Erstellt von Perli am 22.04.2021

Weber & Knechte – Dunkelheit / VÖ: 14.05.2021 via ZOUNDR

„Brachial. Böse. Schwarz wie die Nacht.“ So beschreiben Weber & Knechte ihr zweites Studioalbum, welches passenderweise auch noch den Namen Dunkelheit tragen wird. Aus Bielefeld und Detmold wollen sie sich aufmachen, um uns allen die dunkelsten Seiten aus den Welten der Neuen Deutschen Härte, des Industrial Metals sowie des Deutschrocks zu zeigen. Ich durfte bereits vorab hinein hören und kann euch nun mitnehmen auf eine Reise durch ihre Dunkelheit.

Besetzung:
Dirk Weber– Gesang
Dirk Starke– Gitarre
Samuel Lück– Gitarre
Konrad Roll– Bass 
Philipp Abu- Adal – Schlagzeug 


Tracklist:

  1. Biest
  2. Jungs weinen nicht
  3. Schlaflos
  4. Herr der Welt
  5. Markus
  6. Zweigesicht
  7. Dunkelheit
  8. Nacht der 1000 Gefahren
  9. Großer Bruder
  10. Die Eine
  11. Kaperfahrt
  12. Tür 

Die Reise startet um Mitternacht, damit wir gleich den ersten Zwischenstopp bei ihrem „Biest“ einlegen können. Direkt vom Anbeginn dieses Songs wird klar, dass dies hier nicht nur eine einfache Gruselgeschichte für Kleinkinder wird. Mit vielen grausigen Bildern in den Strophen und einem gefräßig brutalen Refrain sorgt diese erste Begegnung gleich für erste wohlige Schauder, welche die eigenen dunklen Seiten emporsteigen lassen. Alles in allem macht es Hunger auf mehr.

Wem das alles schon zu viel war, der sollte jetzt vielleicht besser abschalten. Denn jetzt gibt es einen kurzen Einblick in die Grausamkeiten zu denen die Menschen in der Lage sind. Diese Aufzählung allein könnte zarten Gemütern die Tränen in die Augen treiben, doch dann kommt diese Ermahnung, die auch der Titel dieses Stückes ist. Egal welcher Wahnsinn gerade die Macht im eigenen Kopf übernimmt, denkt immer daran: „Jungs weinen nicht“!

Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass die nächste Zeit nicht an Schlaf zu denken sein wird. Passend dazu heißt der nächste Track auch „Schlaflos“. Ein kurzer Blick in Seele eines Wesens, dem die Ruhe und Erholung Schlafes genommen wurde und der Verfall begonnen hat. Der Körper ist längst zerstört und der Geist in einem endlosen Delirium gefangen. Ein Ende, welches man nur seinem ärgsten Feind wünschen möchte für wahr. 

Die nächste Station auf unserer Reise führt wieder in eine Gedankenwelt, die von einem Wahnsinn befallen ist. „Herr der Welt“ ist eine Geschichte von Größenwahn, Gier und dem unbändigen Verlangen einfach alles zu bekommen. So verschoben durch seine widrigen Triebe lebt dieses Individuum in seiner eigenen Welt und wird von da aus wahrscheinlich auch nie wieder ausbrechen können.

Es gibt keine Reise, die nicht ohne traurige Momente einher geht. Hier kommt einer dieser, denn hier gedenken sie einem Freund („Markus“), der nicht mehr unter ihnen weilt. Augenscheinlich nahm er sich selbst das Leben. Mit diesem Lied wollen sie ihm Gedenken und uns eine Ermahnung mit auf den Weg geben: das Leben ist ein ewiger Kampf mit Höhen und Tiefen, doch Selbstmord kann nicht die Lösung davon sein.

Von der Trauer geht nun wieder zurück in die Welt der Psyche. Im „Zweigesicht“ geht es salopp gesagt um die Geschichte eines Schizophrenen. Ein Körper, zwei Persönlichkeiten und die Konsequenzen, die aus dieser gegenseitigen Eskalation entstehen.

Bei Halt Nummer sieben auf unserem Trip erwartet uns der Titelsong: „Dunkelheit“ macht sich breit. Überall nimmt sie mehr und mehr Überhand um uns irgendwann alle zu verschlingen. Welche Auswirkungen dies haben kann, wurde uns bereits in den vorherigen Songs gezeigt und es werden noch weitere auf unserem Weg durch die Finsternis folgen. 

Die „Nacht der 1000 Gefahren“ ist ein musikalisch besonderer Halt auf unserem Weg. Hier übernimmt der Deutschrock etwas mehr die Oberhand und verwandelt dieses Stück in ein treibendes Stück, dass zur spontanen Eskalation einlädt. Geben wir also unseren aufgestauten dunklen Trieben an dieser Stelle nach und toben uns mal hier so richtig aus.

Verwandlung ist das Stichwort bei „Großer Bruder“. Getrieben von dem Bösen werden hier Handlungen und Denkweisen vorangebracht vom Protagonisten, die niemand von ihm vorher kannte und auch nicht verstehen kann. Augenscheinlich verwandelte er sich hier in ein Monster und geht nun ohne Rücksicht auf irgendetwas seinen Weg.

Hier kommt nun ein weiteres besonderes Kapitel unserer Reise. Denn auch solch ein normalerweise positives Gefühl wie Liebe kann in Dunkelheit münden. Wenn „Die Eine“ es schafft,m dich zu Boden zu bringen und auch wirklich bis zum Schluss fertig macht, aber trotzdem das Verlangen nach ihr nicht enden möchte, dann kann man hier auch getrost von ausgeprägtem Wahn sprechen. Die Geschichte einer Hassliebe in reinster Form. 

Im vorletzten Halt geht es in ein dunkles Kapitel der Seefahrt. Doch dunkel war es nur für den Adel und alle Leichtgläubigen der alten Zeit. Für sie war der Alptraum wenn sie auf See Piraten wie Barbossa begegneten. Auf „Kaperfahrt“ nahmen sie alles, was sie in die Finger kriegen konnten und hinterließen bei ihren Opfern nichts anderes als Furcht und Schrecken. Ein dunkles Seemannslied der besonderen Sorte.

Der letzte Stopp ist erreicht und dieser ist an einer Stelle, an der wohl niemand gerechnet hat, zu landen. Denn jeder landet bildlich gesprochen vor seiner eigenen „Tür“. Bevor man sich um den Dreck bzw. den Wahnsinn anderer kümmert, sollte man sich lieber um den vor seiner eigenen Haustür kümmern. Mit dieser letzten Ermahnung treten wir dann auch aus der Finsternis wieder zurück ins Licht und das Album ist damit auch wirklich beendet. 


Fazit:
So wie die Band es selbst am Anfang beschrieben hat, kann man es ander nicht besser tun. Dieses Album ist einfach nur böse, brachial und schwarz wie die Nacht. Ein besonderes Stück dunkle Handarbeit, das in keiner guten Sammlung der schwarzen Musik fehlen darf!

Alex
AGF-RADIO