Erstellt von Perli am 12.01.2023

JEANLUC – Lichter / VÖ: 25.02.2023 via JEANLUC (selfmade)

Bereits im Oktober 2021 hab ich mich an dieser Band fest gebissen, als sie damals Eizbrand auf ihren Releaseshows als Vorband unterstützt haben. Ich habe sie gesehen, unheimlich gefeiert, direkt ins Herz geschlossen und für mich gab es kein wenn und aber: ich schreibe dieses Review! Da war ich dann auch tatsächlich zu keiner Diskussion bereit.

Und nun sitze ich hier und ihr denkt euch vielleicht „Von wem redet die? Kenn ich nicht.“ - dann liebe Leute habt ihr eindeutig was verpasst, aber es ist ja bekanntlich nie zu spät.
 

JEANLUC ist eine Band, die ohne Schlagzeuger auskommt – aber bitte nicht gleich in Panik verfallen, denn nur weil das Schlagzeug vom Band kommt, heißt das noch lange nicht, dass die Band Playback spielt. (Manch einer hat ja keine Ahnung, was selbst bei den großen Bands alles vom Band kommt.) Aber das ist auch alles völlig schnurtz, denn diese drei Jungs sind so was von sympathisch, dass einem teilweise überhaupt nicht auffällt, dass da jemand fehlen könnte. Was das Auftreten einer Band alles so beeinflussen kann, ist echt bewundernswert. Für dieses Album wurde selbstverständlich ein Schlagzeug eingespielt von keinem geringeren als dem Sascha von Eizbrand.

Bei Lichter handelt es sich um das Debutalbum der Kölner Band. Für mich waren allerdings nicht alle Songs neu, denn ich kenne ja einige unter anderem von den Liveauftritten.
 

Das Trio hat ihr Debutalbum in kompletter Eigenregie auf die Beine gestellt und vertreiben dieses dementsprechend auch selbst. Wenn ihr euch diese Scheibe also holen möchtet, dürft ihr den Jungs unter info@jeanluc.band schreiben und es euch dort bestellten. Ich kann euch auch versprechen, ihr werdet es nicht bereuen – es ist wirklich gut!

 

Wer auf Deutschrock steht und auch gerne mal ein bisschen Mischmasch verträgt, also nicht immer nur dieses stumpfe Geradeaus, der könnte bei dieser Band tatsächlich an der richtigen Adresse sein. Teilweise geht es aber stilistisch schon bei dem einen oder anderen Song in Richtung Singer/ Songwriter. Irgendwo ist einfach für jeden was dabei, man muss es sich einfach nur mal anhören! Auf euch wartet nun ein Album mit zwölf Songs, lehnt euch zurück und genießt die folgenden Zeilen.

 

Bandbesetzung:

Gesang & Gitarre – Hansi

Gitarre – Ronny

Bass – Tommy


Tracklist:

01. Labyrinth
02. Herz
03. Ertrinken
04. Angst
05. Wieder bei dir
06. Legenden
07. Küss mich
08. Immer weiter
09. Das König tanzt
10. Lichter
11. Unsere Geschichten
12. Gib nicht auf


Legen wir los. Das Album besitzt kein klassisches Intro, sondern startet einfach gleich mit dem ersten Song. Man könnte aber sagen, dass „Labyrinth“ selbst sein eigenes Intro vorneweg hat. Beim ersten Hören dachte ich mir sofort: „Moment, diesen Song kennst du doch...“ - ich haben mir den Kopf zerbrochen und nach einer gefühlten Ewigkeit, habe ich erkannt, dass die Nummer auf der Demo CD ist. Der Song beginnt zunächst ruhig und legt dann los. Der Text ist sehr eingängig und musikalisch für mich super. Klasse abgestimmt, damit das Gesamtpaket passt.

Auch der zweite Song ist kein Unbekannter. „Herz“ wurde bereits im September letzten Jahres released und ist die erste offizielle Single für dieses Album. Worum es geht, verrät im Grunde schon der Titel – genauer gesagt geht es darum, dass ein verlassenes Herz doch bitte ganz bleiben soll.

... Es schmerzt in meiner Brust, du hast mich ausgenutzt.

Mein Herz leidet, doch du ignorierst es ganz bewusst.

Das Herz in meiner Brust, ertrinkt in seinem Frust.

