Erstellt von Perli am 27.03.2023
Serum 114 – Im Zeichen der Zeit Tour am 24.03.2023 im Turock in Essen
Einlass: 18:30 Uhr / Beginn: 19:00 Uhr
Support: Drunken Swallows und Biest
Vor ziemlich genau einem Jahr (Februar 2022) musste die Band ihre Im Zeichen der Zeit - Tour aufgrund der immer noch anhaltenden Corona Situation absagen. Die damalige Situation lies leider keinerlei Planung zu, um Konzerte unter halbwegs normalen Umständen stattfinden zu lassen.
Die Enttäuschung der Musiker war natürlich riesig, nicht nur, weil man zu dem Zeitpunkt noch keine Ersatztermine festmachen konnte, und dann waren alle Clubs durch die zahlreichen Verschiebungen auch ja zum Teil komplett geblockt/belegt.
Eine komplette Absage der Tour kam für Serum 114 aber nicht in Frage und so durften wir dann am vergangenen Samstag eines der nachgeholten Konzerte live miterleben.
Essen- TUROCK - was war das bitte für ein Abriss?! Eine kleine und gemütliche Lokation mit schnellem Thekenpersonal, leckerem und günstigen Bier, welche bereits kurz nach Einlass schon voll besetzt war. Das schrie hardcore nach SOLD OUT!
Als wir kurz nach Beginn eintrafen, war die Hamburger Band BIEST gerade noch dabei, mit ihrem 30 Minuten Set ordentlich einzuheizen. Wow- was für eine Powerfrau da auf der Bühne stand! Sängerin Jen Sanusi hat ordentlich was raus gehauen und mich vor allem mit dem kraftvollen Wechsel ihrer Stimme sowohl in den hohen als auch in den tiefen Tönen sehr beeindruckt. Aber auch insgesamt hat mich die Band, die im Mai 2020 ihr Debutalbum Stirb oder Friss veröffentlicht haben, auf ganzer Linie überzeugt. Leider musste ihr zweiter Gitarrist Tim die Tour aus privaten Gründen abbrechen, Gott sei Dank war aber Eddie aus der Serum 114 Crew als würdiger Ersatz eingesprungen. Ihre Setlist umfasste sieben Songs, u.a. „Antiheld", „M.E.D.U.S.A.", „Gift" und „Halte aus". Die Stimmung war zu dem Zeitpunkt schon wirklich super und für eine Vorband waren die Reihen vor der Bühne ebenfalls gut gefüllt. Hier wollte offensichtlich niemand was verpassen.
Wir durften einen Teil der Band am Merchstand kurz kennenlernen und haben wirklich sehr sympathischen und dankbaren Menschen sprechen können.
Gegen 19:45 Uhr betraten die DRUNKEN SWALLOWS – ebenfalls aus dem hohen Norden die Bühne. Die vergangenen fünft Konzerttage hat man nicht nur diesen Musikern deutlich angehört. Dennoch wurde auch hier von Anfang an 100% gegeben und bereits im zweiten Song zum Pogo aufgerufen. Tatsächlich habe ich die Band unfassbar lange sechs Jahre nicht mehr live auf der Bühne gesehen, so dass ich mich auf dieses Konzert natürlich extremst gefreut habe! „Keine Zeit für irgendwann", „Wo stehst du?", „One, Chew, Free Far!", „Ich tu's für dich", „Mund aufmachen, weitersagen!", „Mr. Party" und „BSPR-PNKS" waren nur einige der Songs, die uns um die Ohren gedonnert wurden. Natürlich mit immens wichtigen Ansagen wie: NAZIS RAUS! Ich liebe Frank's Stimme und es tat so gut, die Jungs endlich mal wieder live zu sehen und zu hören! Als Bonuszugabe gab es trotz der wirklich heißer Raumluft (wobei das Turock offensichtlich eine wirklich gute Klimaanlage haben muss) ein „Back for God" Cover im 60kg schweren Kunst Nerzmantel. Die Musiker haben mit ihrem Auftritt die Atmosphäre weiter hoch kochen lassen und natürlich auch wieder auf ganzer Linie überzeugt.
