Erstellt von Perli am 19.05.2022

Kneipenterroristen – Hart-Zart-Unverzerrt / VÖ: 17.06.2022 via Remedy Records

Die Akustikwelle ist schon sehr weit über das Land gefegt und hat viele etablierte Bands mitgerissen. Nun ist sie auch in den Kneipen dieser Welt angekommen und somit bei einer der Hamburger Partybands schlecht hin. Mitte Juni veröffentlichen die Kneipenterroristen ihr erstes eigenes Akustikalbum. Das kommt meiner Meinung nach dann doch etwas überraschend.
War die Band bisher doch eher für ihren beinharten und oft auch sehr versauten Stil bekannt. Das macht jetzt natürlich sehr neugierig auf dieses Album, welches wie ein Auszug aus der Bandbiografie wirkt, die uns am Tresen in der nächsten Eckkneipe erzählt wird.
Schauen wir mal, was die Band so für Geschichten auf Lager hat.

Besetzung:
Rohbert – Bass
Jason – Drums
Jörn – Gesang
Martin – Gitarre
Günny – Gitarre

 


Tracklist:

  1. KneipenTouristen
  2. Dia de los Muertos
  3. Komm mit uns
  4. Ring um die Eier
  5. In die Hölle und zurück
  6. Wir fahr´n halt nach Kiel
  7. Pornostar
  8. Mein letztes Bier
  9. Prost
  10. Sie kam zu mir am Morgen
  11. Nüchtern bin ich schüchtern
  12. Einkehr
  13. Wir schaffen das
  14. Holstenfetischisten
  15. Hamburg (mein Zuhaus)
  16. Auf die Kollegen
  17. Hausverbot im Swingerclub (Bonustrack)

Gleich zu Beginn gibt es eine grundlegende Erklärung, wer die Jungs überhaupt sind. „KneiptenTouristen“ ist eine perfekte Einstimmung auf das, was noch kommen wird. Obendrein war es die erste Single, welche vorab inklusive Video veröffentlicht wurde. Man hört die üblichen Melodien der Terroristen, zwar in einem ungewohnt unverzerrten Gewandt aber trotzdem sehr markant, und natürlich auch Jörns gewohnte Reibeisenstimme. Die eingefleischten Rockfans dürften spätestens im zweiten Refrain anfangen sich heimisch zu fühlen, also machen wir uns weiter auf den Weg durch die Geschichte.

In jeder Story gibt es natürlich auch Leute, die zu früh gegangen sind und so kommt hier eine kurze Lobpreisung auf sie. Jedoch ist „Dia de los Muertos“ keine rührselige Ballade - ganz und gar nicht - es ist eher ein Salut darauf, dass all Jene niemals vergessen werden. Ein Lied, welches anregt, einen Toast am Tresen auszusprechen und Geschichten über die Vergangenen zu erzählen.

Doch da wir hier nicht auf einer Trauerveranstaltung sind, laden uns die Jungs mit „Komm mit uns“ wieder zurück auf die Sonnenseite ein. Weiter geht es an der Theke mit einer Runde nach der anderen. Man spürt direkt wie das Trübsal Schluck für Schluck von einem abfällt.

Wie es zu einer guten Tresengemeinschaft gehört, kommen natürlich auch irgendwann die versauten Sachen auf den Tisch. Dies kommt in Form von „Ring um die Eier“. Hier werden wunderschön kaputte Bilder in den Kopf getan, bei denen sich direkt die Spreu vom Weizen trennt. Die Zartbesaiteten werden hier wohl umgehend ihre Anlagen verbrennen und die Spaßgranaten werden aufdrehen, um den Text noch besser mitgrölen zu können.

Weiß Gott ist nicht alles schön und gut im Leben. Es gibt Geschichten, die klingen wie eine Fahrt „In die Hölle und zurück“ und auch für diese ist hier am Tresen Platz. Einmal richtig (verbal natürlich) auskotzen, um dann direkt mit der nächsten Runde wieder nach Vorne sehen zu können.

Kommen wir zum Kapitel der Kuriositäten. Es gibt Bands, die für Konzerte um die Welt reisen und dann gibt es die Kneipenterroristen. Die sagen sich „Wir fahr´n halt nach Kiel“. Doch auch aus einer scheinbar eintönig wirkenden Geschichte kann mit einer Prise Wahnsinn und natürlich jeder Menge Alkohol eine sehr witzige Angelegenheit werden.

