Und weiter geht die wilde Fahrt – heute im Programm: eine der spektakulärsten Live-Bands, die das aktuelle Zeitalter zu bieten hat und eine der größten deutschen Bands überhaupt. Die Rede ist von Rammstein. Eine Band, die wohl jeder kennt, da kommt wohl niemand drum herum. Und an die Leute, die jetzt sagen „Boah nee, so toll sind die doch gar nicht...“: Schnabel zu und Augen auf!
Jeder, der schon auf einem Rammsteinkonzert war, kann und wird mir meine Worte unterschreiben.

Direkt das nächstgelegene mögliche Konzert zu nehmen kann ja jeder, deshalb ging es für uns nach Prag. Ab ins Auto und erst einmal gemütlich drei Stunden durch die Gegend fahren und dann einmal komplett quer durch Prag. Ins Navi haben wir einen Park & Ride in der Nähe des Flugplatzes eingegeben. Wir fuhren über einen kleinen Berg und am Horizont erstreckte sich dann schon dieses Monstrum von Bühne vor uns. Nicht zu übersehen! Und davor stand eine einzige schwarze Masse- der Hammer!

Polizei und Securitys standen an der Straße und versuchten den Verkehr umzuleiten. Ich fuhr zur Seite und erkundigte mich freundlich (auf englisch) beim Security Mitarbeiter, wo wir denn hin könnten. Dieser Typ jedoch fuhr mich auf tschechisch an und schimpfte was das Zeug hält... Hallo?! Ich nichts wissen wo hin, du mir helfen bitte, ich fremdes Kennzeichen - Deutschland...

Nach diesem frustrierten Zwischenfall stellten wir uns in einem Industriegebiet mitten auf eine Wiese, die ziemlich viele Deutsche offensichtlich auch als Frustrations- Notlösung nutzten. Mir war es egal, denn da, wo ich hin wollte, konnte ich nicht hin, weil die Straße ja abgesperrt wurde, und der Einweiser scheinbar nicht in der Lage war, seinen Job anständig zu machen. Dann eben dahin, mitten ins Nichts.. Falls sie alle, die dort fälschlicherweise gestanden haben, abschleppen wollten, dann hätten sie noch übermorgen zu tun. 

Irgendwann waren wir dann endlich da, wo wir auch hin wollten. Mittlerweile war es auch schon kurz vor acht Uhr am Abend und wir hörten nur noch ein Lied von den Damen am Piano, die die Vorband mimten und Songs von Rammstein spielten. Dann warteten wir... Ich stand mal wieder super, denn ich sah nichts, die Leinwand gehörte also mir.

Das Konzert startete wie geplant gegen 20:00 Uhr und mit ihm der Regen. Aber irgendwie war alles egal, wenigstens war es warm, also war das Ganze eigentlich auch sehr erfrischend.

Rammstein starteten mit dem Song, der auch auf der neuen Platte Zeit der Opener ist: „Armee der Tristen“. Ich finde, dass es ein sehr passender Einstieg war und muss an dieser Stelle aber gestehen, dass ich das neue Album noch nicht komplett auswendig mitsingen kann. Aber es ging vermutlich nicht nur mir so, denn um mich herum, war es bei diesem Song verhältnismäßig wirklich ruhig. Kurioser Weise ging dann beim nächsten Song „Zick Zack“ schon etwas mehr, wahrscheinlich, weil er als Singleauskopplung schon länger bekannt ist.

Dann kam genau der Punkt, an dem es laut wurde: es erklang der erste etwas ältere Song. „Links, 2, 3, 4“ - lautes Geschrei, lauter Jubel. Und ich? Fange an zu marschieren... Rammstein hört man nicht einfach nur, man verinnerlicht diese Band über Jahre.
Man studiert die Bewegungen, man lernt nicht einfach nur die Texte, man lebt diese Musik! Haltet mich für bescheuert, aber bei mir ist das so. Du kannst hier nicht zuhören und ruhig da sitzen, du kannst hier einfach nicht still sein. Es geht einfach nicht!
Also bewegst du dich. Und das erste, was du zu diesem Song machst, ist eben marschieren. Danach fängst du an, deine Haare zu schütteln und erst dann fängst du an, zu singen....
Weiter ging es mit „Sehnsucht“ und hier ist mir dann aufgefallen, dass generell, jedenfalls da wo ich stand, nur der Refrain oder die Schlagworte mitgesungen wurden. Ich bin offensichtlich aufgefallen, die Leute um mich herum haben gemerkt, dass ich Deutsche bin, denn ich hab den ganzen Text mitgesungen. Danach kamen „Zeig dich“ und „Mein Herz brennt“, wobei letzteres einer meiner Favoriten des Abends war - aus folgendem simplen, wie auch genialem Grund: Statt im Intro des Songs zu singen: „Ich hab euch etwas mitgebracht, hab es aus meiner Brust gerissen“, sang der gute Till einfach mal spontan: „Ich hab euch Regen mitgebracht, hab ihn aus meinem Arsch geschissen“. BÄM! Was haben wir das gefeiert. Um uns herum haben uns alle komisch angeguckt, denn das haben ja nur ein paar hundert Leute in dieser Masse von Tausenden von Menschen verstanden. Wir liebten ihn für diese Einlage, das war so was von gut!

