Krawallbruder, der

Grammatik       Substantiv (Maskulinum)
Plural                Krawallbrüder
Bedeutung       Umgangssprachlich abwertend
 

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Ein Auszug aus dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. Der Bandname umgangssprachlich eine abwertende Bezeichnung für jemanden der Lärm und Krawall macht, der Definition nach. Krawall und Radau sind nur zwei der Dinge, die, die vier Saarländer Pascal, T.O.M., Swen und Flo seit mindestens fünfzehn, zwanzig oder dreißig Jahren treiben.

 

Das zehnte Album [ab]norm der Band KrawallBrüder würdigt das 30-jährige Bestehen. Eine facettenreiche Mischung aus elf Stücken. Inspiriert durch die Perlen Ihrer eigenen Geschichte. Allem voran jedoch ein klares Bekenntnis der Treue zu sich selbst als Band. So oder so ähnlich beschreiben es die Jungs selbst. „Nach 30 Jahren bekommt Ihr genau das, was Ihr wollt, kennt und liebt: 100% KB ohne Abstriche – Ungeschönt auf´s Fressbrett!“

Also gut, dann hören wir mal, was das Runde im Runden so zu bieten hat.
 

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Tracklist:

1. Intro
2. Zurück an die Front
3. VAD 12
4. Als wir noch jung war´n
5. Töte was du liebst
6. Das, was du verpasst hast
7. [ab]norm
8. Teile und Herrsche
9. Alles wird gut
10. Von Anfang an
11. Herr Deiner Sinne
     

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Weiche Anschläge versetzen die Saiten eines Klaviers in Schwingungen und eine Gitarre projiziert Volumen in die Melodie. Beide tragen eine gewisse Melancholie und Schwere in sich. Eine Uhr tickt hektisch und rückt allmählich in den Vordergrund. Ein Herz schlägt, lauter, immer lauter. So stelle ich mir den Weg auf die Bühne vor. Ladies and Gentleman: Das „Intro“.

Und dann? Wie versprochen, direkt auf´s Fressbrett. „Zurück an die Front“ ein originärer KB-Song. Leidenschaftlich, hart und unangenehm für jene, die Punk- und Deutschrock nicht verstehen. Das Finale bereitet den Brüdern sicherlich einen schallenden Chor, wenn sie den Song live spielen und es richtig anstellen.

„VAD 12“ oder Voll Auf Die Zwölf ist die Fortsetzung seines Vorgängers. Rasend schnell, melodisch, voll typischer KB-Gitarrenriffs und eine unbeugsame Lebenseinstellung: „Freundschaft, Respekt, Loyalität“.

Der nächste Song öffnet das Buch der Erinnerung. „Als wir noch jung war’n“ blickt gelassen auf vergangene Zeiten der Bandmitglieder zurück. Der Erzählstil ist dabei charakteristisch für Jungs ihrer Zeit. Eine Menge Proll, ein bisschen Ignoranz und eine ordentliche Prise Egoismus. Doch zum Ende wird klar: Diese jungen Knaben erschufen Männer, die eine Nuance ruhiger, besonnener und allem voran klüger geworden sind.

Bis zu dieser Stelle genau, was wir kennen, genau was wir lieben.
Musikalisch wie textlich, eben ausgeprägt und bezeichnend KB. Und so geht es weiter..

„Töte was du liebst“ ist erfrischend. Dieser Song fühlt und hört sich nach einem durchlebten Prozess an. Neue Ströme, neue Gedanken, neuer Inhalt; eindeutig inspiriert von der Liebe. Die ersten Klänge setzen, so bin ich mir sicher, das Intro fort. Von der Ruhe darf man sich allerdings nicht täuschen lassen. Dieses Lied ist einer meiner Favoriten auf dem Album.

Der nachfolgende Song kann an die starke Performance seiner Vorgänger nicht anknüpfen. „Das, was du verpasst hast“ wirkt blass. Jedes einzelne Wort ist zwar wahr, aber die Emotionen greifen nicht über. Irgendwie erleichternd und nach knapp der Hälfte ein sehr gutes Zwischenergebnis.

Der Albumnamensgebende Song gibt Vollgas. Bei „[ab]norm“ verstehe ich nur, dass ich nichts verstehe. Keine Interpretationen, keine Deutungen von Wörtern oder Zeilen. Denn wer keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. Stattdessen genieße ich die Melodie, die geilen Riffs, den hämmernden Sound und die einnehmende Dynamik. Und frage mich ob, ich eines Tages erfahre, was dahintersteckt.

„Teile und Herrsche“ ist Nummer Acht des Albums und ein klassischer Punkrocksong. Er trägt die Botschaft in sich, die allem Anschein nach gebetsmühlenartig wiederholt werden muss, weil es da draußen noch immer Menschen gibt, die es einfach nicht kapieren wollen oder können. Selbstbestimmtheit ohne fremd erschaffene Blaupausen, die Sehnsucht danach war selten so groß und die Vorwürfe selten so gewaltig wie in dieser Zeit.

Der nächste Song hilft, der aufgestauten Frustration Luft zu machen. Nicht nur der dynamische Sound, sondern auch die wohltuende Botschaft darin sind Balsam für geschundene Seelen und lindern die Wut ohnmächtig machender Gefühle. „Alles wird gut“ ein Mantra, dass aus vielen Krisen raushelfen kann und ein Ausspruch, der jede Menge Trost spendet.

„Von Anfang an“ dreht den Equalizer kurz vor Ende in Richtung Party. Dieser Hit wurde bereits filmisch dargestellt und veröffentlicht. Das Video zeigt neben den vier Brüdern auch eine Menge Bilder von früher. Die Energie ihrer Freundschaft transportieren sie authentisch durchs Mikro. „Am Schluss soll niemand sagen, er wurde nicht gewarnt“. Durchaus, das kann wohl niemand behaupten. Dieser Song ist meinerseits, ein weiterer Favorit des Albums.

Kommen wir nun zum Ende. „Herr deiner Sinne“ reflektiert nüchtern diverse Eskapaden, gezeichnet vom Alkohol und unkontrollierter Wut. In dieser Ballade wird sich so mancher nicht nur in einer Szene wiederfinden. Und vielleicht ist dieses Lied, für all jene, die in dieser Spirale noch gefangen sind, ein Rettungsseil da raus.

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Fazit:

 

Vier Jahre „Abstinenz“ bedeuten nicht vier Jahre faul auf´m Arsch sitzen. Das haben KrawallBrüder mit dem zehnten Album [ab]norm auf jeden Fall unter Beweis gestellt. Deutlichere Aussprache der Texte, zumeist abwechslungsreichere Riffs und Drums und insgesamt bessere Harmonien zwischen beiden zeugen von Expansion innerhalb der eigenen gewollten und gesteckten Grenzen. Natürlich, sie haben ihr Rad nicht neu erfunden und das wollten KB auch nicht. Dennoch haben sie das alte Vehikel aufpoliert, mit glänzendem Chrome veredelt und ganz nach vorne, neben den imaginieren Fliesentisch, in die imaginäre Vitrine gestellt.

Von meiner Seite auf einer Skala von 1 (Ladenhüter) bis 10 (Bestseller): Eine klare 9 und damit eine glasklare Kaufempfehlung.

 

Für das AGF-Radio

Julez