Erstellt von Perli am 16.03.2021
AMS- Yüeah / VÖ: 23.04.2021 via Rookies & Kings
Vergesst alles, was ihr bisher von Alles mit Stil kanntet! Weniger Rock, mehr Rap!
Die 2014 gegründete Rapcore Band aus Lienz (Osttirol/ Österreich) veröffentlicht im April diesen Jahren nach Chaos (2018) und Gegen jede Vernunft (2019) ihr drittes Studioalbum Yüeah!
Und ich glaube, mit dieser neuen Platte wird ihre Fanbase weiter wachsen! Deutschrap ist auf dem aufsteigendem Musikast, so viel steht fest!
„... Eingängige Synth Melodien, gekoppelt mit hämmernden Gitarren,
einer groovenden Bassline und einem Schlagzeug, dass einfach dazu animiert,
raus zu gehen und sein Leben auszukosten....“
Tracklist:
- Leben
- Das Manifest
- Alerta
- Lichter dieser Tage
- Schüttelsong
- Überschall
- Goldene Kobras
- Fight Club
- Fire
- G.T.P.$ (good.time.party.squad)
- Bullsh!t
- Biografie
- Atme den Regen
„... Der Sinn des Lebens ist, dass man länger überlebt...“
Eröffnet wird das Album mit der im Dezember 2020 erschienenen zweiten <SINGLE> „Leben“. Der Song selbst ist ein Brett und auch wenn alle um mich herum dieses Video dazu feiern, so muss ich gestehen, dass mir das absolut nicht gefällt. Aber das ist einfach persönlicher Geschmack! Die Nummer, die einfach für pure Energie steht, feier ich mit, das ist doch die Hauptsache!
„...Verdammt wir leben noch, geben niemals auf!...“ und aufgeben ist auch gar keine Option! Selbst wenn in den Medien tagtäglich negative Schlagzeilen dominieren, verlieren diese vier Proleten (wie sie sich in diesem Songs selbst betiteln) nicht ihre Lebensfreude und ergeben sich diesen zerstörerischen Einflüssen einfach nicht. Egal was auch passiert, du lebst weiter- genieß es! Der Band war es extrem wichtig, gerade in diesen Zeiten, so einen Song zu machen. Und genau diese Message kommt direkt mit dem ersten Ton rüber! Ebenfalls kann man in dieser ersten Nummer bereits die Weiterentwicklung der vierköpfigen Band erkennen.
Führt man sich vor Augen, was das Wort Manifest bedeutet- die Erklärung seiner Ziele oder Absichten, oft um eine breite Masse zu erreichen, so kann man sich die Intensität des nachfolgenden Tracks gut vorstellen. „Das Manifest“ ist ein Stück, das man locker in die Schublade von früher stecken kann- typisch AMS wie man sie bisher kannte.
„.... Ihr errichtet ein Denkmal für diese Missgeburten von AFD-
könnte kotzen wenn ich allein die Fahnen seh!...“
Mit „Alerta“ wird es politisch, und dass, obwohl AMS eigentlich nie politisch werden wollten. Aber es gibt Dinge, die darf man einfach nicht hinnehmen oder überhören! Es gibt Geschichte, die darf sich einfach nicht nochmal wiederholen! Und das darf man auch niemals vergessen! Damit das auch wirklich nicht passiert, kommt hier also ein absoluter Pflichtsong, denn wer die AFD immer noch für eine Alternative hält- hat einfach mal gar nichts verstanden und hier nichts zu suchen!!!
„...Was stimmt nicht mit euch, in Frieden zu leben ist das zu wenig deutsch?
Muss man Hass sähen, Hautfarben diskriminieren,
bis alle nackt da stehen für's eliminieren? ...“
Markus' Intention zu diesem Song: er glaubt an das gute im Menschen und sieht es als gottverdammte Pflicht, dass wenn etwas komplett in die verkehrte Richtung geht, man das als Musiker nicht stillschweigend akzeptiert, sondern die Verantwortung und den Einfluss, den man hat, ernst zu nehmen und versuchen die Welt zu verändern!
„...Einen Brief gibt man auf, doch nie die Hoffnung!
Kein Platz für depressive Scheiße in meinem Kopf. Punkt! ...“
Mit „Lichter dieser Tage“ wird es sehr melodisch. Melodisch, ein Stück weit emotional aber tief berührend und vor allem auch eine Nummer voller Hoffnung!
Nimm das Leben nicht so Ernst, mach dich mal frei und schüttel den Dreck einfach ab. Ob hier Peter Fox mit „Schüttel deinen Speck“ als Inspiration diente? Der „Schüttelsong“ bringt sofort gute Laune und lässt den ganzen Körper zucken! Man hat das Bedürfnis, egal wo man gerade ist, aufzustehen und sich kräftig durchzuschütteln. Sind deine Wege versperrt, regel einfach den Verkehr- eine tolle Aussage mit soviel Sinn! Ob du nun gefeuert wirst, der/ die Ex weg ist oder der Smoothie nur nach Banane schmeckt- schüttel und rüttel die Hüften zum Beat. Die beste Zeile überhaupt ist allerdings diese hier: „...hört das Baby nicht auf zu schreien, dann ja nicht schütteln Alter, man schüttelt keine verdammten Babys. Punkt! ...“ Großartig!
