Erstellt von Perli am 04.07.2018

Sündflut – Teufel, Engel und Dämonen / VÖ: 13.07.2018 via Wellenbrecher Records

Das Jahr der Alben ist zur Hälfte vorbei und es ist noch lange kein Ende in Sicht. Auch die Reutlinger Band Sündflut setzt diesem Jahr noch ihren Stempel mit auf, indem sie ihr neues Album Teufel, Engel und Dämonen das Licht dieser Welt erblicken lassen. Nach Tage des Zorns ist dies bereits das fünfte Studioalbum der Ende 2005 gegründeten Band. Bis noch vor ein paar Jahren gab es immer wieder einige Wechsel in der Besetzung doch jetzt scheinen sie sich in ihrer Form manifestiert zu haben und starten nun mit ihrem neuen Longplayer im Gepäck so richtig durch. Bereits im Vorfeld lieferten sie die Aussage, dass dieses Album thematisch sehr weit gestreut ist und für jeden etwas dabei ist. Ob dem wirklich so ist und wie sich das auf den Gesamteindruck ausgewirkt hat, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Besetzung:
Manu: Gesang/Gitarre
Marci: Gitarre/Gesang
Alex: Schlagzeug 

Stephie: Gesang
Tobias: Bass


Tracklist:

  1. Diabolica 
  2. Teufel, Engel & Dämonen 
  3. Rock´n´Roll Rebellen 
  4. Rentnerpalindrom 
  5. Gewalt der Musik 
  6. Wahre Freunde 
  7. Wilder Süden 
  8. Nur ich nicht 
  9. Wenn du wirklich fliegen willst 
  10. Leb deine Träume 
  11. Ben, die Legende 
  12. Niemals wieder 
  13. Auf all die Jahre 
  14. Dilemma

Direkt zu Beginn geht es schon teuflisch zur Sache, das ist nämlich die Übersetzung des italienischen Wortes „Diabolica", wie das Intro hier genannt wird. Der erste Teil setzt sich aus einem akustischen Instrumentalstück zusammen, welches nach kurzer Zeit von Orgelklängen untermauert wird, um dann aber im letzten Stück vollends von einem E-gitarrenriff überlagert zu werden, welches auch die Richtung vorgibt, in die es beim nächsten Song geht.

Hier geht es nämlich direkt mit dem Titelsong „Teufel, Engel und Dämonen" weiter. Vom Anfang bis zum Ende eine Vollgasode, mit der sie ihre Vergangenheit verarbeiten, um sich nun mit aller Kraft auf das Hier und Jetzt zu stürzen. Was diese Nummer weiterhin besonders macht ist, dass hier ein Trompetensolo eingebaut wurde. Das klingt zwar vielleicht im ersten Moment etwas komisch, aber passt an dieser Stelle doch ziemlich gut und verleiht so dem Song eine ganz eigene Note.

„Rock´n´Roll Rebellen" kann man an dieser Stelle ganz einfach zusammenfassen: es ist von vorne bis hinten ein Loblied auf den Rock. Das Tempo wird wie auch im vorherigen Song sehr hochgehalten, aber hier wird das Wechselspiel beim Gesang etwas weiter ausgelebt. In den Strophen haben sowohl Manu wie auch Stephie ihre Soloteile, den Refrain singen sie gemeinsam, und das ist es, was diesem Song seine einzigartige Note verleiht.

Der Titel des vierten Songs sorgte bei mir für etwas Verwirrung, denn unter „Rentnerpalindrom" konnte ich mir so rein gar nichts vorstellen. Also recherchierte ich erst einmal ein wenig: ein Palindrom bezeichnet ein Wort, welches vorwärts wie rückwärts gelesen genau gleich ist. Warum sie dieses Wort in den Titel eingebaut haben erschließt sich mir an dieser Stelle leider nicht so ganz, aber das macht der Musik nichts aus. Vom Inhalt und Klang ist dieser Titel der bisher aggressivste vom ganzen Album. Gesungen wird dieser gesellschaftlich anprangernde Song von Frontfrau Stephie allein,und das ist auch richtig so. Hier beweist sie, dass sie nicht nur als Zweitstimme oder für ruhige Songs herhalten kann, sondern durchaus auch in der Lage ist, solche Hammernummern alleine zu tragen. 

In „Gewalt der Musik" ergreift Manu wieder die Stimmgewalt. Nicht ganz so aggressiv aber trotzdem mit sehr hohem Tempo geht es hier weiter zur Sache. Wie schon der Titel sagt ist dies eine Lobshymne über die Musik und welche Auswirkungen sie mit dieser Form der Gewalt ausrichten kann.

Mit einem Stück über die Freundschaft geht es weiter. „Wahre Freunde" beschreibt das Leben mit dieser besonderen Form von Zusammenhalt. Es kann durchaus dauern, bis man solch eine Verbindung findet und auf dem Weg dorthin muss man sich immer mal wieder mit falschen Menschen abgeben, aber letztendlich findet doch jeder mindestens diesen einen wahren Freund. . 

