Erstellt von Perli am 14.06.2018
Loz Tinitoz- Kamikazekatze / VÖ: 22.06.2018 vian ES&L Entertainment, Distributer: CMS ; Believe Digital
„... Die Mühlen mahlen langsam aber stetig...“
„... Die neue CD wird ein freakiges, geiles Album...“
Ende 2017/ Anfang 2018 war das Quartett von Loz Tinitoz, die sich 2006 gegründet haben, im Studio, um ihr viertes Album aufzunehmen. Die Band ist trotz einiger Belegungswechsel stark zusammen gewachsen, ist hörbar gereift und hat sich von Beginn an stetig weiter entwickelt.
Timo hatte schon immer eine unverwechselbare Stimme und eine Aussprache, die man getrost als ein hervorstechendes Merkmal seiner Musik ansehen kann. Wir haben hier eine unglaublich authentische Band, die ihre Gefühle offenbart und auch in all den Jahren nichts von ihrer Ehrlichkeit verloren hat.
Den Musikstil der vierköpfigen Band aus Cuxhaven in Niedersachsen kann man als eine Mischung aus Alternative, Punkrock und Hardrock beschreiben. Es ist schier unmöglich, die Musiker in (nur) eine Schublade zu stecken, was auch bzw. vor allem das kommende Album Kamikazekatze zeigt.
Die Punkrocker sorgen nicht nur bei eingefleischten Fans für Dopamin- Ausschüttungen, ihre Musik, weit weg von den normalen Selbstmitleidssongs, die sonst so im Radio rauf und runter laufen, lädt unbestritten zum mitfeiern ein. Mit einem dicken, unübersehbaren Augenzwinkern, ohrwurmbehafteten Harmonien und den ironisch und schlüpfrig angehauchten Partyhymnen, die durchaus unterhaltsam aber auch teils aneckend sind, befreien sie wirklich jeden Stinkstiefel aus dem dem tristen Alltagstrott.
„... Egal, wie und wo du im Leben stehst: Gönne dir doch mal eine Auszeit,
denn die Welt da draußen ist oft beschissen genug.
Drum lasst sie uns bunt anmalen und mal endlich aus der Reihe tanzen – möglichst nackt und laut. ...“
Bandmitglieder
Nils - Bass
Olly - Leadgitarre
Timo J. - Gesang & Rhythmus-Gitarre
Timo U. (Skinny G Moe) – Schlagzeug & Background Gesang
Discografie
2011: Herzsucht (Studioalbum, ES&L Entertainment)
2013: Auf der Suche nach Aletheia (Studioalbum, ES&L Entertainment)
2015: Majestät (Studioalbum, ES&L Entertainment)
Tracklist:
- Blasehase
- Nie mehr
- Neunziger
- Harry und Sally
- King Kong
- Küss mich
- Doppelhure
- Rumhuren
- Maximal
- Mutter
- Charlie Harper
- Von Chicago nach Venedig
- Hausverbot
- Ein Schloss aus Altpapier
Richtig schlüpfrig wird es gleich zu Beginn im ersten Song. Wenn Elite Partner zu intellektuell sind, man selbst nicht der schönste ist, aber sich gern öbszön gibt, kommt hier genau die richtige Stellenanzeige:
„... Ich starte'ne Annonce für 'ne neue Romanze,
Chiffre 666 ich suche Sex und es lautet wie folgt der Text:
Blasehase sucht F***schwein ...“
Im Anschluss ertönt mit „Nie mehr“ 'ne knallharte Abrechnung mit der Ex! Psychofrauen, dich nicht mal annähernd aussehen wie Kate Moss und kommen und gehen, kann man nicht trauen! Hier wird wirklich jede Kategorie bedient und alles abgegrast. Ein Stück Wahrheit liegt ganz sicher in dem Song, aber alles würd ich jetzt nicht auf die Goldwaage legen. Fakt ist aber: Lass nie mehr dein Herz von einem Miststück blenden!
Mit „Neunziger“ fühlen wir uns in unsere Kindheit zurück versetzt. Erinnern wir uns daran, was uns damals beschäftigt hat: Skateboard fahren, mit dem Game Boy oder dem Frisbee spielen, mit Oma und'nem Ed von Schleck ins Kino und an der Tanke die Bravo Sport oder Cernter Shocker kaufen. … Unsere damaligen Helden waren Beavis and Butt- Head, Chip und Chap, Olli Kahn, Basler, Scholl, Bierhoff, Al Bundy und auch der Prinz von Bel- Air. Wer hier nicht voller Freude nostalgisch zurück denkt, der ist selber Schuld!
