Erstellt von Perli am 24.05.2022

Der W – V / VÖ: 27.05.2022 via W-Entertainment (Tonpool)

Uiuiuiuiuiui.... Was kam denn diesmal schönes bei mir rein geflattert?! Stephan Weidner alias Der W - ein echter Onkel! Manchmal ist meine Aufgabe hier eine echte Ehre und ich freue mich tierisch wie ein kleines Mädchen, welches vor ihren Weihnachtsgeschenken steht.
Dieser Mann war eines meiner ersten musikalischen Vorbilder und somit auch ein Grund dafür, warum ich heute dieses traumhafte Instrument spiele. Danke dafür.
Als die Onkelz damals (2005) aufgehört haben, ging für mich, wie auch für unzählige andere, eine Welt unter. Doch 2008 kam ja dann die wunderbare Nachricht: Stephan Weidner kommt zurück auf die Bühnen dieser Welt, als
Der W. Es war zwar nicht unbedingt das selbe, aber es war immerhin ein Pflaster, das meine Wunden etwas heilte. Schneller, Höher, Weidner war damals das erste Album, und mittlerweile sind wir bei Nummer fünf gelandet, welches dann auch passenderweise den Namen V trägt.

Lange war es die letzten Jahre ruhig um den Musiker, aber es ist ja auch viel passiert: die Onkelz haben Reunion gefeiert und ich habe live auf dem Hockenheimring hunderte von Tränen vergossen – vor Freude.

Und jetzt höre ich dieses Album nicht vollgestopft von Trauer, sondern kann es völlig frei genießen, ohne irgendeinen Nachgeschmack. Die Onkelz sind die Onkelz, und der W ist der W. Und ich bin glücklich – über beide.

Ihr dürft euch hier mit mir auf 12 neue Songs freuen, die mal mehr, mal weniger brachial rüberkommen - einfach typisch Stephan Weidner!

Bandbesetzung:
Gesang: Stephan Weidner
Gitarre: Dirk Czuya
Bass: Henning Menke
Schlagzeug: JC Dwyer


Tracklist:

01. Das Lied vom Blut
02. Der Berg bewegt sich nicht
03. Für dich
04. Alles wieder anders
05. Kosmogenesis
06. Meditation mit Kippe und Bier
07. Haus aus Spiegeln
08. Ein Strick, ihr Genick
09. Kann weg!
10. Guten Morgen Mitternacht
11. Das letzte Boot über dem Acheron
12. Briefe an mich selbst


Das Album startet mit dem Song „Das Lied vom Blut“. Es geht direkt anständig los und trifft auch gleich meinen Geschmack. Den Bass hört man sehr deutlich – ich hätte auch nichts anderes erwartet. Tip Top abgestimmt. Die Stimme ist instand wieder vertraut und löst erstmal eine kleine Gänsehaut aus. Ich mochte diesen Mann schon immer, seine Stimme, seine Art Musik zu machen, einfach das Gesamtpaket. Direkt zu Beginn des Songs wird eine Verbindung zu Stephans Heimat Frankfurt aufgebaut, dementsprechend ist es auch sofort für jeden greifbar. Der Refrain ist für mich schon alleine ein absoluter Kracher:

„... Was stillsteht, ist tot, was sich bewegt, das lebt.
Es zählt nicht woher du kommst, nur wohin du gehst.
Was stillsteht, ist tot, was sich bewegt, das lebt.
Das Werdende im Wandel, bis es irgendwann vergeht. ...“

Für mich ein sehr aussagekräftiger Text und für alle Freunde der geliebten Gitarrenmusik gibt es obendrein ein anständiges Solo - klasse Song.

Auf geht es zur zweiten Single, die für diese Platte veröffentlicht wurde. „Der Berg bewegt sich nicht“ ist bereits seit dem 13.05.2022 auf allen gängigen Plattformen verfügbar. Der Song ist schnell und drückt nach vorne. Für mich schon ein kleiner Ohrwurm. „... Was machst du, wenn du wirklich nicht mehr kannst? Ich mache weiter, weiter!...“ - eine Textzeile, als wäre sie für mich geschrieben. Generell ist es ein ultra starker Song, ein philosophischer Text à la hinfallen, aufstehen, weitermachen! Bist du mit dir im reinen, geht es immer weiter, du musst nur an dich selbst glauben!

