Erstellt von Perli am 04.06.2018
Waldpogo #8 am 25. & 26.05. 2018 in Hattingen
Der Perfektion nahe
Kaum war das wieder mal legendäre Spreewaldrock Festival vorbei, da klopfte auch schon die nächste Veranstaltung an die Türe. Gerade mal vier Tage hatte ich Zeit zum verschnaufen, bevor es mit Vollgas zum nächsten Fest ging.
Die Anreise in den beschaulichen Schwarzwald gestaltete sich für mich sehr angenehm. Bisher war ich es ja gewohnt für Festivals immer Minimum fünf Stunden unterwegs zu sein. Hier waren es aber gerade mal sage und schreibe zwei, die bei lauter Vorfreude meinerseits sogar wie im Fluge vergingen. An dieser Stelle muss ich allerdings zugeben, dass es echt schon einen guten Orientierungssinn erfordert, den Sportplatz in Hattingen zu finden. Wenn ich mein Navi nicht gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich heute noch auf der Suche nach dem Gelände.
Dort angekommen wurde ich erst einmal kräftig überrascht; ich wusste zwar, dass der Waldpogo nicht sonderlich groß ist, aber dass es so familiär werden würde, damit hab ich nicht gerechnet. Auf der Campingfläche stand zu diesem Zeitpunkt auch erst eine überschaubare Menge an Zelten bzw. Pavillons, so dass es nicht schwer war ein paar bekannte Gesichter zu finden. Nach dem auch ich rasch mein Zelt aufgebaut hatte und auch das erste Bier in der Hand hielt, konnte das Festival offiziell starten. Ich freundete mich recht schnell mit der Gruppe an zu der meine Bekannten gehörten und so verging die Zeit, bis es mich zur ersten für mich interessanten Band vor die Bühne zog, wie im Fliegen.
Die erste Band an diesem Abend war auch gleich die, auf welche ich mich mit am Meisten gefreut hatte: Unherz legten los und heizten der doch recht überschaubaren Menge so richtig ein. Für mich war es verdammt lang her, die Jungs live gesehen zu haben, umso mehr freute es mich, sie in einem so kleinen Kreis genießen zu dürfen. Gespielt wurden sämtliche bekannten Hits wie „20.000 Freunde“ oder „King Kongs kleine Schwester“, aber was das Ganze noch mal richtig besonders machen sollte, war die Livepremiere ihrer neuen Nummer „Mein Glas“. Der Song war schon vom Band verdammt geil und ist live sogar noch um einiges besser. Da wird die Vorfreude auf das neue Album nochmal ein Stück größer.
Die aufgeheizte Stimmung bekam gar nicht die Chance zu verfallen, denn danach enterten King Kongs Deoroller die Bühne und sorgten weiterhin für gute Laune. Aber auch für Bewegung wurde kräftig gesorgt... zu dem neuen Song „FOL“ gab es für das Publikum eine besondere Aufgabe: die Band wollte eine „Circlepolonaise“ sehen, die ausgerechnet ich anstimmen sollte. Da ich also keine andere Wahl hatte, nahm ich diese schwere Bürde auf mich und begann ein paar ausgeprägte Runden im Kreis zu drehen. Allerdings wollte das ganze doch nicht so funktionieren wie geplant, sodass daraus irgendwann ein normaler Circlepit wurde. Aber auch zum Party machen gab es noch Gelegenheit genug, denn da die Band um Frontmann Kiedi an diesem Abend eine etwas längere Spielzeit hatte als sonst wurden noch einige Lieder raus gehauen, die nicht so häufig live gespielt werden. So zum Beispiel auch der Song „Fraggles“. Doch auch der Rest war im Großen und Ganzen ein einziges abfeiern, bei dem es viel Gelächter gab.
Bei der letzten Band des Abends ging es dann vielleicht nicht ganz so lustig zu, jedoch fand die vorherrschende Stimmung dort ihren Siedepunkt. Exituz, die berühmt berüchtigte Onkelz Coverband aus Liechtenstein, gab sich an diesem Abend die Ehre und der Abriss sollte perfekt werden. Die Party artete sogar soweit aus, dass ich irgendwann zum Schluss mit auf der Bühne stand und bei einem Song mit singen durfte. Leider versuche ich mich bis jetzt verzweifelt zu erinnern, welcher Titel das war. Nichtsdestotrotz war es ein verdammt geiler Augenblick für mich, den ich nie vergessen werde. Um ehrlich zu sein könnte ich mich da sogar fast schon dran gewöhnen. Danke an dieser Stelle an Exituz, dass ihr mich nicht einfach im hohen Bogen von der Bühne geschmissen habt und danke für den überragenden Auftritt beim Waldpogo.
Danach war für mich allerdings auch schon Schluss, nach einer anstrengenden Frühdienst Woche, die sich nun bemerkbar machte, wäre ich tatsächlich fast im Stehen eingeschlafen. Deswegen zog ich mich zeitig in mein Zelt zurück und der Freitag war damit gelaufen.
