Erstellt von Perli am 25.01.2022
Silenzer – X / VÖ: 25.02.22 via Drakkar Entertainment
Wenn es eine Band gibt, die gerade dabei ist, richtig aufzusteigen und Aufsehen aufzubauen, dann ist es die aufstrebende österreichische Combo Silenzer. Viele Konzerte mit namhaften Bands in den letzten Jahren, ein Labeldeal mit Drakkar Entertainment und natürlich das sehnsüchtig erwartete 2. Studioalbum. Es wird den Namen X tragen und ich hatte die große Ehre, schon gut einen Monat vor Release hineinhören zu dürfen um euch einen Einblick zu geben. Es gab in einem alten Indiana Jones Film ein besonderes Zitat, welches ich hier gerne mal zum besten geben möchte: „Noch nie hat ein X irgendwo, irgendwann einen bedeutenden Punkt markiert.“ Lasst uns gemeinsam herausfinden, ob dieses Zitat auch hier zutrifft oder eher doch ein besonderer Punkt markiert ist.
Bandbesetzung:
Mexx – Bass
Dave – Gitarre
Lukas – Gitarre
Chris – Gesang
Fabian - Schlagzeug
Tracklist:
- eX
- Dämon
- Apokalypse
- Deine Nähe tut weh
- Toxin
- Treibsand
- Abgrund
- In deinem Verlies
- Niemandsland
- Stille Wasser
Stürzen wir uns also direkt hinein in das Album. Ohne Intro geht es sofort mit „eX“ los, der auch bereits vorher als Singleauskopplung veröffentlicht wurde. Die Marschrichtung wird hier ganz deutlich vorgegeben: düster, brachial und mit absolut dröhnendem Sound geht es steil nach vorn. Wie sie es im Refrain auch wirklich treffend formulieren: „...Manchmal will ich die Welt einfach nur brennen sehen...“. Hier kommt definitiv der passende Soundtrack dazu.
Weiter geht es mit einem dunklen Gast, der in jedem von uns wohnt. Gerade wenn man sein passendes Gegenstück gefunden hat, meldet er sich. Der innere „Dämon“ versucht an die Oberfläche zu brechen und dich sowohl körperlich als auch geistig in den Wahnsinn zu treiben. Das Ganze untermauert mit trüben Gedanken und trostlosen Fragen.
„...Fühlst du wie diese Erde um uns bebt, fühlst du wie dieser Dämon in mir lebt?
Kannst du mit mir die Ängste überstehen, Kann ich mit dir bis zum Ende überleben?...“
Ein mitreisender Song, der von Anfang bis Ende ein perfektes Bild des inneren Zwiespalts malt. Dieser Song gehört absolut auf die Setlist bei jedem kommenden Auftritt der Band und hat meiner Meinung nach ganz großes Hitpotential!
Vom inneren Kampf geht es in den äußeren Kampf einer gescheiterten Beziehung. Die gemeinsame Zeit kam zu einen traurigen Ende und was folgt ist die gegenseitige „Apokalypse“. Man versteht sich gegenseitig nicht, man wird von der Welt nicht mehr verstanden und alles endet in Scherben. Hier gibt es nach dem zweiten Refrain eine kurze abrupte Abbremsung, in der uns eindringlich und auch sehr ruhig noch einmal der Text präsentiert wird, bevor es wieder krachend Richtung Ende weitergeht.
„...Kannst du mich noch sehen, kannst du mich noch spüren?
Kannst du diese Leere in mir füllen?
Ich kann dich nicht sehen, egal wie ich's dreh, ich werd es wohl niemals verstehen.
Deine Nähe tut weh!...“
- so schallt es uns gleich zu Beginn entgegen. „Deine Nähe tut weh“ ist wie „Dämon“ ein energiegeladener Track, der förmlich darum schreit, in Dauerschleife zu laufen.Veröffentlicht wurde auch diese Nummer schon vorab als Single mit Musikvideo und war auch auf dem Rookies & Friends Sampler Vol. 3 vertreten. Für meinen Geschmack vollkommen zu Recht, ein hervorragendes Aushängeschild für diese bisher vor Kraft strotzende Platte.
