Erstellt von Perli am 09.12.2020

Infiziert- Virus / VÖ: 11.12.2020 in Eigenregie

Nach einem erschreckend ereignislosen, aber dafür musikalisch sehr buntem Jahr bringen nun auch Infiziert ihr viertes Studioalbum heraus. In den letzten Jahren gab es für die Band mehr Tiefen als Höhen, doch davon haben sie sich glücklicherweise niemals unterkriegen lassen. Virus entstand auch wie alle vorherigen Alben in Eigenregie und wird auch als Freedownload im Internet erscheinen. Uns erwartet also ein erstes vorzeitiges Weihnachtsgeschenk aus Düsseldorf. Wir durften, um metaphorisch bei dem Thema zu bleiben, das Geschenk schon einmal vorher auspacken und reinhören. Ob es sich lohnt, sich mit diesem Virus anzustecken erfahrt ihr in den kommenden Zeilen. 

Bandbesetzung:
Gitarre- Michael
Bass- Marcel

Schlagzeug- Lukas
Gesang- Marc


Tracklist:

  1. Virus
  2. Keiner wird hier weinen
  3. Schwerelos
  4. Alter Freund
  5. Superstars
  6. Gift und Galle
  7. Herz
  8. Wind und Flut
  9. Good morning Düsseldorf
  10. Ein leeres Gebet
  11. Assi Schwein
  12. Notausgang

Ohne Intro aber mit einem fetten Riff geht es kopfüber direkt in den Titelsong. „Virus“ ist ein krachendes Gemisch aus allen Unwörtern des Jahres und einer fetten Ansage, dass sie mit voller Energie wieder da.

„... Wir sind der Virus, nicht impfbar und nicht therapiert,
tief ins Gehirn bis der Schädel endlich explodiert.
Wir sind die Pandemie, zwischen Wahnsinn und Genie,
ja wir sind Infiziert!“

Rabiat geht es bei „Keiner wird hier weinen“ weiter. Freundschaften sind leider nicht immer für ewig und manchmal endet es auch im Bösen. Dieser Song bietet die Möglichkeit, mit den vergangenen Bildern abzuschließen und ohne schlechtes Gewissen weiter voranschreiten zu können. 

„Schwerelos“ ist der Stein um den Anstoß zu geben, etwas zu ändern. Schwere Zeiten kennt Jeder und man macht sie immer wieder durch. Das ist aber kein Grund, sich davon ewig runter ziehen zu lassen. Deswegen heißt es aufstehen und weitermachen, um aus dem Dreck wieder heraus zu kommen. 

An dieser Stelle ist es Zeit, Jenen zu gedenken, die nicht mehr unter uns weilen. „Alter Freund“ ist ein nicht ganz stiller aber doch sehr eindringlicher Gruß an die Sterne und all die Freunde, die nun mit ihnen am Nachthimmel leuchten. Während dieses Songs wird bestimmt auch die eine oder andere Träne rollen. Wenn nicht aus eigener Trauer über erlittene Verluste dann einfach, weil er so wahnsinnig mitreißend ist.

Das folgende Lied ist meiner Meinung nach längst überfällig! Denn „Superstars“ behandelt nämlich das genaue Gegenteil davon. Es gibt im Deutschrock immer mehr Bands, die sich für die großen Stars halten, aber doch nur kleine Fische sind. Dies ist der ausgestreckte Mittelfinger für euch. Schwirrt ab und sucht euch ein anderes Hobby!

„Gift und Galle“ ist eine Motivationshilfe. Denn genau das wird uns allen immer wieder, im übertragenen Sinne, entgegen geschleudert. Das ist aber noch lange kein Grund, aufzugeben. Diese Leute kennen es meist nicht anders und werden es meistens bis an ihr Lebensende auch weiter so tun. Doch was dich nicht umbringt macht dich stark. Deswegen Kopf hoch und weiter kämpfen. 

Wer die Geschichte der Band kennt wird merken, wie besonders der nächste Track ist. Es dreht sich um den Kampf, das eigene „Herz“ am Laufen zu halten, um das gewohnte Leben mit allen Höhepunkten weiter leben zu können. Ein Lied in dem so viel Schwermut liegt, dass es fast schon traurig ist. 

Wut ist das Stichwort für die nächste Nummer. Wer Hass und Aggression sät, darf sich nicht wundern, wenn er Selbiges erntet. „Wind und Flut“ ist die Reaktion auf alle Wut, die uns entgegen schlägt.

Hier kommt jetzt ein weiteres ganz spezielles Lied: wie man ja weiß, ist Düsseldorf bekannt für eine sehr verhetzte linke Szene und versucht alles, was mit Deutschrock zu tun hat, zu Nichte zu machen. Mit „Good morning Düsseldorf“ geben Infiziert all der Hetze und vor allem den Idioten dahinter eine fette Kampfansage und auch das Versprechen, dass sie sich in ihrer Heimatstadt nicht unterkriegen lassen!

Mit dem nächsten Stück wird es ruhiger und auch ein wenig akustisch. „Ein leeres Gebet“ ist der stumme Schrei einer in sich gekehrten Seele nach dem Sinn. Bei all dem Wahnsinn, der gerade passiert- und kein Ende ist in Sicht-, nimmt die Hoffnungslosigkeit Überhand und man möchte am liebsten einfach nur allein sein. 

Wer gerne mal wissen möchte, wer die Hauptfiguren im Vormittagsprogramm bei RTL sind, der muss hier einfach nur genau hinhören. „Assi Schwein“ behandelt nämlich genau das: den, so hart das jetzt auch klingen mag, Abfall unserer Gesellschaft.

Das letzte Lied ist witzigererweise der Aufbruch zu einem Neuanfang. Noch einmal mit Vollgas geht es zum Schluss bildlich gesprochen durch den „Notausgang“ in eine neue Richtung. Der Hoffnung und dem Glück entgegen. 


Fazit:
Endlich mal ein guter
Virus! Dieses Album muss sich hinter keinem der vielen erschienen Alben diesen Jahres verstecken. Mit seinem ureigenen Sound und vor allem der besonderen Art, wie Infiziert ihre Texte schreiben, wissen sie absolut zu überzeugen. 
 

Alex 
AGF- RADIO