Erstellt von Perli am 20.07.2022
Butcher´s Beer Lager-Feier-Days @ Waldcamping Prüm vom 15. – 17.07.2022
Rücksitze umklappen, Zelt, Campingstuhl und die Kühlbox in das Auto verfrachten. Ach, halt STOPP! Das interessiert doch Niemanden, spulen wir vor…
Die Flammen des Lagerfeuers flackern und lodern, das brennende Holz knistert und knackt, der Geruch ist charakteristisch. Nach und nach findet jeder ein Plätzchen am Feuer. Hervorragender Übergang nach diesem gelungenen Auftritt. Ok, halt, das war zu weit, spulen wir wieder ein Stück zurück…
Der Campingplatz „Waldcamping Prüm“, der von Inhaberin Sarah Marder und ihrer Familie geführt wird und somit auch das Veranstaltungsgelände liegen mitten in einer der schönsten Gegenden in Deutschland, in der Eifel. Die Stadt Prüm ist sogar Teil des Jakobswegs. Bei der Einfahrt beeindruckt die umliegende Natur und Idylle derart, dass der gesamte belastende Alltagsstress von einem abfällt. Seitlich plätschert die Prüm und rundet den ersten Eindruck ab.
Die minimalistische Bühne wurde von einem sechsköpfigen Team am Ende eines gepflasterten Wegs direkt unter einer Vielzahl von moosgrünen Bäumen aufgebaut. Entlang dem Weg rahmen rustikale Steinhaufen die als Campingfläche gekennzeichneten Grünflächen ein und die ersten Besucher bauen bereits am Donnerstagmittag ihre Zelte auf.
Dieses Event fand erstmalig im Juli 2020 unter dem Namen „Prüm“ statt, es war ein voller Erfolg. Das Familienfestival wurde in jedem Jahr auseinandergenommen, geprüft und wieder neu zusammengesetzt, um das bestmögliche rauszuholen und den Besuchern auch im Jahr 2022, dann unter neuem und endgültigem Namen, ein einzigartiges Erlebnis zu bieten. Auf dieser Entwicklungsreise trennten sich so manche Wege und andere kreuzten sich wieder.
Die Zelte stehen und die ersten Biere werden gezapft. Für Donnerstagabend ist kein Liveact geplant, stattdessen werden die Lager-Feier-Days von Dj Schulz von Siegburg eingeläutet. Der gelernte Maler versteht sich auf sein Hobby als Dj und Tontechniker. Im Laufe des Wochenendes wird er noch einen perfekten Job erledigen. Übergänge von einem zum anderen Act, Umbau-Pausenfüller angepasst an die jeweiligen Auftritte, die das Publikum bei voller Laune halten, ein perfekter Anheitzer. Die Stimmung ist ausgelassen, endlich normale Leute. Der erste Abend geht zu Ende. Das Wochenende verspricht herausragend zu werden. Die letzten negativen Gedanken verwandelt sich ein unvergleichliches Freiheitsgefühl und voller Vorfreude gehen die ersten und bald auch die letzten zu Bett.
Die Nacht ist kalt! Nichts neues, die Eifel schreibt ihren eigenen Wetterbericht.
Die Sonne geht am Freitagmorgen bereits um 05:41 Uhr auf und die ersten pellen sich aus ihren Schlafsäcken. Der offizielle Anreisetag beginnt. Im Laufe des Tages finden sich immer mehr Gäste ein, einige Hunde springen aus den Fahrzeugen und erkunden ihr Ferien-Zu-Hause. Die Plätze außerhalb des Festivalgeländes werden bereits von regulären Besuchern bewohnt. Kinder tollen über die Grünflächen und freuen sich über die vielen Hunde; sie spielen zusammen. Nun wird klar, das ist wirklich ein Familienfestival. Die sorgenlose Bewegungsfreiheit der Kinder, gibt Ihren Eltern die Möglichkeit abzuschalten.
Der Tag entwickelt sich und jeder genießt die Zeit mit Freunden, die man teilweise seit einem Jahr oder länger nicht mehr gesehen hat. Für den Tag sind keine Auftritte geplant, denn es soll im Wesentlichen um die gemeinsame Zeit in entspannter Atmosphäre gehen.
Der erste Act ist für 19:00 Uhr angesetzt und die anfänglichen Klänge, die über das Gelände donnern, beweisen, der Junge kann was. Es handelt sich um Marcel Hä(ringer), der es sich zur Aufgabe gemacht hat die Lieder von Kärbholz in ein neues Gewand aus sanften und gefühlsechten Gitarrenriffs zu hüllen. Gassenhauer wie „Voran“, „Mutmacher“ oder „Abschied“ reihen sich an weitere Hits der Band aus Ruppichteroth. Während des Auftritts macht sich ein warmes und wohltuendes Gefühl breit, zuhören macht Laune. Der Song „Tiefflieger“ ist in der Akustikversion ein absolutes Highlight und wenn eben dieser nicht bereits ein Hit wäre, würde Marcel ihn sicherlich zu einem machen. Mit einer unvergleichlichen Ruhe und Selbstsicherheit steht er auf der Bühne. Seine tiefe und bleierne Stimme trifft die Zuhörer mitten ins Herz und als er zum Abschluss noch, als Sahnehäubchen, „Ich bin in dir“ von den Böhsen Onkelz zum Besten gibt, brechen fast alle Dämme. Jede einzelne Emotion, jeder einzelnen Strophe zieht er mit seinem Gitarrenspiel aus den Boxen und schmettert es den Anwesenden mit voller Wucht entgegen. Mitsingen ist regulär ein muss aber an dieser Stelle überflüssig, den man möchte, meiner Meinung nach, nur seine Stimme im Ohr haben.
