Erstellt von Perli am 31.01.2022
Konzis - Nichts bleibt heilig / VÖ: 26.01.2022
Die vier Jungs aus Gütersloh von Konzis gibt es schon seit 2006 und Dank ihrer großen Spielfreude wächst ihre Fangemeinde stetig. Ich hätte sie eigentlich letztes Jahr live gesehen, aufgrund der aktuellen Umstände war dies aber leider nicht möglich. Umso mehr hoffe ich, dass ich das dieses Jahr endlich nachholen kann.
Ihre neue EP Nichts bleibt heilig erschien am 26.01.2022 in Eigenregie. Das Cover ist in einem schlichten weiß gehalten, mit einem stilisierten Kreuz in der der Mitte.
Nach bisher drei veröffentlichen Alben ist es die erste EP, aber da die Songs alle echt lang sind (der Längste mit 6.15 Min.) ist es von der Gesamtspielzeit dann eigentlich doch ein Album.
Discografie:
Gegen die Zeit (2008)
Die Hölle kann warten (2011)
Scheißegal was morgen kommt (2016)
Aber viel wichtiger als der schöne Schein ist ja der Inhalt, also lest selbst wie ich ihn empfinde.
Bandbesetzung:
Gesang/ Rhythmusgitarre – Olli
Schlagzeug – Pasche
Leadgitarre – Babbe
Bass – Stucki
Tracklist:
- Auf einem Auge blind
- Harte Zeiten
- Nichts bleibt heilig
- Der Mandelsong
- König ohne Thron
- Passagier & Kapitän
- Retour du Arsch
Die ersten Klänge vom Opener "Auf einem Augen blind" klingen ganz ruhig, bevor es richtig nach vorne geht. Hier wird jedem Einzelnem von uns der Spiegel vorgehalten, dass wir viel zu oft blind durch's Leben gehen, ohne darauf zu achten, was um uns herum in der Welt noch so los ist. Es wird zu oft weggesehen, wenn irgendein Unheil in der nahen oder fernen Umwelt passiert. Die Jungs aus Ostwestfalen veröffentlichten diesen Track inklusive Video bereits vorab am 12. Januar diesen Jahres. Die bewegten Bilder entstanden wieder in Zusammenarbeit mit Appelgrafie und zeigen noch einmal, obwohl wir informierter denn je sind, wir weniger wissen als jemals zuvor.
Es geht weiter mit leisen Tönen, die fix lauter und schneller werden. Schnelle Drums führen uns durch "Harte Zeiten". Egal was im Leben passiert oder wie scheiße es läuft, man lässt sich von Nichts und Niemanden unterkriegen. Deswegen "... stell dich aufrecht, die Nase in den Wind... " und zieh das Positive aus der Scheiße, auch wenn immer Narben zurück bleiben. Kraftvoller Song, der Mut macht, auch wenn manchmal nicht alles so rosig erscheint.
Nun geht es direkt ab und bei "Nichts bleibt heilig" gibt es einen musikalischen Arschtritt gegen jegliche Autoritäten. Der titelgebende Track ist eine schnelle, wütende Nummer, die direkt einlädt, in den Pogokreis zu hüpfen. Mitten im Song kann man dann, dank schönem Instrumentalteil, mal Luft holen, während die Jungs nochmal den Refrain gebetsartig wiederholen. Und am Ende wird nochmal klar, "...nichts bleibt heilig und wir sind aufgewacht. ..."
Dass wir im Hier und Jetzt leben, jeden Tag genießen und mit dem Geschmack eines kühlen Bierchens im Mund, vieles anders scheint, als es ist, zeigt uns "Der Mandelsong". Man bekommt automatisch ein Grinsen in's Gesicht und mich persönlich würde interessieren, ob dieser Song autobiografisch entstanden ist. Er erzählt die kleine Geschichte, wenn Mann sich Frau klarmachen will und dann doch einen Mann im Arm hält. Einfach pure gute Laune!
Immer an sich selbst glauben und niemals aufgeben, das vermittelt uns "König ohne Krone". Es ist eine Ich-bezogene Retrospektive, die zeigt, was man schon alles erlebt hat. Man geht automatisch mit dem einladenden Rhythmus mit und ist am Ende auch der Überzeugung, dass "... was auch geschehen mag, ... ich gebe niemals auf, ich nehme mein Leben lieber selber in die Hand. ..." Die charismatische Stimme von Olli lässt einen glauben, dass man mitten in seine Seele schaut. Ein Song, den man definitiv live sehr gut und laut mitsingen kann!
Dass die Jungs lange Intros mögen, zeigt sich auch bei "Passagier & Kapitän". Dies ist bei weitem kein Nachteil, sondern baut nur den Spannungsbogen für einen weiteren rockigen ehrlichen Song auf. Er macht deutlich, dass wir in unserem eigenen Leben nicht immer alles selber in der Hand haben, sondern manchmal einfach nur wie in einer Achterbahn drin sitzen , "... nichts zu steuern, nur mitfahren...". Aber es ist unser Leben, also das Steuer sollten wir wieder selber in die Hand nehmen und als Kapitän unser Schiff durch die rauhen Weltmeere des Lebens navigieren.
Mit dem letzten Song "Retour im Arsch" erklingen nochmal härtere Töne aus den Boxen. Hier wird in aller Klarheit deutlich gemacht, dass man Menschen aus seinem Leben aussortieren sollte, wenn sie einem nicht gut tun. Wer kennt es nicht, wenn sich Freunde ändern und man keine gemeinsame Basis mehr hat?! Dann wird es Zeit einen Schlussstrich zu ziehen und der betreffenden Person zu sagen , "...vorbei ist diese Farce...". So hart, ehrlich und direkt der Text ist, so ist es auch musikalisch umgesetzt, eine Nummer, die prädestiniert ist, live dem Publikum ein zu heizen.
Fazit : Ein rotziges, ehrliches und rockiges Album, dass sich als EP tarnt. Ich freue mich darauf, die Songs live mal unter die Lupe zu nehmen und dass die Jungs uns nicht wieder sieben Jahre warten lassen, bis was Neues kommt.
Hexe
AGF- RADIO