Am Samstag passierte bis zum Abend hin nicht viel Erwähnenswertes, der normale Festivalalltag halt: Bier trinken, Schnaps trinken, rumsitzen und Blödsinn labern und ein paar Runden Flunkyball spielen. Für mich war der Zeitpunkt, um vor die Bühne zu gehen erst ziemlich spät, um genau zu sein, als die Krawallbrüder die Bühne betraten und der Wahnsinn so richtig seinen Lauf nahm. Ich kam allerdings nur schwer in die Gänge, irgendwie hatte ich den ganzen Tag schon einen Durchhänger, durch den ich gezwungen war mir die Band ohne jegliche Aktivität an zu tun. Was aber auch mal eine willkommene Abwechslung war. Überall vor der Bühne war der Mob komplett am eskalieren, doch ich saß ganz gemütlich im Abseits und ließ mir das Bier schmecken. Dadurch war es mir auch endlich mal möglich auf das Musikalische zu achten und mich nicht in Acht nehmen zu müssen, vor dem was die Leute um mich herum so treiben. So konnte ich mich wieder einmal davon überzeugen, dass die Brüder live doch eine verdammt geile Kombo sind und nicht nur auf der Platte glänzen.
Nachdem die vier Jungs aus dem Saarland fertig waren kam der Moment, auf den ich das ganze Fest lang hin gefiebert hatte. Die Thekenproleten waren endlich auf der Bühne und die Stimmung fand nun auch schlussendlich ihren Höhepunkt. Die Jungs lieferten ein absolutes Brett von einem Auftritt ab, welcher mich meine Meinung über sie noch ein wenig überdenken ließ. Ich hatte ja vorher schon immer gesagt, dass die Thekenproleten eine der besten Livebands aus dem Deutschrock sind, aber das muss ich zurücknehmen: nach dem Waldpogo würde ich fast schon so weit gehen, zu sagen, dass sie vielleicht sogar DIE beste Liveband aus dem Deutschrock sind. Mir fallen nur sehr wenige ein, die das, was ich bei all ihren letzten Auftritten zu sehen bekam, noch überbieten können. Die Menge, die sich nach der Vorband allerdings etwas ausgedünnt hatte (ist mir an dieser Stelle unbegreiflich wie so etwas sein kann), feierte das genauso wie ich.
Nach diesem grandiosen Auftritt war der Abend allerdings an dieser Stelle noch nicht vorbei. Für die Aftershow hatten sich die Proleten Verstärkung aus Südtirol geholt, in Form von Foiernacht. Sie spielten etwas im Abseits auf einer kleinen Bühne und sorgten bei den wenigen verbliebenen Leuten nochmal für gute Laune. Unter anderem bekamen wir ihr aktuelles Akustikset zu hören, was es ihnen erlaubte, auch ein paar Cover wie „Ace of Spades“ von Motörhead zu spielen. Doch es deutete sich bereits schon an, dass die Jungs nicht die gesamte Spielzeit von einer Stunde durchhalten würden... Sie waren auch schon am Nachmittag eingetroffen und ich hab sie in der Zwischenzeit nie ohne Bier herumlaufen sehen, was wohl dazu geführt hat, dass der eine von ihnen mehr, ein anderer weniger angeheitert war und daher den doch sehr spaßigen Gig schon nach etwas mehr als einer halben Stunde wieder abbrechen mussten. Es sei ihnen aber verdammt nochmal gegönnt!
Eigentlich wäre ja an dieser Stelle Schluss gewesen, doch es sollte für mich noch eine sehr sehr lange Nacht werden. Alles fing damit an, dass Fino, Schlagzeuger der Thekenproleten, auf einmal wie aus dem Nichts mit einer 3 L Flasche Jacky und noch 2 Flaschen Pfeffi unter'm Arm auftauchte. Der Jacky war mir in dem Moment herzlich egal, doch dieses grüne Gesöff zog mich magisch an. Und so stand standen wir nun da in der kleinen Gruppe, die sich angesammelt hatte, tranken Pfeffi und sogar auch was vom Jacky, und laberten so unseren Stuss vor uns hin. Irgendwann standen wir nur noch zu dritt da, bis wir merkten, dass uns das zu anstrengend wird. Also haben wir unseren Krempel gepackt und es uns im Backstage gemütlich gemacht. Dort saßen wir dann auch schließlich bis, und das ist jetzt kein Witz, halb 11 morgens, bis irgendwann der Rest wieder erschienen war, um mit dem Abbau bzw. aufräumen los zu legen.
Das war dann auch der Punkt, wo ich merkte, dass mein Limit erreicht war. Ich zog mich zurück um zu mindest noch etwas Schlaf zu bekommen, bevor auch ich mich wieder auf den Heimweg machen musste.
Zum Schluss möchte ich mich an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei den Thekenproleten, den anderen Bands, Veranstaltern und sämtlichen Helfern für dieses sehr familiäre Festival bedanken. Ich war ja schon auf einigen Events, aber der Waldpogo war bisher eines der schönsten, welches ich bisher erleben durfte. Deshalb freut es mich an dieser Stelle sagen zu können, dass nächstes Jahr der Waldpogo #9 definitiv stattfinden wird.
Und definitiv kann ich sagen, dass, nach dem was ich dieses Jahr dort erleben durfte, ich definitiv auch nächstes Jahr wieder am Start sein werde.
Dor Alex
AGF-RADIO