Wenn wir gerade so schön bei den Singles sind, dann machen wir doch gleich weiter, nämlich mit der ersten für dieses Album „Für dich“. Ein wunder, wunder, wunderschönes Lied, das mich in zwei reißt. Einerseits aufgrund des Textes, andererseits wegen seines Hintergrundes. Ein Song, der eigentlich noch gar nicht so früh veröffentlicht werden sollte, nun aber doch geschehen, weil ein nahestehender Freund kurz vor Veröffentlichung verstorben ist. Eine Geschichte, die mir wiedermal eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagt. Jedoch treibt mir die Nummer mal keine Tränen in die Augen, auch wenn ich es mir selbst nicht so recht erklären kann. Vermutlich weil die Stimmung des Liedes selbst, keine traurige ist, sondern eher rockig. „...Lass mich für dich da sein...“ - wow, du hast mal wieder mein Herz berührt.

Alles wieder anders“ ist ein Song über Trennung, der einen aber nicht traurig macht. Es ist eher so, dass ich mich mal wieder versuche, in den Song hinein zuversetzen und darüber nachdenke. Nach einer Trennung ist alles wieder anders, so ist es und so ist es auch gut. „... Man weiß, was man verliert - man weiß nicht, was man gewinnt....“ - diese Textzeile direkt zu Beginn der zweiten Strophe hat mich darüber nachdenken lassen, wie traurig ich immer nach Trennungen war, wie sehr es oftmals mein Herz zerrissen hat. ABER, es ging immer weiter, und letzten Endes hat es mich genau hierher gebracht, wo ich jetzt bin. Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich irgendwo eine andere. Und manch eine Trennung ist einfach überfällig, denn wenn dein Gegenüber versucht, dich zu dem zu machen, was du nicht bist, dann ist es nicht das Richtige. Er oder sie, sollte dich genau so lieben, wie du bist, erst dann ist es nicht nötig, dass alles wieder anders wird.

Vom Trennungssong, zum Liebeslied: „... Bring mir den Sommer, bring mir das Licht, bring mir den warmen Wind. Du bist die Welt für mich! Für die Liebe, Tochter des Lichts, greif zum Himmel, ohne Liebe gibt es nichts! ... “ - Kosmogenesis ist eine Ode an die Liebe, verpackt im Charme von Stephan Weidner. Die Liebe ist eine der wertvollsten Dinge, die es auf dieser Erde gibt und ohne sie gibt es einfach nichts. Darauf trink ich doch glatt mal ein Gläschen - Prost!

Es geht im selben Stil weiter: Rhythmus und Riff sind sehr eingängig und auch der Text ist interessant, wenngleich ich mir irgendwie unter dem Titel „Meditation mit Kippe und Bier“ etwas anderes vorgestellt habe. Was genau, weiß ich aber selber nicht so recht. Was habt ihr denn so für ein Bild im Kopf, wenn ihr nur den Titel lest?!

Im nächsten Song wird es ungewohnt ruhig. Die letzte Single des Albums trägt den Namen „Haus aus Spiegeln“ und ist im Vergleich nun wirklich ein trauriger Song, der auch wieder die Trauer und den Schmerz von Trennungen wiedergibt. Ihr könnt euch den Song jetzt seit 20.05.2022 anhören und euch ein eigenes Bild machen. Für mich strahlt dieser Song auch jede menge Sentimentalität aus.

Nun wird es brachial. „Ein Strick, ihr Genick“ - klingt krass - ist es auch. Musikalisch wie auch textlich hat es dieses Lied in sich. Es geht um Angst - die Angst, die immer wieder über Jedem von uns schwebt. Angst kann gefährlich sein, sie kann dir die Luft abschnüren, hat es einfach in sich. Wenn man ehrlich ist, findet Jeder irgendwas, vor dem er/sie Angst hat. Lasst sie nicht über euch hinauswachsen!

