Erstellt von Perli am 01.09.2021

Iron Maiden – Senjutsu / VÖ: 03.09.2021 via Parlophone Records

Ich bin völlig aus dem Häuschen! Leute, was für eine phantastische Ehre ist das denn bitte?! Als die Anfrage rein kam, ob jemand Iron Maiden vorstellen will, müsst ihr euch folgendes Bild vor euer inneres Auge rufen: die kleine, zierliche, freundliche Vanny rammelt vor Schreck vom Sofa und macht alles und jeden platt, der sich ihr in den Weg stellt. Arme hochreißen und so laut wie man nur kann „ICH!!!!“ schreien. So oder so ähnlich ist das bei mir abgelaufen, denn: HALLO, wir sprechen hier von Maiden!

Ich persönlich bin ja so ´ne Art von Mensch, die vor allem auf kleinere Konzerte von eher unbekannten Bands geht. Ich besuche, wenn nicht grade Corona durch die Welt zieht, locker einmal im Monat ein Konzert. Im Sommer, wenn dann auch noch Festival an Festival gereiht ist, kann es schonmal vorkommen, dass ich einfach mal jedes Wochenende woanders unterwegs bin.
Mein Preisdurchschnitt lag dann immer so bei vielleicht 50€, wo ich ohne weiter drüber nachzudenken einfach das Ticket gekauft habe.

Kennt ihr auch Bands, bei dem euch der Preis dann aber plötzlich völlig egal ist? So typische „Take my money“-Bands. Iron Maiden ist für mich eine solche Band, für mich zählen sie zu den LEGENDEN der Musikgeschichte, meine Legenden! Und so sitze ich nun seit Weihnachten 2019 mit meinen Tickets hier und warte weiterhin geduldig auf meine „Legacy Of The Beast“-Tour.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand nicht weiß wer Maiden sind, hier eine kurze Zusammenfassung: Iron Maiden wurde 1975 (vor 46!!! Jahren) von Bassist Steve Harris gegründet. Mit Senjutsu hauen sie nun ihr 17.(!) Studioalbum raus. Die Briten sind definitiv stilprägend für den Heavy Metal gewesen, und nach meiner Meinung sind sie es auch noch heute – ich sagte ja bereits, für mich sind sie Legenden! Mit dazu zählt natürlich auch Eddie, das Maskottchen der Band, der im aktuellen Fall als Samurai auf dem Cover zu sehen ist.

Senjutsu wird in verschiedenen Formen das Licht der Welt erblicken, ihr habt also die Qual der Wahl:

  • Standard Digipak 2 CDs

  • Deluxe 2 CDs

  • Vinyl Triple Black

  • Special Edition Triple Silver & Black Marble Vinyl

  • Special Edition Triple Red & Black Marble Vinyl

  • Super Deluxe Boxset

  • Digital (Streaming und Download)

Ihr seht, die Herren haben es sich nicht nehmen lassen, ihr neues Album gebührend zu feiern und es standesgemäß in die Welt hinauszubegleiten. Jetzt aber Schluss mit der Folter, ihr wollt ja sicherlich auch Genaueres erfahren:

Bandbesetzung:
Bass: Steve Harris
Gesang: Bruce Dickinson
Schlagzeug: Nicko McBrain
Gitarren: Adrian Smith, Dave Murray, Janick Gers


Tracklist:

  1. Senjutsu
  2. Stratego
  3. The Writing On The Wall
  4. Lost In A Lost World
  5. Days Of Future Past
  6. The Time Machine
  7. Darkest Hour
  8. Death Of The Celts
  9. The Parchment
  10. Hell On Earth

Fangen wir also an mit unserem Opener, gleichzeitig auch Namensgeber für das Album: „Senjutsu“. Die ersten Trommelschläge ertönen und ich falle so in eine Vorfreude, dass ich es tatsächlich nur schwer beschreiben kann, was gerade in mir vorgeht. Gitarrenklänge setzen ein und ich explodiere fast, hüpfe rum wie ein kleiner Punchingball. Und als dann noch die Stimme von Bruce Dickinson einsetzt, ist mein Bild über meine Freude perfekt. Gänsehaut - am ganzen Körper! Wie ich es liebe. Musik drückt soviel mehr aus, als es Worte können. Mit 8.20 Min. setzt der Song direkt mal ein Ausrufezeichen. Und dies bleibt nicht das Einzige – es gibt noch deutliche Steigerungen bis zu 12.39 Min. Ganz schön gewaltig, oder? Selbst für deren Verhältnisse. Senjutsu bedeutet frei übersetzt übrigens Taktik und Strategie und ist ein Gänsehautgarant, vor allem, wenn man, so wie ich, auf Gitarrenmusik steht – und das, obwohl ich persönlich mit einem anderen Instrument vertrauter bin.

Der zweite Song des Albums ist gleichzeitig auch die zweite Single, die die Herren raushauen. „Stratego“ ist ein Song, der es mir definitiv schon angetan hatte, bevor ich in das Album reinhören durfte. Ein Song, der mich verschlungen hat. Das Herausschreien mancher Parts, was ich bei dieser Band so liebe... das Gefühlvolle Singen. Einfach WOW!