Auch für die kostenlose Berufsberatung ist natürlich immer Zeit in der Schänke. In diesem Falle wird uns der Beruf „Pornostar“ näher gebracht und in aller Ausführlichkeit über die Vorteile berichtet. Klingt irgendwie doch verlockend an dieser Stelle.

Aber irgendwann kommt es doch, wie es kommen musste. Der Durst war groß, doch der Körper war zu schwach. Nach solchen Abenden findet man sich meistens, wie auch hier im Song, mit dem Kopf über der Schüssel wieder. Und natürlich geht auch allen der gleiche Gedanke durch den Kopf: das war definitiv „Mein letztes Bier“!

Auch der schlimmste Kater ist irgendwann überstanden und so treibt es uns mit dem nachfolgenden Partysong wieder zurück an die Bar. In geselliger Runde ist es eben doch am Schönsten und alle erheben ihre Gläser - „Prost“ ihr Säcke!

Ja nicht jede Geschichte mit einer Frau nimmt ein gutes Ende. So war es auch hier bei der nächsten Anekdote, die uns die Band präsentiert. „Sie kam zu mir am Morgen“ ist schon seit vielen Jahren ein Klassiker und erlebt hier im akustischen Sound wieder eine kleine Auffrischung. Alt aber trotzdem immer noch gut.

Die folgenden Storys gehen fast schon nahtlos ineinander über: „Nüchtern bin ich schüchtern“ spricht durch den Titel für sich. Ohne den besten Freund Alkohol geht eben einfach nichts. Und wenn dann einmal der Fusel läuft ist man froh über jede neue „Einkehr“ in der Spelunke seine Vertrauens. Zeit, das auch dementsprechend mit dem passenden Song zu feiern. Natürlich gibt es während dieser Feten auch kein Halten und kein Ende. Was? Vier Mann wollen ein 80- Literfass austrinken? Kein Problem, „Wir schaffen das“! Vor allem wenn das Fass dann aus der Hamburger Brauerei des Vertrauens kommt, dann sind die „Holstenfetischisten“ ganz schnell bei der Sache.

So steigt ganz schnell eine ganz wilde Sause, bei der natürlich auch ein Loblied auf die Heimat nicht fehlen darf. „Hamburg (mein Zuhaus)“ ist der Treueschwur auf die Hansestadt. Hier mit der neuen Version auf akustik dürfte nun auch eine Version geschaffen sein, die an den Lagerfeuern oder auch in den kleinen Kneipen der Stadt auf der Klampfe geträllert wird.

Kurz vor Schluss darf ebenfalls natürlich eine Lobpreisung auf die Weggefährten und Freunde nicht fehlen. Deshalb stehen wir von den Hockern auf und erheben unsere Gläser „Auf die Kollegen“. Vielleicht ist es nicht so krachend wie die Rockversion aber dafür umso eingängiger und einladender zum mitgrölen.

Zu guter Letzt gibt es noch eine kleine witzige Anekdote als Bonus. Wie man es schafft, „Hausverbot im Swingerclub“ zu bekommen, ist es allemal wert, noch gehört zu werden. Es ist, meiner Meinung nach, auch ein passendes Lied, um die Platte mit einem Schmunzeln zu Ende gehen zu lassen.


Fazit:

Wenn diese CD ein Kneipenbesuch wäre, dann wäre es definitiv einer, an den man sich noch Jahre zurück erinnert. Ein Abend, nach dem man mit einem tierischen Kater am Morgen danach aufwacht und die Frau absolut sauer sein wird. Also quasi der Alltag der Kneipenterroristen. Für Fans ordentlicher Thekenmusik und Leute, welche die Band noch einmal neu für sich entdecken wollen, kommt hier genau das richtige Album. Einschalten, Bier aufmachen und Spaß haben - und das Ganze Hart - Zart - Unverzerrt

Die Scheibe ist bereits jetzt <HIER> schon bestellen. Ab dem 17. Juni gibt es das Album dann überall als Jewel Case CD, limitierte Digipack CD mit Bonus Track und als Online Version. Die verschiedenen streng limitierten und nummerierten Vinyl Farben gibt es exklusiv nur bei EMP Und Remedy Records.  

Alex
AGF- RADIO