Im folgenden Track wird ein weiteres düsteres Thema behandelt. „Toxin“ heißt er und der Name ist Programm. Für manche ist es der Ausweg, doch für viele ist es auch das Ende. Selbstzerstörung ist das Stichwort, welches hier ganz weit heraus ragt. Vielleicht ist dies ja für manche der richtige Anreiz mit dem eigenen Toxin endlich zu brechen, um aus dem Schatten zurück ins Licht zu treten?!
Man könnte sagen, dass ein Elend auf das Nächste folgt. Nachfolgend finden wir uns bildlich im „Treibsand“ der Seele wieder. Von Zweifeln, Selbstvorwürfen und inneren Wunden geplagt ist dies ein stummer Schrei nach Heilung für die gequälte Seele. So schwankend wie die Stimmung in dem Text ist, so ist auch die musikalische Untermauerung dazu. Im einen Moment noch relativ geradlinig, dann doch mal kurz etwas sanfter und dann doch wieder düster brachial- quasi einmal die ganze Gefühlspalette von Anfang bis Ende.
Vom musikalischen Aufbau kommt anschließend, meiner Meinung nach, der härteste Song der Platte. „In deinem Verlies“ behandelt die Qual einer verlorenen Liebe. Man will es am Liebsten für immer vergessen, doch es lässt nicht los und greift erbarmungslos, so wie der Sound in den Strophen ist, erneut nach der Seele um sie schier zu zerreißen. Alles in allem eine Nummer mit brutalem Sound, einem ebenso brutal anmutendem Text und der Möglichkeit diese Zeilen in jener Situation einfach animalisch heraus zu schreien. Bei einem Liveauftritt ist die Eskalation an dieser Stelle gewiss vorprogrammiert. Wer Angst vor einem Moshpit hat, sollte hier definitiv in Deckung gehen.
Nach all dem Wahnsinn in den vorherigen Liedern möchte man meinen, es gibt keinen Ausweg mehr. Doch dann zeigt uns die Band das Gegenteil. Mit einigen fast schon unerwartet aufbauenden Worten strecken sie uns metaphorisch die Hand entgegen um mit uns ins „Niemandsland“ zu gehen. Selbst in den dunkelsten Stunden gibt es doch irgendwo eine helfende Hand.
Im letzten Song wird es dann doch einmal sehr ruhig. Aber nur weil es ruhig ist, heißt es nicht, dass es nicht trotzdem eindringlich sein kann. „Stille Wasser“ ist ein Abgesang auf den einen besonderen Menschen, der viel zu früh von uns gegangen ist. Zwar weg, doch im Blut und den Erinnerungen ist er immer noch ganz nah. Mit diesen traurigen Gedanken, die in ein rein akustisches Gewandt verpackt sind, geht das Album in aller Stille und Besinnlichkeit dann auch zu Ende.
Fazit:
So finster wie dieses Album an manchen Stellen auch wirken mag, umso anziehender ist trotzdem seine Wirkung. Es ist eine Reise durch die dunklen und manchmal auch schmerzenden Ecken der Seele. Begleitet wird dies von einem überragend treibenden und überaus fettem Sound, der nicht nur eingefleischte Metalfans, sondern auch alle anderen Freunde der gepflegten Rockmusik von den Socken hauen wird, da bin ich mir sicher.
Um auf mein Zitat aus der Einleitung zurück zu kommen: der Spruch trifft absolut nicht zu. Dieses X markiert definitiv einen bedeutenden Punkt. Wenn ihr es also beim Plattenhändler eures Vertrauens entdeckt, dann geht drauf zu und holt es zu euch nach Hause. Dieses Album von Silenzer gehört wirklich in jede gut sortierte Musiksammlung!
Alex
AGF- RADIO