Und dann ... nach ca. 45 Minuten Umbaupause ... Ausfall der Klimaanlage in 3... 2... 1... und los!
Let's play a punkrocksong tonight!
Die nachfolgenden gut zwei Stunden standen ganz im Zeichen von Totalabriss! Ein SERUM 114 Konzert muss einfach Jeder mal live erlebt haben! Diese Show, die v.a. Sänger und Frontmann Esche da hin legt, ist einfach einmalig! Die Musiker haben ein Repertoire aus ihren bisherigen Alben gespielt – alte und neue Songs. So u.a. „Sorgenkind“ und „Kopfüber ins Nichts“, wo mal eben der gesamte Laden gesprungen ist und anschließend garantiert nicht mehr da stand, wo er ursprünglich erbaut wurde. Etwas ruhiger wurde es mit meinem persönlichen Favoriten „Freiheit“. Einzigartig war sicherlich auch, als Esche mal eben ein Mädel aus der ersten Reihe zu sich rauf gezogen hat, die dann fix ein Selfie mit ihm machen konnte. „Ich bin so“ und „Abgefucktes Leben“ folgten.
Lauscher auf uns Fresse halten
Die Band ist ja immer sehr besorgt um ihr Publikum, so dass eine erste gefühlsbetonte Ansage kam: habt Spaß, aber passt auch auf euch auf! Die Achtung galt dabei vorrangig denen, die im Pogo zu Fall kommen und denjenigen, die in den ersten Reihen standen – ohne Absperrung zur Bühne, was Sänger Esche als höchst gefährlich und verantwortungslos kundgetan hat.
Im Verlauf des Konzertes entschuldigte er sich für seine emotionalen Ausbrüche, nicht aber der Wichtigkeit, die dahinter steht!
Dabei sollte es noch emotionaler werden, als er seinen Musikerkollegen und Crew eine Liebeserklärung machte und ihnen nur in Keyboard Begleitung „Zeit steh still“ gewidmet hat. Hier sind nicht nur einige Augen im Publikum feucht geworden. Vor allem mit dem Wissen, dass einige die Band an diesem Abend vielleicht zum letzten Mal gesehen haben. Es sind keine wirklich konkreten Aussagen getroffen worden, weil es die Musiker eben selbst nicht wirklich wissen, aber die Zeichen, dass sich Serum 114 verabschieden, sind gesetzt. Das machen v.a. auch z.B. Thorsten's Beiträge auf Instagram deutlich, wo er seine Dankbarkeit und Liebe für die Menschen ausdrückt, die diese letzten Tage für ihn so unvergesslich gemacht haben.
Zu „Verlieren heißt“ waren Drummer Nils und Esche dann mal im Publikum unterwegs, so dass zu Beginn Eddie die Gitarre vom Frontmann übernahm. Spätestens ab hier gab es dann kaum noch ein halten, Esche gab sich immer mal wieder dem Crowdsurfing hin, wagte sogar den Sprung vom Balkon in die Menge – der Typ ist doch brutal irre – aber auch brutal geil! Und ich schwöre, das Turock selbst ist auch mitgepogt und steht wie schon oben erwähnt, nicht mehr da, wo einmal die Grundmauern waren. Der Laden glich einem Pumakäfig, oder wer den Ausdruck nicht kennt, einem Hexenkessel... hier hätten keine 20 Leute mehr Platz gefunden.
Das Finale zog sich über emotionale Ansprachen, Stagediving, Pogo, einer Whiskeyflasche für alle und einer begrenzten Anzahl an Freibier (Rechnung ging an die Band).
Man muss es einfach erlebt haben, um zu verstehen, dass das Phänomen Serum114 weitaus mehr ist als nur vier Musiker auf der Bühne! Schön, dass wir dabei sein durften! Mit dem Wissen, dass es auch für uns das letzte Mal gewesen sein könnte, empfinden auch wir größte Dankbarkeit!
„...Man geht. Und man geht immer wieder.
Doch niemals einfach so...“
Perli & Uwe
AGF- RADIO