Weiter ging es mit „Puppe“, wo Lindemann mit einem Kinderwagen auf die Bühne kam, in dem die Puppe psychopathisch in Flammen gesteckt wurde (so sah es jedenfalls auf der Leinwand aus).

„Heirate mich“ brachte mich zu meiner eigenen Überraschung dazu, diesen Song regelrecht herauszuschreien. So strange dieser Song auch sein mag, ich drehte mich zu Knoxi um und grinste mir einen ab, ich konnte einfach nicht anders... und auch er musste grinsen.

Nach diesem Spektakel kam der Titeltrack „Zeit“ zutage und ich muss euch sagen, der geht sogar live. Wobei ich mir da tatsächlich vorher nicht sicher war, bzw. konnte ich es mir einfach nicht vorstellen. Er wird vermutlich keiner meiner Lieblingssongs, aber es war trotzdem ganz gut. Anschließend spielten sie „Deutschland“,  erst in der Remix Version, dann in der normalen. Während des Remix wurde Richard auf einer Erhöhung die Bühne hochgefahren und die Neon-Glitzermännchen, wie ich sie so schön genannt habe, haben unten auf der Bühne getanzt. Es ist echt erstaunlich, wie wahnsinnig gut dieser Song selbst in Tschechien abgeht! Aber auch hier schreit man die Worte nur so raus. Selbstverständlich kam danach wieder „Radio“ und auch da waren v.a. die Schlagworte wieder überdeutlich vom Publikum zu hören.

Was sagt ihr, welcher Song darf auf keinem Rammsteinkonzert fehlen? Ja, ich weiß, da gibt es mehrere und die nächsten drei Songs gehören für mich definitiv dazu: „Mein Teil“ mit dem Riesenkochtopf für Flake und den drei unterschiedlich großen Flammenwerfern,  „Du hast“, wo sich klein Vanny wieder die Seele aus dem Leib singen konnte und ein Duett mit Knoxi hingelegt hat, der immer wieder belustigt den „Nein“-Part übernahm, und zu guter Letzt „Sonne“, wo selbst der größten Frostbeule der Welt warm wurde, weil gefühlt der komplette Flugplatz im Flammen stand. Ohne Mist, die Pyrotechnik und Shows von Rammstein sind absolut einmalig. Das MUSS man einfach einmal im Leben mal live gesehen haben - es ist echt gigantisch!

Danach wurde es für ein paar Minuten ruhig und die Masse wartete, was passiert. Wir wussten es schon von 2019 - es war Zeit für eine Zugabe. Ziemlich weit links stand eine kleine Minibühne etwas erhöht, vielleicht 3x3m groß (?), dort haben zuvor die beiden Frauen am Klavier die Rammsteinlieder gespielt und jetzt kam die Band dort an. Die erste Zugabe wartet auf uns: die Pianoversion von „Engel“ - also nichts mit den üblichen riesigen Engelsflügeln. Auf den Leinwänden der Bühne wurden Handylichter abgebildet und fast jeder holte sein Mobiltelefon raus und machte das Licht an. Leute, das war ein Bild... Noch dazu kam, dass vorne an der Bühne der Text eingeblendet wurde und so sang ganz Prag in einem nahezu einwandfreien Deutsch den Song mit. Da war die Gänsehaut vorprogrammiert.

Nach dem Song setzten sie sich in Schlauchboote und wurden von den Massen zurück zur Hauptbühne verfrachtet und der erste, der dort wieder ankam hielt ein „Willkommen“ Schild in die Höhe. Jeder wusste also, was jetzt kommen würde und worauf sie anspielten. Es folgte „Ausländer“ und jetzt war unsere Zeit, denn heute waren WIR die Ausländer. Und wieder grinsten die Leutchen um mich herum, als ich so fröhlich mit sang.