Das nächste Kapitel der Lager-Feier-Days beginnt mit Between the strings and me. Ein Gitarrist und Sänger, der Irish-Folk-Hits und andere bekannte Klassiker der Rockszene in seinem Programm hat. Unter anderem interpretiert er Evergreens wie „Personal Jesus“, „Ring of Fire“ und „Whish you were here“. Seine klassische und unnachahmliche Stimme paart irische Einflüsse mit solidem und ausdrucksklarem Englisch. Ein melancholischer Sound, der seine Stimme einzigartig macht. Sein Abschlusslied ist kein geringeres als „Halleluja“. Meine Augen schließen sich und während die Melodie und das Gitarrenspiel seinen Lauf nehmen, ziehen vor meinem inneren Auge, die schönsten Momente meines Lebens vorbei. Das Lied endet und es dauert noch einen Augenblick, bis sie sich wieder öffnen, der Auftritt ist vorbei.
Die Flammen des Lagerfeuers flackern und lodern, das brennende Holz knistert und knackt, der Geruch ist charakteristisch… jetzt sind wir in der Reihe.
Die Runde am Lagerfeuer ist vollzählig und jeder einzelne genießt noch lange die Stimmung. Die musikalische Untermalung wird von Between the string and me gestellt. Hinter diesem Künstlernamen verbirgt sich übrigens, Jens Winkels.
Der Abend neigt sich dem Ende, es war ein gelungener erster Tag.
Am Morgen des nächsten Tages weckt die Sonne die Besucher zeitig, die Nacht war wieder kalt. Der Zeiger der Uhr dreht sich und die Zeit geht viel zu schnell vorbei. Das Highlight an diesem Tag ist unter anderem, der Schwimmbadbesuch, der im Ticketpreis inbegriffen ist. Die Freibad-Pommes schmecken herrlich und ich kann mich kaum daran erinnern, wann mir die letzten aufgetischt wurden.
Kein geringerer als der OiFriese eröffnet an diesem Abend, wieder um 19:00 Uhr, die Spielzeit. Seine Entwicklung durfte ich von Beginn an begleiten und ich kann euch sagen, seine durch Leidenschaft und Authentizität geprägten Lieder, die aus seiner eigenen Feder stammen, spiegeln in dem jedem Auftritt sein Talent. Seine Stimme ist rau und zerfetzt, so muss es sein, denn sie kreist seine Texte perfekt ein und ein außergewöhnliches Paket entsteht.
Das letzte Kapitel der Auftritte schreibt das Duo Krysmah. Der Gitarrist Frank Nerger und der Sänger Detlef Kornath haben sich bereits vor 20 Jahren dazu entschlossen einen gemeinsamen musikalischen Weg zu bestreiten. An dieser Stelle wird das Festival international, den in ihrem Repertoire findet man die bekanntesten Welthits der Rock-Musikgeschichte. 70er, 80er, 90er, die Gäste werden in jedes Jahrzehnt katapultiert und ein mancher weiß nicht wie ihm geschieht. Frank Nerger spielt seine Gitarre vermutlich so zärtlich und an den passenden stellen bestimmt und hart, wie er einer Frau seine Liebe zeigt. Die Stimme von Detlef Kornath ist eindringlich und durchgelebt aber dennoch frisch und belebend, auf jeden Fall ein Erlebnis und eine phänomenale Erfahrung. Die beiden sind perfekt aufeinander abgestimmt und derart musikalisch miteinander verbunden, dass es keiner Setlist bedarf. Ein Musikstück nach dem anderen wird durch ein vielsagendes gegenseitiges zunicken ausgewählt. Das Publikum zollt Tribut und die Freude, Laune und Euphorie steigert sich ins unermessliche und gipfelt in dreimalig geforderten Zugaben. Nein, Krysmah gibt schon seit Jahren keine Zugaben mehr, Nachreichungen ist was sie dem Publikum anbieten können. Nach Ende der dritten Nachreichung wird eben diese ein weiteres Mal skandiert aber das Duo verlässt die Bühne. Aufhören auf dem Höhepunkt und das ist gut so, die Besucher sind auf dem Zenit der Stimmung.
Noch schneller als am Abend zuvor versammelt sich ein Ring of Fire um das prasselnde Lagerfeuer. Ein weiterer Musiker, der privat das Festival besucht betritt den Ring mit einer Gitarre. Es ist Nils Baloun, der Leadsänger von V.E.R.S.U.S
Als bedeutenden Abschluss spielt Nils noch stundenlang Musikstücke der Onkelz. Er verwandelt den Ring of Fire mit einem Riff in den besten Chor der Welt. Die Stimmung ist bis zum Schluss ausgelassen und an Schlaf ist lange nicht zu denken. Auch dieser Abend neigt sich viel zu schnell dem Ende und der Abreisetag bricht an.
Fazit:
Der Veranstalter Roger Sieger hat mit den Butcher´s Beer Lager-Feier-Days ein einzigartiges Festival kreiert, herausragende Künstler eingeladen und mit Hilfe eines engagierten und fähigen Teams mehr als einen Moment geschaffen, den kein Besucher so schnell vergessen wird.
Bereits jetzt hat er den Termin für das nächste Jahr rausgehauen, 22. - 25. Juni 2023 und dieser hat einen festen Platz, nicht nur in meinem Kalender, den der minutenlang skandierte Satz: „Wir kommen jedes Jahr“ hallt noch jetzt, Tage nach der Heimreise in meinen Gehörgängen.
Für das AGF- RADIO
Julez