...Ocean is black, the devil's track,
looking beyond, beneath the sea.
Eye of the storm is here again,
been there before you were ever born. ...“

Auch hier bekomme ich wieder, wie in alter Maiden-Manier, eine Gänsehaut... Achtung SPOILER – das passiert mir bei fast jedem Song auf der Platte! Liegt eben daran, dass es für mich auch eine wahnsinnige Ehre ist, vor Veröffentlichung hineinzuhören. Dieses Gefühl ist echt unglaublich.

Auch die nächst Nummer ist wieder eine Single, die erste, um genau zu sein. Und sie wurde rausgehauen, bevor das Album überhaupt offiziell angekündigt worden ist. Aber wir wussten damit bereits Bescheid, wie sollte es auch anders sein. „The Writing On The Wall“ hat für mich absoluten Ohrwurmcharakter und gehört meiner Meinung nach definitiv in die Setlist, die ich hoffentlich nächstes Jahr endlich zu hören bekomme.

...Have you seen the writing on the wall,
have you seen that writing?
Can you see the riders on the storm,
can you see them riding?...“

Mal von dem einprägsamen Text abgesehen, sind die Soli wieder sensationell gut. Wer es noch nicht gesehen/ gehört hat, sollte sich auch noch das Musikvideo dazu ansehen, ich kann euch sagen – sehr interessant. Natürlich ist Eddie auch wieder mit dabei - zieht es euch rein! JETZT!

Lost In A Lost World“ ist in den ersten Zwei Minuten ein sehr ruhiger Song, der überwiegend von akustischen Gitarrenklängen geprägt wird. Ungewohnt, aber wahnsinnig toll anzuhören. Nach besagten zwei Minuten wird es wieder bandtypischer. Schlagzeug, Bass und E-Gitarren, willkommen zurück! Verloren in einer verlorenen Welt, da lässt sich viel hinein interpretieren, vor allem Dank der musikalischen Ausgestaltung. Jedenfalls macht das die Musik mit mir, sie gibt mir Zeit nachzudenken. Der Song findet dann auch wieder ein ruhiges Ende und macht damit eine Runde Sache draus, es endet wie es begonnen hat.

Kommen wir zu dem kürzesten Track des Albums, der mit nur 4.00 Min. zu Buche schlägt: „Days Of Future Past“. Er ist zwar teilweise um ein vielfaches kürzer, als die restlichen Songs, aber kann dennoch trotzdem ganz gut mit halten. Rockige einprägsame Klänge, toller Gesang, ordentliches Tempo. Was mir hier persönlich etwas fehlt ist ein typisch ausgeprägtes Solo. Jedoch ist das bei der Dauer des Songs, einfach vermutlich nicht umsetzbar gewesen. Was ja auch ok ist, denn es soll ja auch nicht alles gleich klingen. Immer mal was anderes, Abwechslung ist wichtig, auch in der Musik!

Begleitet mich nun mit auf eine Reise in der Zeitmaschine. „The Time Machine“ beginnt wieder mit ruhigen Klängen. Der Text der ruhigen Passage verschafft mir wieder einmal eine Gänsehaut, wieso kann ich jedoch nicht erklären, denn es ist gar nichts „besonderes“ dabei. Vielleicht ist es einfach wieder die Art, wie Bruce es singt. Natürlich komme ich jetzt auch endlich wieder in meinem Sologenuss.
Apropos Zeitmaschine... Habt ihr euch eigentlich jemals mal so richtig darüber Gedanken gemacht? Was wäre, wenn? Wofür würdet ihr so eine Maschine nutzen? Geht es in die Vergangenheit, in die Zukunft, oder für etwas ganz anderes? Mich bewegt das Lied dazu, über so etwas mal in Ruhe nachzudenken. Gedanken, die sonst einfach gar nicht in meinen Alltag hineinpassen, aber jetzt, wenn ich mich mit diesem Album auseinandersetze. Immer wieder erstaunlich was Musik anrichten kann. Was ruhig beginnt, sollte auch wieder ruhig enden. Diese Devise bleibt also bestehen. Alles in allem: cooler Song!

Was ihr als Nächstes zu hören bekommt ist Meeresrauschen – allein das reicht bei mir wieder aus, um mir einen kleinen Schauer über den Rücken zu jagen. „Darkest Hour“ weist einen klassischen Iron Maiden Spannungsverlauf auf und doch passt er so überhaupt gar nicht ins Bild. Der Song eignet sich sehr gut dazu, einfach mal das ganze Lied lang die Augen zu schließen, und Nichts zu tun, nur zuhören. Genau das hab ich getan, mehrmals hintereinander weg – die Nummer einfach auf mich wirken lassen. WOW! Was für eine Ballade, ja richtig gelesen – eine Ballade, und was für eine... Was man vom Titel erwartet, wenn man ihn liest, wird absolut treffend umgesetzt. Tragik und Trauer. Der Song ist unheimlich düster und entlockt mir doch tatsächlich eine Träne. Soviel Gefühl in dem Song, das ist der WAHNSINN!