„Du riechst so gut“ ist im Übrigen auch wieder so ein Song, der für mich dabei sein muss. Er ist einfach genial, macht ultra Spaß.
Now it´s time for „Pussy“! Ein deutscher Song, und dann noch mit diesem Inhalt in einem anderssprachigen Land - es gibt nichts genialeres. Ich habe selbstverständlich den Text als Frau genau umgedreht, aber dennoch lauthals mitgesungen und natürlich auch mit Mimik und Gestik betont, so wie es sich für diesen Song gehört. Wir haben nicht aufhören können zu grinsen. Für uns war „Rammstein“ der letzte Song, den wir angesehen haben und nochmal echt ein Highlight, bei dem wahnsinnig viel Pyro verballert wurde. Wir verkrümelten uns dann schon Richtung Ausgang, weil wir wussten, wenn die Masse erst einmal aufbricht, dann werden wir warten müssen...

Die Band spielte derweil noch einen meiner Favoriten: „Ich will“.  Während wir also Richtung Ausgang hasteten, tanzte ich mehr oder weniger durch die Menge, Knoxi hinter mit herziehend, der sich meinem Tanzrhythmus anpasste...  Laut singend, schlängelte ich mich also an tausenden Menschen vorbei. Hinter den Tribünen, gar nicht mehr in Sichtweite der Bühne wurden trotzdem massenweise die Hände gehoben und Beifall gespendet, wenn die Aufforderung im Song kam. Es war super, selbst wenn wir die Show dazu gar nicht mehr sehen konnten. Das Feuerwerk am Ende war allerdings nicht zu übersehen, auch für uns nicht!

Der letzte Song des Abends war „Adieu“, den wir immer noch sehr deutlich hören konnten, auch wenn wir schon den Eingangsbereich verlassen haben. Und dann gab es nochmal einen lauten Knall und für alle war klar: die Show ist beendet. Wir haben gehört, wie danach noch zwei oder drei Instrumentalversionen von Songs gespielt wurden, aber ehrlich gesagt, hab ich vergessen, welche das waren, weil wir fast schon beim Auto waren. Wir kamen Gott sei Dank auch sofort von unserer Parkwiese herunter und konnten direkt wieder quer durch die komplette Stadt gurken - ohne Stau, ohne alles. Unser Plan ging also optimal auf. Um halb zwei in der Nacht waren wir dann auch endlich wieder Daheim und sind ins Bett gefallen.

Mein Fazit
Dass man Rammstein einfach mindestens einmal im Leben mal live gesehen haben muss, habe ich ja schon erwähnt, ich wiederhole mich aber in diesem Falle gerne: diese Band MUSST du live gesehen haben! Ich kann mir hier einen abquatschen und trotzdem ist es etwas anderes, wenn man es schonmal selbst gesehen und miterlebt hat.

Die Pyrotechnik, diese wahnsinnige Bühne, die Feuershow, diese ganze Bühnenshow - es ist einfach alles WOW!

Auch wenn wir bis auf die neuen Songs diese Show eigentlich vor drei Jahren schonmal gesehen haben, egal! SCHEISSEGAL - es war trotzdem nicht langweilig. Ständig hat es geregnet – ja, auch Wurst! Ich war nass, aber glücklich!

Ich würde jederzeit wieder gehen, nur würde ich hoffen, dass ich die Band beim nächsten Mal wieder dann mit einer anderes Show sehen werde.

Eins habe ich allerdings noch loszuwerden: bei uns war es jetzt in Prag so, dass in dem Gelände nur Cashless bezahlt wurde. D.h., man musste sich an Terminals einen Chip holen, diesen mit einem beliebigen Betrag aufladen und sich damit dann am nächsten Stand anstellen um dort Getränke zu holen. Als wir aber die Schlangen, sowohl vor diesen Cashpoints, als auch vor den Getränkeständen gesehen haben, ist uns der Durst vergangen - war zwar Schade um die Becher, die uns durch die Lappen gegangen sind, aber das war uns für diesen kurzen Aufenthalt dann doch zu doof, wenn wir ehrlich sind. Sich zweimal ewig lang anstellen, nur um ein Getränk zu holen, ähm nö, dann eben nicht. Ich weiß jetzt nicht, ob das für die anderen Shows auch so ist, aber in Prag war es eben so und ich wollte euch jetzt sicherheitshalber einfach mal vorwarnen.

Halten wir aber dennoch fest: Rammstein ist großartig und wir sehen uns definitiv wieder!

 

MEIN HERZ BRENNT für RAMMSTEIN, ADIEU ihr Lieben!
Vanny
AGF- RADIO