren verloren, als ich noch ein Kind war. Ich wünsche mir oft, dass ich nochmal Danke sagen könnte, ich hab es nie....
Leute es geht manchmal so schnell, so schnell kann man gar nicht gucken. Ich lege jedem ans Herz seiner Mutter (oder auch seinem Vater) Danke zu sagen, einfach für alles... Irgendwann könnt ihr es nicht mehr. Und ich verspreche euch, sie werden sich freuen!
So jetzt aber weg mit den Tränen... weiter geht' s... Wie vom Himmel gerufen mit einem sehr fröhlichen Lied, dass auf Anhieb meine Laune wieder ansteigen lässt: „Weil ich anders bin als du“ Ich sag euch was: Es ist gut, wenn man anders ist als all die Anderen- anders als der Rest. Jeder hat seine eigene Meinung und kann/ darf/ soll diese eben auch frei raus sagen. Ein Statement schlechthin.
Wir kommen zum vorletzten Werk des Albums. Mit „Die Zeit vergeht“ wird, wie der Titel schon viel verrät, offengelegt: Was habe ich bereits erreicht? Was WILL ich noch erreichen? Die Zeit vergeht, also macht was aus eurem Leben. Packt es an, macht das, was ihr eben machen wollt. Es ist euer Leben, das ihr nahezu genau so gestalten könnt, wie ihr es für richtig haltet. Macht was draus.
Der letzte Song des Albums steht an. Mein Horror, mein Angstlied: Ich las es auf der Tracklist und bekam direkt einen Kloß im Hals - „Wie gerne könnt ich fliegen“. Aber gut, da muss ich jetzt wohl durch... also abspielen... Ich schaffe aber nur ganze zwei Sekunden...
Leute, seid mir bitte bitte nicht böse aber ich schaffe es nicht. Ich will, kann und werde dieses Lied, aus privaten Gründen, nicht anhören. Aber das muss ich auch gar nicht, denn ich habe diese Version bereits im März diesen Jahres gehört. Ich weiß, wie schön dieses Lied ist, aber im Moment bin ich einfach nicht bereit, es anzuhören – und nein, es ist nicht wegen meiner persönlichen Vorgeschichte. Zwei Sekunden – man man man, da hast du echt viel geschafft Mädchen. Aber gut, ich kenne das Lied in- und auswendig. Es geht, wie ihr euch bereits denken könnt, um einen verstorbenen Menschen. Viele, fast alle von euch, werden in ihrem Leben schon mal eine geliebte Person verloren haben. Auch ich würde gerne zum Himmel hinauf fliegen, einfach um die Dinge zu sagen, die nicht gesagt wurden, um der Person die man verloren hat nocheinmal nahe zu sein. Leider geht es nicht, aber dieses Stück lässt uns wenigstens für einen kurzen Moment einmal träumen.
Mein Fazit:
Jetzt aber mal Butter bei die Fische hier: ich find das Album toll! Ich mochte schon immer solche Songs und hier bekommt man ein ganzes Album in diesem Stil. Einfach mal zurücklehnen und die Augen schließen... Entspannen. Perfekt zum runterkommen.
Noch bevor ich das Album überhaupt in meinen Händen hielt, befürchtete ich schon hier zwei Songs vorzufinden, die ich auch gefunden habe... Aber hey, es bietet sich einfach an. Und es ist ja auch nicht jeder so eine kleine, sentimentale Mimimi wie ich.
Ich schaue einfach darüber hinweg und kann nur sagen: GEIL!
Wer auf etwas ruhigere Gitarrenmusik steht, sollte sich dieses Album definitiv holen! Ihr werdet es nicht bereuen.
Gänsehaut, Tränchen, Popowackeln, alles dabei was das Herz begehrt – außer eben laute, harte Riffs. Dafür handgemachte Gitarrensoli und ehrliche selbstgemachte Musik.
Tragt es euch im Kalender ein: Am 13. November ist es soweit und das Baby FLÜSTERTON“ erblickt das Licht der Welt!
Wir sehen uns, liebe Leute!
Bleibt weiterhin gesund und laßt euch nicht von dieser seltsamen Zeit ärgern!
Vanny
AGF-RADIO