Nun bricht die letzte halbe Stunde des Albums an. Die letzten drei Lieder erwarten uns. Nein, ich will euch nicht auf den Arm nehmen. Diese letzten drei Songs knacken alle jeweils die 10.00 Min.-Marke. Und wir starten mit „Death Of The Celts“ und ich bin direkt zu beginn im 7. Himmel. Denn es erklingt in seiner vollen Pracht der Bass von Steve Harris und ich bekomme, wie erwartet, wenn ich von einem Bass spreche, eine MEGA Gänsehaut! Zum Text muss ich eigentlich nicht viel sagen, die Erklärung ins selbstredend. Es geht um den Tod der Kelten – ach, was für eine Überraschung. Bruce Dickinson erzählt den Song in einem für mich sehr leidenschaftlichen Sprechgesang eines Geschichtenerzählers. Der Song ist, wie so viele andere auch, wieder mit einer Steigerung der Spannung aufgebaut, ja, ich würde fast schon sagen typisch für die britische Band. Jedoch habe ich mich gestandener Weise nach fünf Minuten gefragt, ob ich noch im selben Song bin. Es kommt ein völliger Umbruch, der einen den Anschein gibt, plötzlich in einem völlig anderen Song zu sein. Fast ausschließlich instrumental, führt dich dieser Teil des Song in eine andere Welt. Aber vielleicht geht es auch nur mir so, wer weiß. Die letzte Minute holt einen dann wieder zurück in den ursprünglichen Track.

Nach einem etwa einminütigen ruhigen Intro erwartet uns dann „The Parchment“. Aber bei der Länge des Songs, kann man das wohl verkraften. Mit schwergewichtigen 12.39 Min. ist es die längste Nummer vom Album. Und wenn ich ganz ehrlich bin, mir einen kleinen Tick zu lang, aber das ist persönlicher Geschmack. Nichts desto trotz hat auch dieser Song seinen gewissen Charme. Was verbirgt sich also hinter dem besagten Pergament?! Die letzten drei Minuten halten auch hier wieder einen Umbruch bereit. Künstlerische Freiheit lässt grüßen, ebenso wie die Fantasie des Hörers. Das Outro bildet dann wieder den Abschluss und macht die Sache erneut rund.

Und da die Sache mit den Intros scheinbar so gut funktioniert, legen wir doch beim letzten Titel nochmal eine Schippe drauf und hauen ein noch längeres Vorspiel raus, bevor der Song richtig anfängt. Aber ja, was soll man bei den Längen der Lieder auch noch dazu sagen^^. Das Finale von Senjutsu ist die Hölle auf Erden. Also nicht, dass der Song so schlecht wäre, NEIN. Ich finde ihn gut, ich meinte das nur eher wörtlich: „Hell On Earth“ hat das letzte Wort, um einfach jedem im Gedächtnis zu bleiben. Musikalisch ist er, wie die meisten Werke der Band GIGANTISCH. Auch hier werde ich nichts weiter spoilern, denn ihr bekommt von mir die grandiose Aufgabe, euch das Album zu holen und euch selbst davon zu überzeugen, wie genial die Platte ist. Der Abschluss des Songs symbolisiert für mich, auch den Abschluss des Albums – ein wirklich gelungener Ausklang.


Mein Fazit:

Haiaiaiaiai! Nicht schlecht, Frau Specht. Irgendwie nicht ganz so, wie ich es erwartet habe, aber dennoch: Holla!

Musikalisch ist das Album der Hammer und dem 17. Werk der eisernen Jungfrauen sollte anständig gehuldigt werden. Wenn ich einen Hut tragen würde, ich würde ihn jetzt für sie ziehen.

Für mich persönlich dürfte es noch etwas weniger Keyboard sein, dieses hat sich nämlich beständig immer wieder durch das Album geschlängelt. Aber das liegt eben daran, dass ich eher an Saiteninstrumenten, als an Tasteninstrumenten interessiert bin.

Ich freue mich unheimlich auf nächstes Jahr, auch wenn ich noch nicht 100% daran glaube, dass mein Maiden Konzert endlich stattfinden wird. Aber die Vorfreude steigt grade ins Unermessliche.

Ich hoffe inständig, dass es nicht die letzte Scheibe der Band sein wird, immerhin haben sie schon ordentlich Jahre auf dem Buckel.

Ich bleibe bei meiner Aussage vom Anfang: IRON MAIDEN sind LEGENDEN! Jeder Cent, den man für die Band ausgibt, ist es auch Wert, ausgegeben zu werden. Grandios, wenn auch etwas düster und dunkel, aber das macht es eben auch aus. Metal in seiner reinsten und ehrlichsten Form. Haare schütteln, lauthals heraus singen, einfach alles was ein Metalherz begehrt.

Auf dass uns Iron Maiden noch lange erhalten bleiben!
Metal never dies, hell yeah!
Vanny
AGF- RADIO