Bisher war das Tempo des Album sehr hoch gehalten, so auch weiterhin in Track N°7 „Wilder Süden", welcher eine Ode über ihre Heimat, das Schwabenland ist.

Am Anfang von „Nur ich nicht" wird mal für einen kurzen Moment das Tempo herausgenommen. Nach dieser kurzen Atempause geht es allerdings im gewohnten Vollgas weiter. Im ersten Moment könnte man denken, dass es einer dieser Deprisongs ist, in dem man sich darüber beschwert, warum alle so viel haben außer man selbst. Doch wenn man genauer hin hört und auch den Text auf sich wirken lässt, merkt man schnell, dass nicht immer alles Gold ist was glänzt. Auch der Reichtum hat seine Schattenseiten und es ist doch manchmal einfach besser sein Leben hin zu nehmen um das Beste daraus zu machen.

„Wenn du wirklich fliegen willst" macht Mut, die Dinge anzupacken. Egal was man sich vorgenommen hat oder welche Träume man verfolgt, schieb alle Bedenken bei Seite und pack es an!

Nach all den ganzen Vollgasnummern wird es dann doch mal ein wenig ruhiger. Für „Leb deine Träume" übernimmt Stephie wieder die Führung am Mikro, jedoch im Refrain mit Manu im Duett. Thematisch schließt der Track sich ein wenig an den Vorgänger an. Hier wird jedoch die Botschaft übermittelt, dass es immer besser ist, man selbst zu bleiben, als sich wie alle andere einfach der Masse hin zu geben.

Nach all dem ganzen Ernst kommt jetzt mal etwas Auflockerung auf uns zu: jeder der einmal auf einem Festival oder einem riesigen Event zu Gast war kennt solche Gestalten wie die, denen dieser Titel gewidmet wurde. Diese sogenannten Assis, die sich nie benehmen können, immer die breitesten von allen sind und einfach ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch eklig sind. Für dieses Lied haben sie sich einen herausgepickt, nämlich „Ben die Legende"wieder mal überragend von Stephie allein vorgetragen. 

Bei „Niemals wieder" nimmt Manu wieder den Gesang auf sich. Nach einem Lied über gute Freunde, folgt nun ein Lied über die falschen Freunde, die wirklich niemand braucht! Hier wird mit all jenen kurzerhand abgerechnet. 

Den vorletzten Song widmen die Musiker aus dem Großraum Stuttgart ihren Fans. „Auf all die Jahre" ist eine Danksagung an all diejenigen, die ihnen die Treue gehalten haben und ihnen all den positiven Wahnsinn beschert haben. Hier wird im Gesang wieder etwas gewechselt, den Großteil der Strophen übernimmt Manu, einen kleinen Teil übernimmt Stephie, doch im Refrain singen wieder beide gemeinsam.

Zum Schluss wird es wieder etwas deprimierend und ruhiger. Stephie besingt in „Dilemma" eine Situation, in der ich nie in meinem Leben stecken möchte. Durch einen Umstand, auf den hier nicht eingegangen wird, liegt ein geliebter Mensch regungslos mit verlorenem Blick in seinem Bett und ich stehe vor ihm. Warum bist du noch hier? Ist es noch menschlich dich in diesem Zustand zu lassen? Ist es nicht besser es zu beenden? All dies und noch tausend andere Gedanken schießen einem hier durch den Kopf, doch die Antwort auf diesen Zwiespalt kennt keiner. Ein starker, doch sehr trauriger Abschluss für dieses Album.


Fazit:
Wer Musik zum einschlafen sucht, der ist hier falsch. Wer Musik zum eskalieren und voll aufdrehen sucht, der ist bei Sündflut genau richtig. Mit wenigen Ausnahmen ist  Teufel, Engel und Dämonen eine einzige Vollgasscheibe mit vielen Facetten, die richtig Bock macht. Der Vorgänger legte das Niveau schon richtig hoch, doch mit dieser Platte konnten sich die fünf Musiker noch ein weiteres Mal steigern. Ganz klar eine Empfehlung für alle, die auf harte Musik, starke Texte und zwischendrin aber auch viel Abwechslung stehen. 

Wer Bock hat, die neuen Songs einmal live zu hören bekommt innerhalb kürzester Zeit gleich drei mal die Gelegenheit dazu. Die Termine sind wie folgt:
13.07. Rieden/Kreuth - G.O.N.D. 
14.07. Plochingen - Marquardtfest
20.07. Laichigen – Rock dein Leben
Darüber hinaus sind noch keine weiteren Termine geplant. Also lohnt es sich wie immer die Augen in den sozialen Medien nach ihnen offen zu halten.


„...Teufel, Engel und Damönen,
wir werden euch heut holen.
Teufel, Engel und Dämonen,
seid gewiss, am Ende kriegen wir auch dich!...“

Dor Alex
AGF- RADIO