Erstellt von Perli am 11.04.2021
Formlos- Dein Platz/ VÖ: 04.06.2021 via Boersma Records
Drei Jahre hast du warten müssen, doch jetzt weißt du endlich wieder wo Dein Platz ist.
Formlos bringen ihre dritte Platte mit eben diesem Titel raus. Was uns da erwartet und welche Easter Eggs es gibt, das erfährst du jetzt.
Tracklist:
- Dein Platz
- Missgeschick
- Party am Strand
- Helga
- Was ich darf
- Deine größten Helden
- Nie wieder? Mal wieder!
- Tagebuch
- Alles halb so schlimm
- Still
- Ein Leben lang
- Hasta la Vista!
Eröffnet mit dem Titeltrack „Dein Platz“ zeigen die Jungs um Lecker direkt wohin es geht. Gewohnt verlässlicher Formlos-Sound mit, und jetzt wird’s kurios, reiferen aber gleichzeitig punkigeren Elementen. Klingt in der Theorie verrückt, musikalisch macht es direkt Lust auf mehr.
Weiter geht es mit der ersten Single aus dem Album. Schöner Kontrast zwischen melodischen Strophen und auch hier ungewohnt punkigen Klängen im Zwischenteil. Inhaltlich bewegen wir uns hier bei einem Rückblick auf ein schwieriges Leben. Aber wie man es von den Jungs aus dem Harz (Harzer Jungs könnte Verwirrung stiften) gewohnt ist, wird hier nicht das Problem bewundert sondern ermutigt und nach Lösungen gesucht. (Bei der Bridge hab ich mich tatsächlich beim Klatschen erwischt.) Definitiv musikalisch kein „Missgeschick“.
Bei dem Wetter wird es langsam Zeit für Sommer. Diese Sehnsucht und uns transportiert der nächste Track zur „Party am Strand“. Heißer als die besungenen 30 Grad sind hier nur der Rhythmus und das Gefühl tanzen zu wollen. Gute-Laune-Strand-Song – Punkt!
Um Andys verflossene Liebe geht es NICHT im nächsten Song. Etwas ruhiger, aber dennoch nur bedingt zum Luftholen geht es bei „Helga“ um das Festival-Feeling was uns vermutlich allen fehlt. Vermutlich ist es zu lange her, aber so richtig packt es mich nicht. Fühle mich ähnlich wie Helga: verlaufen.
„Was ich darf“ geht dafür wieder in bekannter Formlos-Manier nach vorn und erinnert an den bekannten und von den Fans geliebten Formlos Sound der Der falsche Weg. Das liegt eventuell daran, dass es eine Neuaufnahme ist. Der gleiche Charme wie damals, aber frischer, reifer und trotzdem nicht zu erwachsen. I like it.
Ebenfalls nicht erwachsen beginnt „Deine größten Helden“. Hier geht es um die typischen Konsolenhelden und das Unverständnis vieler, die diese Passion nicht nachvollziehen können. Wer alle Spiele erkennt und mir beim nächsten Live-Treffen nennt, kriegt 'ne kleine Fanta ohne Eis. Auch hier reichen sich Skaterpunk (wie passend) und melodische Refrains die Hand und ich erwische mich schon wieder beim Kopfnicken.
Der nächste Song dürfte Ennos Highlight sein. Hier wird geblasen. Nein nicht was du denkst, ich meine musikalisch. Unerwartet, Ska-Elemente zu hören, aber schön. Ich hoffe inständig das der Text nicht autobiografisch ist. Aber es geht tatsächlich um unerfüllte Sehnsüchte, Wünsche, Erlebnisse und das ganze so romantisch wie möglich verpackt. Nein Blödsinn, mit Romantik hat es nichts zu tun. Aber man kann eben auch ohne Dirty Talk über die schönste Sache der Welt singen. Sie macht Spaß, genauso wie „Nie wieder?Mal wieder!“
Wieder zurück zu ernsteren Themen und Klängen führt uns das „Tagebuch“. Dieser Track hat alles was ein Top-Titel für mich haben muss. Power, Emotionen sowohl textlich als auch musikalisch und die gewisse Portion Ernsthaftigkeit. Zusammengefasst kann man über den Song sagen: Man lebt nur einmal, mach was draus!
„Alles halb so schlimm“ holt uns wieder ab aus dem Nachdenken. Und was sie musikalisch zum Glück noch nicht komplett sind, thematisieren sie im nächsten Song. „Alles halb so schlimm“ mit dem Erwachsenwerden. Definitiv einer meiner Top 3 der Platte.
Auf der Zielgraden der Platte wird es jetzt „Still“. Und auch hier sind mal wieder ungewohnte Klänge. Lecker rappt! Experiment geglückt, gefällt mir. Das Thema, auch wenn es versteckt ist, sollte jeder kennen, der sich in den letzen Monaten mit Musik beschäftigt hat. #ohnekUNStwirdesstill
„Ein Leben lang“ spiegelt wider, was die Jungs ausmacht: Nicht schnacken, machen! SO kennt man und liebt euch.
“Hasta la Vista!” Die Jungs verabschieden sich mit einem Remake ihres 2013er Abschlusssongs und wer die Jungs live kennt, wird sich auf die neue Version freuen.
Fazit:
Keine Gedanken über die Kompatiblität von Themen und musikalischen Elemente, sondern einfach mit Rock mit dem Herz auf der Zunge und der Passion in den Fingern. Das sind Formlos. Und mit Dein Platz ist der Spagat zwischen neuen Elementen, musikalischen Experimenten und altbewährten Qualitäten geglückt.
Es sind völlig losgelöste Themen, die zwar eher zum „Click & Listen“ als zur Durchlaufdauerschleife einladen. Aber dafür fühlt man sich zu jedem einzelnem Thema gut abgeholt.
Für die irgendwann kommenden Live-Auftritte der Songs sehe ich Schwarz bzw. Schwarzi. Und zwar das neueste Bandmitglied an der dritten(!) Gitarre. Er war nämlich schon bei den Aufnahmen dabei und gibt somit sein Debut auf der Platte.
Insgesamt klingt die Platte nicht wie das Ende der Fahnenstange, sondern eher geiler wie ein Zwischenschritt, den ihr nicht verpassen solltet. Ich bin gespannt auf alles was da in Zukunft noch kommen wird, mein Gefühl sagt: da kommt noch Einiges. Bis hierhin aber: Hut ab!
Hannes
AGF-RADIO