Erstellt von Julez am 05.07.2023

Butcher´s Beer Lager-Feier-Days 2023 vom 22.-25.06.2023 in Prüm

Ihr Lieben! Habt ihr schon einmal den Moment erlebt, in dem ein wohliges Gefühl der Geborgenheit, eine Woge der inneren Ruhe oder schlichtweg überschwängliche Freude, langsam in euch aufsteigt? Ihr wisst, was ich meine, oder? Dieser schwer zu beschreibende Zustand, der einem so viel gibt und der so viel Energie verleiht. Ein Augenblick, den man oft nur im Kreis seiner Familie erlebt. Ein Moment, den einem nur die engsten und liebsten Freunde schenken können. Und ein Gefühl, dass wir häufig auf Konzerten und Festivals erleben.

Genau dieses Gefühl, diese Stimmung, diese Atmosphäre:

Das alles sind die Lager-Feier-Days.
 



Mitten im Sommer 2023 ist es wieder so weit, die Butcher‘s Beer Lager-Feier-Days starten am 22. Juni 2023. In dieser Zeit bis zum Sonntag, werden die Tage lang sein, die Nächte werden kurz sein und einzelne Momente werden herausfordernd und entrüstend sein. Das Leben schreibt nun mal nicht immer nur gefällige Geschichten und dennoch steht am Ende fest: „Wir machen weiter!“
Und das ist gut so!
 



Der Vortag

Getrost nach dem Motto: Wer früher beginnt, hat länger etwas davon!
Die ersten Helfer für Aufbau und Organisation reisen bereits im Verlauf des Mittwochs an. Auch wir machen uns auf den Weg und kommen, wie im Jahr zuvor, im Dunkeln an.
Habt ihr schon einmal ein Zelt im Dunkeln aufgebaut? Das ist die ultimative Ikea-Regal-Aufbau-Challenge der Deutschrock- und Campingszene, probiert es aus.


Challenge accepted, challenge completed. Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Bühne und zum Lagerfeuer. Bekannte Gesichter begrüßen uns und es ist, als wären nicht Monate, sondern nur Momente vergangen, seit dem letzten Wiedersehen.

Kurz nach Mitternacht ergreift Marcel Häringer seine Gitarre, stellt sich ans Mikrofon und beginnt zu singen. Seine Frau feiert Geburtstag und die ersten Lieder spielt er nur für sie. Sensibel und unverwechselbar performt er u.a. Cover von Kärbholz. Das Publikum lässt sich gerne mitreisen. Eine Weile, so scheint es, friert Marcel die Lieder und Momente ein. Doch abrupt werden sie durch die herannahende Polizei unterbrochen. Es ist zu laut für diese Uhrzeit und so verlässt Marcel die Bühne und setzt sich ans Lagerfeuer. Bis in die Morgenstunden wird dieser spontane Gig noch dauern und als es schon fast hell wird, rufen die Betten. Die Nacht ist kurz.

Der erste Tag

Der erste Tag bricht an und die meisten sind noch müde. Der obligatorische Song, der zum Morgen auf keinem Festival fehlen darf, weckt die letzten Schlafenden. Welcher Song das ist? Nun, das muss ich wirklich nicht beschreiben, oder? Jede Wette, dass ihn gerade jeder, der das hier liest, im Ohr hat.

Für heute sind schwere Gewitter und eine Menge Regen gemeldet. Doch der Festivalgott ist auf unserer Seite. Bis auf einige Minuten Starkregen und wenige kräftige Windstöße werden die Lager-Feier-Days von größerem Unwetter verschont.

Nach und nach füllt sich der Platz. Ankunft, Aufbau, Anschluss, das geht schnell. Begrüßungen um Begrüßungen folgen: „Es ist so schön euch alle wiederzusehen“. Dieser Satz wird heute am häufigsten fallen.

Gegen elf Uhr wird der zweite Bierwagen, der erste steht bereits seit gestern in der Nähe der Bühne, auf seinen Platz manövriert. Der Startschuss fällt und das allseits beliebte Butcher‘s Beer beginnt zu fließen. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen.   

Um die Mittagszeit löst der OiFriese sein zuvor, über Social Media, angekündigtes Versprechen ein und kocht einen Riesentopf voll köstlichem Chili. Die Meute ist sichtlich glücklich über die Stärkung und langt ordentlich zu.

Angenehme Gespräche und eine sensationelle Stimmung prägen den Tag, es gibt so viel zu erzählen. Und so zieht der erste Tag viel zu schnell vorbei. Es wird Abend und Künstler Nummer eins nimmt die Bühne für sich ein.