Lass es schlagen, lass es leben, bitte lass es los. Lass es los!!!...“

Ein absolut starker Song, mit dem sicherlich einige mitfühlen können. Jeder der schon einmal in einer toxischen Beziehung war, der weiß ganz genau, was dieses Lied sagen will. Du willst einfach nur weg, aber es geht nicht. Auch ich kannte das und aus heutiger Sicht, war das damalige Loslassen das Beste, was ich je in meinem Leben gemacht habe – es hat mich hier hin gebracht, wo ich heute stehe. Guter Text, klasse Riffs. Absolut meins!

Kommen wir zu dem ersten Lied, welches auch für mich neu war. „Ertrinken“ klingt erst einmal nicht nach einem tollen Titel, aber Halleluja, dieses Lied haut dir einen gewaltigen Sack vor den Latz und überzieht dich mit einer Gänsehaut. WOW. Alleine, wie Hansi seine Stimme einsetzt, haut mich um. Genial. Der Song ist recht ruhig, hat aber richtig Kraft- klasse! Es geht nicht um das wortwörtliche Ertrinken, sondern auch hier wieder um die Liebe, um eine eventuelle bevorstehende Trennung. Es geht um die Bitte, verdammt nochmal mit einem zu reden und das wahrscheinliche Ende zu verhindern. So viele Beziehungen gehen in die Brüche, weil Sachen in sich rein gefressen werden, weil manche von den Beziehungen erschlagen sind und in ihnen ertrinken. Definitiv ein Titel, der in meiner Playlist landen wird. Ihr müsst ihn euch unbedingt anhören.

Angst“ kann man vor verdammt vielen Sachen haben - vor Kriegen, Armut, Hass... Angst vor der Zukunft, weil sie so ungewiss ist?! Ja wer weiß das schon. „...Doch je länger wir warten, desto größer der Verlust. Wir würden der Teil der Geschichte sein, den man aus den Büchern streicht....“ sind Zeilen, die mal wieder an mir angedockt sind. Worte, die einen fesseln. Übrigens singt hier am Ende kein geringerer als Ruwen von Eizbrand mit. Eine Info, die selbstverständlich erwähnt werden muss und diese Nummer nochmal mehr besonders macht.

Es geht ruhig weiter mit „Wieder bei dir“ und allein bei den ersten Klängen treten mir wieder die Tränen in die Augen. Genauso wie beim ersten Mal hören. Es handelt sich um die zweite Single der Platte, die Anfang Dezember erschien. Ich persönlich bin ein sehr empathischer, mitfühlender Mensch und bei diesem Song bekomme ich direkt einen Flashback 18 Jahre zurück in meine Jugend, als meine Mutter starb. Hansi verarbeitete mit dem Song den Tod seiner Oma. Man spürt förmlich, wie viel Liebe zwischen den beiden war und wie wichtig sie ihm war. In mir lösen direkt die ersten Zeilen genau diese Gefühle gegenüber meiner Mama wieder aus. Der Song ist wirklich wunder-, wunderschön, aber bitte nehmt es mir nicht krumm, wenn ich jetzt direkt zum nächsten Song weitergehen möchte, auch wenn mir der Gedanke, wieder bei dir zu sein, Mama, lange im Nacken fest hängt.

Ich kann von Glück reden, dass mir „Legenden“ meine Tränen wieder trocknet. Dieser Track war einer der ersten, die sich ganz tief in mein Gedächtnis eingefressen haben. Er rockt, er ist ein absoluter Ohrwurm und er lädt zum träumen ein. Bei mir löst er noch aus, dass ich meine Luftgitarre auspacke und aus absolut voller Inbrunst mitsinge. Ich liebe den Song. Und wer neugierig ist, findet diesen Song auch auf Youtube und kann sich selbst überzeugen und anstecken lassen. Tut es, los!

Und auch beim nächsten Titel lasse ich mich wieder absolut mitreißen. „Küss mich“ ist mir schon sehr lange sehr vertraut. Ich freue mich ultra, dass es dieses Werk auf das Debutalbum geschafft hat, denn er ist mehr als würdig. Dieses Lied singe ich nicht mit, nein, ich schreie es. Ich schreie es regelrecht heraus, als würde es mich sonst zerfetzen. Absolut mein Topsong des Albums, meine Gute-Laune-Hymne, mein Partysong. Meine Laune ist wieder dort, wo sie hingehört und ich höre es jetzt locker nochmal so zehn Mal in Dauerschleife, bis es bei mir weitergehen kann.

...Bitte, bitte, küss mich, als wär´s das letzte Mal...“

Hat jemand gute Laune bestellt?! Ich schicke euch direkt weiter zu „Immer weiter“ - meinem persönlichen zweiten Platz. Mir ist diese Nummer auch schon von den Liveauftritten von JEANLUC bekannt. Ich konnte eben schon nicht still sitzen und musste durch die Wohnung tanzen, und hier geht es jetzt Hintern wackelnd weiter. Für mich darf der Song niemals live fehlen, das geht einfach nicht. Ich könnte Wetten abschließen, dass ihr es genauso lieben werdet wie ich. Einfach eine absolute Granate!