Im nächsten Song geht es um Gestern. Aber liebe Leute, Gestern ist Geschichte. Macht doch aus einem Gestern ein Heute, oder besser noch ein Morgen!

„... Was Dich nicht glücklich macht, kann weg! Du suchst nach etwas, das du selbst versteckst.
Was Dich nicht glücklich macht, kann weg! Wir brauchen Gestern nicht. Die Zeit ist jetzt...!“

Ich finde diesen Text wunderbar und es hat einen verdammt wahren Kern. Alles was du nicht mehr brauchst „Kann weg!“. Schaut in die Zukunft, konzentriert euch auf diese, sie hält vieles für euch bereit. Der Song startet relativ ruhig und steigert sich nach dem Intro. Ich finde das Lied stark, auch wenn es eigentlich total simpel ist. Aber das beweist wieder, das es nicht immer kompliziert sein muss.

 

Guten Morgen Mitternacht“ - wo sind meine aktiven Freunde der Nacht? Ich bekomme bei dem Lied sofort gute Laune, auch wenn ich längst kein Kind der Nacht mehr bin, aber ich war es früher mal. „... Guten Morgen Mitternacht, hör‘ ich mich sagen. Ich spüre deine stille Macht. Ein Wolf muss jagen!...“ Also ich hab direkt ein Bild im Kopf und ich bin mir sicher, wenn ihr das Lied dann komplett hören könnt, habt ihr auch Bilder im Kopf. Der eine denkt an einen Wolf, der andere vielleicht gar an einen Werwolf, wer weiß das schon. Ich jedenfalls finde das Lied ziemlich cool und er hebt meine Laune, textlich wie musikalisch.

Jetzt kommen wir langsam zu den düsteren Klängen, passend zum sich dem Ende nähernden Album. Wer sich ein bisschen mit alten Mythologien, im jetzigen Fall mit der griechischen Mythologie, auskennt, dem ist es eventuell ein Begriff, das der Acheron (ein Fluss in Griechenland) einer der Flüsse der Unterwelt ist. Ergo vermittelt „Das letzte Boot über den Acheron“ ein Bild davon, eben die wirklich letzte Fahrt anzutreten. Ich persönlich, die fremde Mythologien mega interessant findet, habe bei dem Song eine Gänsehaut bekommen, mit dem Gedanken daran, dass tote Seelen über diesen Fluss an den Gott der Unterwelt übergeben werden. Mystisch umrandet durch den musikalischen Rahmen.

Der nun wirklich letzte Song ist wieder ebenso ruhig. „Briefe an mich selbst“ ist der langsamste, wie auch längste Song der Platte. Diesen Song kann ich absolut nachempfinden. „Worüber ich nicht sprechen kann, darüber muss ich schreiben.“ ist eine Zeile, die mir noch lange nach hing. Denn auch ich bin ein Mensch, der sich beim Schreiben besser ausdrücken kann, als mit der eigentlichen Sprache. So auch bin ich lieber Redakteurin, statt Moderatorin geworden. Beim Schreiben habe ich mitunter lange Zeit zu überlegen, was ich sagen möchte. Gesprochene Worte, lassen sich da eher nur schlecht wieder ausradieren. Außerdem höre ich mich auch nicht gerne reden. Ich bin schüchtern, müsst ihr wissen.


Mein Fazit:

V ist ein absolut klassisches Der W Album. Die Mischung ist ausgewogen und die Last der Lieder nicht zu erdrückend. Es ist erfrischend und entspannend, zugleich aber auch mystisch und zum Nachdenken anregend.

Ich schwanke zwischen „Kann weg!“ und „Das letzte Boot über den Acheron“ und wenn ich mich wieder mal nicht entscheiden kann setzte ich eben beide auf mein Treppchen, wobei ich „Das Lied vom Blut“ auch ziemlich stark finde. Also klassisches 3 Plätze Podest. Aber dieses Album hat eben einige gute Lieder zu bieten. Schauen wir mal, vielleicht sehen wir uns ja im November auf der Tour zum Album.

Ich freue mich jetzt schon auf  ein sechstes Album und hoffe, dass es nicht (wieder) so lange dauert.

Es geht Weidner, immer Weidner!
Vanny
AGF- RADIO