Erstellt von Perli am 05.02.2022

Toxpack - Zwanzig.Tausend.Volt / VÖ: 28.01.2022 via Napalm Records

Tracklist:

  1. Gekommen um zu bleiben
  2. ZWANZIG.TAUSEND Volt
  3. Wecke den Kampfgeist
  4. Ozean voll Scheiße
  5. Bastarde für alle Zeit
  6. Totgeglaubt, doch neugeboren.
  7. Kopf durch die Wand
  8. Zusammen einsam
  9. Letzte Warnung
  10. Noch einmal so wie früher
  11. Schweinehund
  12. Wehe, wenn wir losgelassen
  13. Nur für dich
  14. Wir kommen wieder irgendwann
  15. Himmelwärts

Toxpack muss man keinem mehr vorstellen, das neue Album schon! Nach 20 Jahren Bandgeschichte bekommen wir nun ZWANZIG.TAUSEND Volt um die Ohren.

Das Intro „Gekommen um zu bleiben“ erfreut dadurch, dass man erahnen kann, was die Platte bringt… und geht dann auch direkt über zu „ZWANZIG.TAUSEND Volt“. Dieser Song ordnet sich auch in die typische Geschichte der Jungs. Mein erstes Fazit: was für ein Brett! Genialer Opener, der Bock auf mehr macht.

Minimal entspannter holen wir im nächsten Song etwas Luft. Inhaltlich toll, lädt er dazu ein, definitiv öfter gehört zu werden. Meist ist der Kampf mit seinem eigenen Geist ja der schwerste. Und er warnt uns quasi vor dem, was die Platte noch für uns bereit hat: „Wecke den Kampfgeist“!

Wer jetzt befürchtet, wir würden im weiteren Verlauf in einem „Ozean voll Scheiße“ landen, kann beruhigt weiter hören. Der Track ist in typisch Berliner Manier einfach mal eine Herausforderung… an niemand geringeren als Gott himself. Der Song knallt einfach, ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Man spiele ein Hymne! So oder so ähnlich muss es Tommi mal ergangen sein, als der ungeschriebene Kodex entstanden ist: Nur ein Album mit Hymne ist ein gutes Toxpack-Album. Und mit „Bastarde für alle Zeit“ haben wir hier einen heißen Anwärter auf den Titel. Selbstreflektierende Zeitreise, die musikalischen Hymnencharakter hat. Chapeau, meine Herren!

Beim nächsten Track weiß ich nicht, was mich mehr beeindruckt: das Thema persönlicher Absturz inkl. Wiederauferstehung inhaltlich so gut umschreiben zu können, die musikalisch kraftvolle aber dennoch rhythmische Umsetzung, oder ist es der Fakt, ein gefühlt schon hunderte Male besprochenen Thema dennoch frisch und neu darzustellen? Was es auch ist, „Totgeglaubt, doch neugeboren“ ist einer meiner Top 3 Tracks der Platte.

Um die Melancholie nicht überhand gewinnen zu lassen, bohren wir mal wieder ein Brett. Und das gleich mit dem „Kopf durch die Wand“. Auch hier ist die Reflektion der eigenen Vergangenheit und der daraus resultierenden Entwicklung der Persönlichkeit eindeutig Themenschwerpunkt. Viele werden sich hier wiederfinden, und Schulle kann es mal wieder transportieren, wie kaum ein anderer.

Wie eine Hymne nicht fehlen darf, brauchen wir natürlich auch ein Beziehungslied. Aber was bedeutet das Wort schon im Hause Toxpack?! Anstatt von rosaroten Gefühlsduseleien geht es hier um das Gefühl der einkehrenden Tristesse mit der Zeit und dem Gefühl „Zusammen einsam“ zu sein. Geiler Track, Punkt!

Und wieder wird der Schwung zurück zur härteren Gangart gut erwischt. Sozialkritik können die Jungs, das wissen wir. Und mit „Letzte Warnung“ untermalen sie ihren Anspruch, Augenöffner zu sein und aufzuzeigen, worauf es in der Gesellschaft und im Leben ankommt.

Mit „Noch einmal so wie früher“ schauen wir zurück auf lange schöne Abende, Konzerte, Gespräche mit alten und dann neuen Freunden. Der richtige Song für das Gefühl zur richtigen Zeit. Vielleicht wird ja ein Abend der kommenden Tour der Jungs endlich wieder ein Abend. Ich würde es feiern!

„Schweinehund“ knallt direkt wieder los. Und es geht wieder um einen Konflikt- um den inneren Konflikt mit sich selbst. Auch hier wird wieder kein Blatt vor den Mund genommen. Und die Kraft der Stimme von Schulle überträgt sich direkt. So geht Motivation.

So langsam kommen wir leider schon auf die Zielgerade eines grandiosen Toxpack-Albums. Und der nächste Track weckt schon mal die Vorfreude auf die kommende Tour. Ein kleine, schnelle, rotzige Ode an sich und die Fans. Das Motte steht fest: „ Wehe wenn wir losgelassen“.

Kurz vor dem Ende gibt es dann doch noch ein Liebeslied. Dieses kommt aber ebenfalls nicht schmalzig rüber. Es ist auch eher eine Danksagung, und somit interpretierbar und vielseitig einsetzbar…ach ihr wisst, was ich meine: eine Danksagung an die wirklich wichtigen Menschen im Leben, also quasi „Nur für dich“!

Und wir sind am vermeintlichen Ende angelangt. Mit einer Bildersprache, die einen direkt auf ein Konzert transportiert, verabschieden sich die Jungs von ihren Fans auf diesem Album (und vermutlich zukünftig auch live). „Wir kommen wieder irgendwann“ ist ein Partysong der anderen Art.

Das letzte Lied ist für die harten Berliner überraschend ruhig und traurig. Aber einfach grandios! Inhaltlich verabschieden wir uns von allen Menschen, die viel zu früh „Himmelwärts“ gefahren sind. Dass ich mal bei einem Toxpack-Song massig Tränen in den Augen habe, hätte ich auch nicht gedacht. Unfassbar gute Mischung aus Gesang und instrumentalen Parts.


Fazit:
Mit ZWANZIG.TAUSEND Volt ist es den Musikern gelungen, ein Album zu präsentieren, das anders aber dennoch nach Toxpack klingt. Das schaffen viele nicht. Es zeigt aber, dass man sich weiterentwickeln kann und sich trotzdem treu bleibt. Und man nimmt ihnen jedes Wort und einfach jede Note ab. Denn die Platte ist vor allem eins: direkt, ehrlich und laut. Für mich das bisher beste Album des Jahres (und eine Messlatte für die kommenden). Warum ich keine Zitate eingebaut habe, fragt ihr euch? Hört es euch an, nur aus Schulles Mund klingen die Worte so, wie sie sollen.

Hannes
AGF- RADIO