 

Jetzt bleiben wir aber mal wieder bei den neuen Songs, einem, bei dem wir musikalisch auch ein bisschen in andere Welten eintauchen können. Bei „Der König tanzt“ gibt es einfach mal einen super einprägsamen Beat. Ich fühl mich irgendwie ein bisschen in meine Discozeit zurückversetzt, auch wenn ich nicht wirklich erklären kann, warum. Irgendwie ist es einfach was ganz anderes, als die anderen Werke, aber auch cool. Mir hat er jedenfalls einen Ohrwurm eingepflanzt.

Als nächstes wartet der Titeltrack „Lichter“ auf uns. Ich würde ihn sofort in die Schublade der typischen Singer/ Songwriter-Lieder stecken, absolut kein Deutschrock in dem Sinne, wie wir es so kennen.

...Und da sind diese Lichter, die mich jedes mal fragen,

wieso ich nicht über Nacht bei dir bleibe.

Ja diese Lichter haben keine Namen, doch sprechen sie aus,

was ich mich nicht wage. Ja diese Lichter...“

Ich finde, dieses Lied könnte auch geschmeidig im Radio landen, also ich meine jetzt nicht nur bei uns, sondern generell, er würde sich ganz gut einfügen und überhaupt nicht auffallen. Sehr melodisch. Jungs, ich meine es ernst – versucht es mal.^^

Als nächstes kommen wir eher wieder zu unseren gewohnten Klängen. Etwas härter treibt uns „Unsere Geschichten“ in Richtung Finale. Der Song beginnt mit einer kurzen Mitsingpassage „Ohohohoh“ - falls das schon jemand vermisst haben sollte. „...Unsere Geschichten werden immer ein Teil von uns sein...“ ist hier die Textzeile, die sich einbrennt. Schöner Text, tolle Musik, völlig solider Song.

Zum Abschluss wird nochmal eine ruhige Nummer ausgepackt. Wunderschön klingende Gitarre und ein toller Text, der jeden packt. Ein absoluter Kopf-hoch-Song. „Gib nicht auf“ ist für mich ein absoluter Topabschluss für dieses Album. Ruhig, schön und mit einem Text, der hängen bleibt. Aber nicht so, dass er dich jetzt ins Bettchen bringen würde. Der Song hat's schon drauf. Einfach das perfekte Finale für dieses Debutalbum.


Fazit:

Ich spreche für dieses Album eine klare Kaufempfehlung aus, dies schon einmal vorne weg. Das Trio hat mich definitiv nicht enttäuscht und ich bin der Meinung, dass es eine absolute Punktlandung werden wird. Vielleicht nicht immer der Deutschrock, den alle erwarten, wenn sie Deutschrock hören, aber genau das, was diese Band ist. Einfach JEANLUC und damit absolut authentisch.

Für mich ist dies hier das erste Review in diesem Jahr und dafür auch noch verdammt gut abgeliefert.

Ich kannte jetzt schon einige Lieder des Albums, aber nichts desto trotz hat es mir sehr viel Spaß gemacht, mich hier durch zu hören und zu schreiben....und zu weinen und zu tanzen...^^

Für jede Gefühlslage war etwas dabei. Einfach mal schön breit gefächert. Was ich am tollsten fand, waren die Gefühle, die Hansi selbst auch beim singen in diese Lieder gelegt hat. Große Klasse, großes Kino.

Schaut unbedingt mal bei den Jungs auf der Facebookseite vorbei, dort findet ihr auch nochmal alle Infos zum Album.

Ich freue mich, wenn ich die Musiker mal wieder live sehen kann, und man findet mich ganz gewiss wieder vor der Bühne.

Wer jetzt so richtig Bock hat, der sollte sich unbedingt auch noch Karten für das Releasekonzert in Köln am 25.02.23 holen, das könnt ihr gleich erledigen, wenn ihr eh einmal das Album bestellt. Ihr werdet es definitiv nicht bereuen. Unterstützt werden die Jungs dort übrigens von Eizbrand und den Snapes. Also jetzt schlagt endlich zu, tut es! Jetzt! info@jeanluc.band! Hopp Hopp! ;-)

 

Im übrigen wünsche ich euch noch ein frohes und gesundes neues Jahr 2023!
Hört fleißig weiter gute Musik.
Vanny
AGF- RADIO