Erstellt von Julez am 13.12.2022

BRDIGUNG – Wieder hässlich / VÖ 06.01.2023 via Drakkar Entertainment

BRDIGUNG ist eine deutsche Punkrockband aus Kempen, die prinzipiell nicht vorgestellt werden muss. Fast jeder hat eine Meinung zur Band, zu den Liedern, den Texten, den Melodien oder zu den Auftritten der vier. Eine Tatsache, die, die Band regelmäßig ins Gespräch bringt und sie fortwährend im kollektiven Bewusstsein der Deutschrockszene hält. Dass, der Sänger und Gitarrist Julez, der Bassist Alex, der Gitarrist Jonzen und der Drummer Sven einen F@#! auf eben diese Meinungen geben, strickt ihr eigenes Ding durchziehen, sich konsequent treu bleiben und Rechenschaft maximal sich selbst vor dem Spiegel ablegen, bildet wohl die Grundlage dieses suspekten Erfolgsgeheimnisses. Ich persönlich glaube, BRDIGUNG liebt man, BRDIGUNG hasst man oder BRDIGUNG kennt man schlichtweg nicht und kennt man sie nicht, SELBST SCHULD!

 

„Wieder hässlich“ ist das 8. Studioalbum und was darauf geschrieben steht, steckt konstant drin. Den an vielen Stellen wird es ekelig, exzentrisch, makaber und manche Lieder überschreiten, wenn man die Grundsätze des „Mainstreams“ zum Maßstab nimmt, die Schwelle des „guten Geschmacks“. Ob diese Maßstäbe eben diese sind, wonach ihr euch richtet, bleibt euch überlassen und wie ihr zu den Liedern und dieser Band steht, bleibt euch ebenfalls überlassen. Jedenfalls, im Folgenden meine Review. Doch seit gewarnt, es ist nicht alles Scheiße was stinkt. Für den Kontrast oder aber vielleicht einfach nur so, weil sie es können, donnern einige Lieder mit viel Gefühl und wichtigen Kernaussagen durch die Boxen und lassen so manche „Ich-schlag-dir-in-die-Fresse-Zeile“ im Gesamten weicher als beabsichtigt wirken.  

 


 

Tracklist

  1. 0815 Band
  2. Wieder hässlich
  3. Fick deine Playlist
  4. So high
  5. Tune in MF
  6. Punkrock Genozid
  7. Brennt den Club ab
  8. Unsichtbar
  9. Kippen holen
  10. Fick die Welt
  11. Ich komm wieder
  12. Niemals aufgewacht
  13. Spiegellabyrinth
  14. Ich bin bereit
  15. Stress mit uns

 


 

Das Album startet mit „0815 Band“. Pompöse Geigenstreiche und ein pfeffriger Beat leiten das Stück ein. Bevor es einer falsch versteht, im genau richtigen Moment setzen Gitarren und Schlagzeug ein.

 

Der namensgebende Song ist Song Nummer 2. „Wieder hässlich“. Für zartbesaitete bereits jetzt schon eine Herausforderung. Hyperventiliere nicht, du Pussy. Für eingefleischte herrlich widerlich und voller Hoffnung auf mehr.

 

Der nächste Song „Fick Deine Playlist“ macht Laune, ist rasant, an einigen Stellen hart, verspricht Pogo und bietet musikalisch eine leckere Vielfalt.

 

„So high“ ist Nummer vier des Albums. An dieser Stelle werden Zeilen und Beats vergangener Lieder recycelt und in neue Gewänder gekleidet. Nein, warte! Ich stand auf dem Schlauch. Es handelt sich um eine Fortsetzung. Nicht schlecht Jungs.

 

„Andere Bands klingen wie bei Wish bestellt“, sagt doch schon alles. „Tune in MF". Beleidigungen, miese Sprüche, die unter die Gürtellinie gehen und ein fetter Punkrockbeat. Eben BRDIGUNG. Nachtrag: Zieht euch das Musikvideo rein, ihr werdet kotzen, versprochen!

 

„Punkrock Genozid“ ist die Hardcoreabrechnung mit Playback-Blendern, mit lächerlichen Punkrocktouristen und mit korrupten und verlogenen Politikern. Unterlegt mit eisernen Gitarrenriffs, harten Drums und einer kleinen Prise Scratching. Mein persönlicher Favorit bis hier hin.

 

„Brennt den Club ab“ ist der nächste Song. Konstante Gitarrenriffs, begleitet von hämmernden Drums gepackt in einen sich wiederholenden Loop. Geile Ansage, für meinen Geschmack allerdings zu poppig.

 

Die nächste Nummer beweist, dass BRDIGUNG auch charmant und schmeichelnd können. „Unsichtbar“ ist rasch, lässig und könnte vielleicht eine Liebeserklärung sein, obwohl ich mir da nicht sicher bin.

 

Der nächste Song thematisiert einen altbackenen Spruch, „Kippen holen“ ein Euphemismus für Abhauen und das Weite suchen. Melodisch ein weiterer Ausflug ins Pop-Rock-Genre.

 

„Fick die Welt“ ist Song Nummer 10. Kritische Zeilen für die Welt und die Politik. Die Trompeten im Hintergrund machen dieses Stück musikalisch besonders interessant.

 

Der nächste Song beginnt wie ein Intro für einen Westernhelden. „Ich komm wieder“, erzählt wohl dann auch von einem solchen. Rhythmisch mitreisend und ein Song der ins Ohr geht.

 

„Niemals aufgewacht“ kitzelt erneut die bezaubernd attraktiven Facetten der Band hervor. Ein Song, der eine unglaublich kostbare Botschaft sowohl textlich als auch musikalisch ästhetisch verpackt.

 

Beim nächsten Song „Spiegellabyrinth“ werden harte Gitarrenriffs mit sanften Gesängen gepaart und ein weiteres Mal funktioniert dieser Mix.

 

Der vorletzte Song beginnt episch. „Ich bin bereit“ geht auf Tuchfühlung und unweigerlich versteht man, dass es um Abschied geht. Das Gitarrensolo in der Mitte des Songs lässt alle Dämme brechen.

 

Die letzte Nummer „Stress mit uns“ erinnert daran, welche Band dieses Album kreierte. Tanzbar, kritisch und unangepasst. Ein Muntermacher zum Abschluss, sehr schön.

 

Fazit:

BRDIGUNG liebt man oder BRDIGUNG hasst man, es bleibt dabei. Auch bei diesem Album, bleibt die Band im Grundsatz, ihrem Credo: Unverschämt aber charmant, treu und lässt sich nicht von der breiten Masse dirigieren. Die kleinen Ausflüge ins verhasste Mainstream-Genre Rock-Pop sind zu verzeihen und können ohne Abkehr vom eigentlichen Skriptum, als klassische Experimente gewertet werden. In einer Zeit, in der zu oft zu viel Angst vor wahren und manchmal harten Worten besteht, ist dieses Album eindeutig die Aufforderung: Leute! Seit mal „Wieder hässlich“.   

 

Für das AGF-Radio

Julez