Etwas ruhiger aber nicht weniger unterhaltsam ist Song N°4 „Harry und Sally“, bevor es im kürzesten Track „King Kong“ und dem anschließenden „Küss mich“ wieder lasziv/ obszön zu geht.
Im siebten Stück wird mit einem ordentlichen Paukenschlag das Ende einer Beziehung abgefeiert! Diese Verbundenheit wird nochmal Revue passiert und das Fazit ist eindeutig: „... Doppelhure hätte ich dich nur nie kennen gelernt...“.
Aber darauf folgt prompt die Einladung zum „Rumhuren“. Musikalisch etwas schneller und rhythmisch aus der Reihe tanzend passt der Song zur Thematik des Album allerdings hervorragend.
Mit „Maximal“ verlassen wir jedoch diese Materie und geben uns der Sehnsucht, einfach mal alles hinter uns zu lassen, um z.B. nach Kalifornien abzuhauen, nach. Die Realität holt uns allerdings schnell wieder ein, wenn Montags der Wecker klingelt und wir zur Arbeit müssen.
Als ich den nachfolgenden Titel zum ersten Mal gehört habe, ohne zu wissen, wie er heißt, dachte ich zunächst, es geht hier um das Verhältnis von einem Kind zu seinem Vater, der sich nicht kümmert.
Wenn man es besser weiß, wir einem erstmal klar, wie tief man selbst doch tatsächlich in stereotypen Denkweisen verankert ist. Diese Kurzsichtigkeit meinerseits wird dahingehend bestraft, dass ich es zumindest in diesem Fall jetzt besser weiß: in „Mutter“ wird die Beziehung von Sänger und Frontmann Timo zu seiner Mutter thematisiert. Mit dem Song wird wieder klar, wie authentisch und ehrlich die Band auch persönliche Erfahrungen mit einbringt und dass hier nicht nur herumgealbert wird, sondern auch die ernsten Themen aufgetischt werden.
„Charlie Harper“ schürt die Sehnsucht auf das nächste Festival,vor allem, wenn die Kohle für einen Übersee Urlaub mal wieder nicht reicht!
„... nehmt eure Hände, nehmt eure Becher und eure Titten in die Luft,
genießt Momente, genießt die Küsse und den süßen Cannabis Duft.
Komm wir springen, springen, springen bis wir alle kotzen,
und wir singen, singen, singen, auch wenn alle glotzen.
Denn heute Nacht wird wie Charlie Harper draufgemacht. ...“
Ruhiger und etwas deprimierend, aber dennoch mit Witz und Ironie folgt „Von Chicago nach Venedig“. Oftmals stellen wir erst dann fest, wie wichtig uns etwas oder jemand ist, wenn er/ sie endgültig weg ist. „... Hallo Einsamkeit, ich bin dann mal zurück...“!
Elektroelemente überraschen uns im vorletzten Track „Hausverbot“. In Zeiten von Facebook, Yahoo, Twitter oder Spotify fällt einem das stalken gar nicht mehr so schwer und ich wette, jeder hat dies schon mal getan. Ein gefährliches Spiel, welches hier beschrieben wird!
Zum Schluss bauen wir innerhalb von 4.05 Minuten „Ein Schloss aus Altpapier“. Dieser Softpornosound – made may Day!
Fazit:
Das etwas andere Album: gewöhnungsbedürftig aber irgendwie erfrischend.
Jeder, der Abwechslung mag und wirklich mal Bock auf was anderes hat, der sollte sich die neue Scheibe von Loz Tinitoz unbedingt zulegen!
„... Dieses Album ist wie eine große, laute Party mit viel Stimmung, derben Sprüchen, Lachern,
ein paar Lästereien, alten Erinnerungen und einer Handvoll sinnlicher Momente. ...“
„Also: Lasst die Katze raus, sie will spielen: MIAU!
Das hier ist Kamikazekatze.“
Perli
AGF- RADIO
Meine Top Drei:
Blasehase
Neunziger
Charlie Harper