Erstellt von Perli am 09.05.2023
Kärbholz Kapitel 10: Wilde Augen / VÖ: 02.06.2023 via Metalville
Maximale Verwirrung herrschte vermutlich nicht nur bei mir, als Kärbholz bekannt gaben: Kapitel 10: Wilde Augen out 02. Juni 2023... Was ist da los?! Kapitel 11: Barrikaden ist doch auch erst vor kurzem erschienen. Und warum überhaupt jetzt Kapitel 10?! Was stimmt da nicht?!
Klarheit und Bestätigung brachte dann aber die offizielle Pressemitteilung der Jungs. Im Internet spalteten sich inzwischen die Meinungen, und Kommentare von „purer Kommerz“ bis „geil neuer Stoff- ich freue mich“ sind zu lesen. Auch ich war natürlich Anfangs skeptisch, packen die Hinterwäldler auf das neue
Album vermutlich nur die Reste, die nicht mehr auf den Vorgänger gepasst haben?! Tatsächlich aber scheint die Kreativität im Hause Kärbholz im Lockdown keine Grenzen gehabt zu haben. Sie nutzten die Zeit um Songs für zwei Alben zu komponieren. Alle so relevant, dass sie sich von keinem Stück trennen konnten und wollten. Die Lieder, die in einer Episode geschrieben worden sind wurden vor Produktionsbeginn also auf zwei Scheiben aufgeteilt: Kapitel 10 & 11. Und in dieser Reihenfolge auch unter
den bekannten Produzenten Alex Dietz und Eike Freese eingespielt.
Die Veröffentlichung war allerdings kein mathematischer Totalausfall, vielmehr beschlossen die Jungs, dass Kapitel 11, das eigentliche zweite Album (Barrikaden), die perfekte erste Scheibe sei. Diese Songs sind dafür da, um aus der Stille hinauszutreten,
Wilde Augen rudimentärer und ungestümer, aber auch das musikalische Bindeglied zwischen heute und gestern. Es passte einfach besser als Nachfolger und das bisschen Mathematik ist auch ja auch wurscht...
Also, jetzt warten auf uns elf Songs in ca. 40 Minuten, die voller Energie nur so strotzen! Auf ruhige Klänge wartet man hier fast vergeblich.
Tracklist:
01 Willkommen in der 10ten Episode
02 Wilde Augen
03 Schwarz auf Weiß
04 Seele auf der Haut
05 Halte fest
06 Die letzten Punks der Stadt
07 Leben im monochrom
08 Der Himmel soll brennen
09 Chaos
10 Vagabund
11 Unsere Bar
„Willkommen in der 10ten Episode“ - die vier Hölzer feiern hier stolz ihr Leben, ihren Erfolg und ihr Jubiläum. Das Stück geht direkt steil und zeigt uns, in welche Richtung diese Platte geht.
Im gleichen Tempo schauen unsere „Wilden Augen“ immer stur nach vorn, kein Zurück und kein Bereuen.
In „Schwarz und Weiß“ wird uns direkt und ehrlich nahe gelegt, niemanden vorschnell zu verurteilen. Schaut erstmal hinter die Fassade, bevor ihr entscheidet, denjenigen zu hassen. Vielleicht könnte es auch dein bester Freund sein/ werden …
„Seele auf der Haut“ sollte jedem schon bekannt sein. Die Single wurde bereits zu Kapitel 11 schon veröffentlicht. Jeder Tropfen Tinte in/ auf uns spiegelt unseren Charakter, unsere
Lebenseinstellung und unsere Seele wieder: „... Ich trag mein Herz auf der Zunge, meine Seele auf der Haut...“.
Laut und brutal wird’s in „Halte fest“. Die Zeit zurück drehen und das Gespräch mit sich selbst suchen um manche Entscheidungen zu überdenken und einen anderen Weg einzuschlagen – was würde ich mir selbst sagen, mir selbst raten? Schön, wenn man das könnte! Dies hier ist wohl die metallastigste Nummer, die die Musiker je gemacht haben. Der eigenen Beschreibung nach betrachtet der Song die These: gibt es diese eine große, wegweisende Situation in unserem leben oder liegt es nicht an uns selbst, nach jedem Schritt zu schauen, wohin die Reise geht.
Keinen Gang zurück schaltet Kärbholz in „Die letzten Punks der Stadt“. Es geht darum, dass es keinen Ort mehr gibt, an dem man rebellieren, die Sau rauslassen und unbeschwert sein Leben leben kann.
Den einzigen Ruhepol dieser Scheibe finden wir in „Leben in monochrom“. Ruhig und melancholisch wird hier ein ernstes und wichtiges Thema angesprochen. Wir bauen uns ein
buntes Schloss um uns, im Inneren ist es aber dunkel und kalt. Nach außen zeigen wir ein lachendes Gesicht während uns im Inneren unsere Dämonen und Depressionen zerreißen. „... holt mich hier raus, ich will ans Licht! Ich will die Sonne küssen...“
Brutale Klänge, brutaler Text. Besser hätte man das versagen der Politik und der daraus folgenden Kriege nicht ansprechen und verinnerlichen können wie in „Der Himmel soll brennen“.
Es ist Zeit für „Chaos“!! Das Leben genießen und niemals erwachsen werden. Dieser Song lässt uns einfach nur singen, springen, tanzen und Spaß haben.
Fick dich! Aus Prinzip!! Nur weil ich nicht deine Richtung geh, sondern meinen eigenen Weg suche. Die zehnte Nummer sagt uns: lebe deine Träume und sei ein „Vagabund“.
Im letzten Track katapultieren uns die Jungs stimmungstechnisch nochmal ganz nach oben und nehmen uns mit in „Die Bar“. Jeder sollte sich diesen einen Ort gut bewahren, egal ob
bei Freunden im Garten, die Theke in der Kneipe nebenan oder die Werkstatt vom Kumpel. Dieser positive Ort im Leben, an dem man immer wieder einkehren kann.
Fazit: Mich erinnert die Platte an Kärbholz vor zehn Jahren. Rotzfrech, direkt und ohne Kompromisse! Jeder Song versprüht diese Energie, in jedes Stück einzutauchen und fühlen zu können. Da ist es auch völlig egal, welches Kapitel geschrieben ist, wichtig ist, dass uns diese Songs nicht nicht vorenthalten wurden.
Allen Skeptiker, die meinen es geht nur um Kommerz, denen sage ich: Scheiß drauf, dieses Album ist jeden Cent wert!!!
Natürlich gibt’s Kapitel 10 auch Live zu sehen: im Herbst gehen die vier Hölzer dann auf Wilde Augen Tour. Die Termine findet ihr auf sämtlichen Kanälen oder ihrer Homepage.
In diesem Sinne, lasst uns ihr Zehnte Kapitel feiern!
Nicole
AGF- RADIO