Mit 4.05 Minuten kommt in „Überschall“ anschließend eine klare Ansage: Wir wollen schneller höher weiter, sind noch lang nicht am Ziel! „...irgendwann sind wir da wo uns nur Gott sieht...“. Da kann man gespannt sein, was die Zukunft für AMS noch bringt!
Die dritte <SINGLE> „Goldene Kobras“ (14.01.2021) steht für Crossover in seiner reinsten Form und ist eine klare Abrechnung mit der modernen Musiklandschaft- straight in die Fresse. Irgendwann kräht kein Hahn mehr nach irgendwelchem Hipsterscheiß, dem 0815 Pussybullshit oder den Rapstracks, die klingen als wären sie einer Modezeitschrift entsprungen. Mutig prangern sie hier die Entwicklung des Musikbusiness an und sehnen sich nach der Youth of the Nation. AMS stoßen das weg, was sie nervt! Erinnerung an eine Zeit, als man noch seine Meinung sagen konnte, ohne dass gleich geweint wird, wo man auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen konnte, ohne dass der Gegenüber sofort angepisst ist. Flashback in eine Zeit, als Musik wirklich noch von Künstlern erschaffen wurde, als jeder noch seinen eigenen Style hatte, ohne dass alles gleich klingt, weil das ja die Kohle bringt.
„... weg mit Rekorden, die in keinerlei Verhältnis zu dem Geschaffenen stehen. Zurück zu ehrlicher, authentischer Musik. Das ist keine Aufforderung die Entwicklung anzuhalten, nein, vielmehr ein Weckruf, dass die ursprünglichen Beweggründe, Musik zu machen, nicht auf Dollarstapeln entstanden sind....“
Brutal in jeder Hinsicht geht es im „Fight Club“ zu. Für mich auch ein typischer AMS Track. Ein wirklich cooler Ohrwurm- kann man das so sagen ohne dass es lame klingt?
Anschließend sind wir on „Fire“, joinen der AMS Partysquad und feiern 'ne ordentliche Sause mit „G.T.P.$“. Zum abdancen und einheizen ziemlich passend!
Long Story short: Filmrissparty kennt wahrscheinlich jeder... und auch, was man da schon mal für „Bullsh!t“ macht oder schreibt... genug Material für einen Song, der einen an die Peinlichkeiten absoluten Kontrollverlustes erinnert. „... wenn man nix erlebt, über was soll man dann schreiben und gerade die peinlichen Geschichten, die Stories die wirklich jedem da draussen passieren, sind doch im Endeffekt auch die mit denen sich jeder identifizieren kann....“ sagt Markus zu dieser Nummer.
„... auch wenn sie sagen, dass es nicht geht,
muss man darauf einfach einen Fick geben!...“
„Biografie“ ist ein persönlicher Song und beschreibt Episoden aus dem Leben der Musiker, vorallem Erfahrungen auf ihrem musikalischen Weg. Ein Stück, was mich selbst irgendwie sehr berührt. Man braucht nicht immer unbedingt einen Plan, man muss nur einfach raus gehen und machen! Wenn du selbst nicht an dich glaubst, dann kannst du auch anderen nicht überzeugen! Breite deine Flügel aus und flieg! Ja- man spürt, dass diese Nummer wirklich ehrlich und authentisch ist.
Das erste Lebenszeichen zum neuen Album kam im November letzten Jahres mit der ersten <SINGLEAUSKOPPLUNG> „Atme den Regen“. Das Cover von Kontra K- einem der wohl erfolgreichsten deutschsprachigen Rapper- schlug sofort ein wie'ne Bombe und ist hier an die letzte Stelle gesetzt.
Fazit: Crossover ist nicht tot- nur wer groß denkt, kann auch großes erreichen! Überheblich? NEIN- das ist Alles mit Stil!
Auch wenn wir uns aktuell in einer Zeit befinden, an die sich wohl niemand gewöhnen kann und es doch eine Art „Normalität“ zu sein scheint, darf man eines nicht verlieren: Glaube, Hoffnung & Stil.
Wer gedacht hat, er weiß, was man von dieser Band erwarten kann, der hat sich in jeder Hinsicht getäuscht! Hiermit hat garantiert niemand gerechnet! Wenn man denkt, die Asse seien aufgebraucht, schütteln diese vier grandiosen Musiker noch einen Haufen aus dem Ärmel! Bam bam bam baaaaaaaam!
Perli
AGF- RADIO