Erstellt von Perli am 22.04.2021
Gansterbraut- Die Titanic sinkt, doch die Band spielt weiter / VÖ: 18.06.2021 in Eigenregie
Gangsterbraut, die Voodoo- Rockband aus Bruneck, der fünftgrößten Stadt Südtirols und Hauptort des Pustertals, hat sich 2018 gegründet und im selben Jahr ihr Debütalbum Hände hoch! Raus mit dem Zaster veröffentlicht.
Die Titanic sinkt, doch die Band spielt weiter : jetzt steht der zweite Longplayer der Musiker, durch deren Adern neben Rock auch eine gute Portion Jazz und Blues fließt, in den Startlöchern.
Bandbesetzung:
Roland Regele - Bass und Gesang
Anton Rainer - Leadgitarre und Gesang
Ulrich Stoll - Schlagzeug und Percussion
Rainhold Dellamaria - Gesang und Gitarre
Tracklist:
- Tief in meinen Adern
- AGF-RADIO Clan
- Tumbleweed Man
- Kein Dope
- Diese Welt ist so schön
- Halt die Ohren steif
- Pistolero Blues
- Das Leben ist ein Sack
- An der Wand
- Streunende Hunde
- Ritual Zombie
- Bis zum Schluss
- Mit den Augen von Pele (Bonustrack)
Ohne großen Einstieg geht es vom ersten Ton an auch gesanglich los mit dem ersten Titel „Tief in meinen Adern“. Hier trifft Feuer auf Benzin und der Ritt des Benzinvampirs beginnt... sattelt die Maschinen und schnallt euch an!
Die erste Single, die jetzt Ende April veröffentlicht wurde ist eine Hommage an unser AGF- RADIO- an unsere Moderatoren und ihre Sendungen. „AGF-RADIO Clan“ …. (Auszug aus dem Text...)
„... Halt mich fest bevor der Tag beginnt, halt mich fest weil ich heut nicht gehen will...“ - die Rede ist hier vom „Tumbleweed Man“, der bei Vollmond nicht alleine sein will...
Ich bin mir noch nicht sicher, welche Assoziation(en) ich aus diesem Song ziehen kann und wünsche mir hierzu auf jedenfall Infos von der Band.
Mit „Kein Dope“ kommt auf jedenfall ein Ohrwurm daher, die Sinnhaftigkeit erschließt sich mir allerdings noch nicht so ganz. Ich mag kein Dope, das Dope mag mich, ich mag keinen Alk, der Alkohol mag mich, ich mag kein Rock, der Rock 'n' Roll mag mich... was bitte will uns die Band mit diesen Aussagen mitteilen?
Die Ballade „Diese Welt ist so schön“ berührt mich und ich habe das Gefühl, ich kann direkt mit singen- auch wenn ich den Text noch gar nicht kenne. Klingt komisch, ist aber so. Die Percussions passen wunderbar zu diesem Titel und machen ihn, wie ich finde, besonders.
Die Gläser immer voll und stets auf Anschlag durch die Welt- so ist/ war unser Leben- zumindest bis zum Frühjahr 2020. Jetzt haben wir Stubenarrest, wie es die Band treffend beschreibt, und kämpfen gegen eine moderne Pest. In „Halt die Ohren steif“ wird der Albumtitel Die Titanic sinkt doch die Band spielt weiter treffend verpackt! Ein starker Song.
Wanted- dead or alive! Die Kaution in der Hölle wir teuer! Dass Blues auch auf dieser Platte nicht fehlen darf zeigt der „Pistolero Blues“- eigentlich ein Musikstil, der einen immer etwas runter zieht, wie ich finde. Hier aber ziemlich cool umgesetzt und ich verfalle keineswegs in Depressionen. Eine bleihaltigen Gruß an alle, die ebenfalls im Fegefeuer landen.
„Das Leben ist ein Sack“ klingt textlich nicht sehr anspruchsvoll, aber irgendwie mag man den Song feiern. Ich seh mich schon alkoholisiert die Zeilen mitgrölen- absolut aus tiefsten Innern! Es ist einfach passend- „...manchmal ist er voll und schwer doch meistens ist er schlapp...“
Eine weitere ruhige Nummer folgt mit „An der Wand“. Wem diese Ehrerweisung zu Teil wird, verraten uns Gangsterbraut vielleicht demnächst auch im Interview.
„Streunende Hunde“ versetzt uns musikalisch ein bisschen in die Westernzeit zurück, während „Ritual Zombie“ ganz im Voodoo Rock Gewand gekleidet ist.
Jetzt fröstelt es mich ein bisschen, ich haben einen Kloß im Hals und Gänsehaut, oder wie es heute in der Jugendsprache heißt: Hummeltitten. Auch wenn das Herz einen Bruch erleidet, die Wunden werden heilen. Mit „Bis zum Schluss“ wird, wie ich finde auf das Leben zurück geblickt. Sehr ergreifend und emotional- großartig auf allen Ebenen und mein persönlicher Favorit! Ich drücke noch ein paar mal auf Repeat und lass eine Träne über meine Wangen laufen.
Mit dem Bonustrack „Mit den Augen von Pele“ endet das Album rhytmisch und gut gelaunt. Und JA, den Song kennen wir bereits: den WM aus 2014 hatte Rainhold früher schon mal mit anderen Künstlern aufgenommen und jetzt dann nochmal mit seiner Gangsterbraut mit auf das Album gepackt. Gute Entscheidung.
Fazit: Musikalisch kein klassischer Deutschrock- sowohl stilistisch als auch gesanglich. Gangsterbraut sind einzigartig und speziell und definitiv Geschmackssache!
Was mir persönlich hier aber auffällt- man kann die Songs schnell mit summen und viele Textzeilen bleiben direkt im Gedächtnis hängen.
Ich glaube, die Band hat einen großen Sprung gemacht und liefert hier ein musikalisch sehr vielfältiges Album – ich selbst bin ziemlich überrascht.
Bis zum Albumrelease wird es noch zwei weitere Singleauskopplungen geben- welche das sein werden, verraten wir noch nicht.
„... Reich mir Mantel, Hut und Stock ...
du musst mich nicht begleiten, der Fährmann nimmt mich mit...“
Perli
AGF- RADIO