Marcel Häringer gehört dieser Abend allein. Was er im Gepäck hat in diesem Jahr? Ein Böhse-Onkelz-Spezial. Ein Wagnis, denn manche Lieder seiner Setlist sind für rein akustische Gitarrenriffs vermeintlich nicht geeignet. Diese Bedenken zerstreuen sich augenblicklich. Marcel packt das Publikum an der genau richtigen Stelle und katapultiert es in ein Konzert, von dem alle geglaubt haben, dass es in diesem Jahr nicht stattfindet. Die Energie, die von ihm ausgeht, ist elektrifizierend und so gelingt es ihm, mit seinem Spiel, man mag es kaum glauben, einen vorzeigbaren Pogokreis zu erzeugen. Selbst Lieder wie „Mexiko“ feiert das Publikum in der Akustikversion ab und verlangt mehr und mehr.
Marcel spielt sein letztes Lied und verlässt dann die Bühne.



Die Hochzeit

Der zweite Tag steht im Zeichen der Liebe und dem Bund fürs Leben. Zwei der Gäste, Yvonne und Dirk, haben beschlossen, sich an diesem Tag ein Versprechen zu geben. Ein Versprechen, das, so hoffen und wünschen wir es ihnen alle, sie bis an ihr Lebensende vereint.

Die Mädels hübschen sich auf, die Männer machen sich schick, die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Gitarren werden gestimmt und das Equipment wird aufgebaut. Die Blumenmädchen machen sich bereit. Zwei Riesenkerle, nicht nur in der Statur, sondern auch charakterlich und im Herzen, schmücken sich mit Blumenbändern und weißem Tütü. Ein sagenhafter Anblick.

Sämtliche Gäste stellen sich im Spalier auf und dann ist der Moment gekommen. Das frisch vermählte Brautpaar fährt vor. Die Menge beginnt zu jubeln, Seifenblasen steigen empor, eine gefühlvolle und rockige Melodie begleitet die beiden in den Hafen der Ehe.

Zunächst wird Dirk mit verbundenen Augen den Gang entlanggeführt, er ist sichtlich gerührt und findet keine Worte für diesen Augenblick, den er spürbar genießt. Dann schreitet Yvonne den Gang entlang und ein Raunen geht durch die Reihen, sie sieht wunderschön aus und ihr Kleid versetzt alle Anwesenden in lautstarkes Staunen. An allen Ecken ist zu hören: „Ist das ein geiles Kleid!“, und das ist es. Ein schwarz rotes Schottendress mit langer schwarzer Tüllschleppe. Die Martens, frisch poliert und lässig gebunden. Die Braut strahlt als sie den Gang entlangläuft und sie ist überwältigt.

Die Gäste sind den Tränen schon so nah und dann öffnet sich langsam das Spalier und der OiFriese beginnt zu singen. Eigens für die Beiden hat er ein Lied komponiert. Nun brechen alle Dämme. Im Anschluss hält Toto, ein sehr guter Freund der beiden, die Traurede. Mit viel Charme und trockenem Humor bringt er die Gäste zum Lachen und auch zum Weinen.

Yvonne spricht jetzt ihr Gelübde, dass diverse Liedtitel zu einem unglaublich schönen Versprechen zusammenfügt. Es fällt ihr deutlich schwer den Kloß im Hals im Zaum zu halten, doch sie meistert es mit Bravour.

A
lles ging so schnell und gleichzeitig zogen die Momente in Zeitlupe an einem vorbei. Wundervolle Erinnerungen wurden gerade geschaffen und werden noch lange in den Köpfen der Anwesenden und des Brautpaars nachhalten. Der offizielle Teil ist zu Ende, das Brautpaar bedankt sich unter Tränen für diese bezaubernden Augenblicke.
Dirk verkündet lautstark und zeigt dabei auf den Bierwagen:
„Bier! Trinkt, meine Freunde, es geht alles auf uns!“



Der zweite Tag

Der Tag ist noch jung, aber trotzdem schon aufregend und emotional. Wer hochsteigt, wird tief fallen und so werden die Emotionen heute noch Achterbahn fahren.

Heute ist es warm, sehr warm. Wasserschlachten, Spritzpistolenduelle und Wasserbombenangriffe wirken abkühlend und sorgen für eine vergnügte Stimmung. Es ist ganz wie in den Ferien als Kind. Schwimmbad-Pommes und eine, wie sie in dieser Region sagen, Schnuffeltütte holen Erinnerungen dieser Tage zurück.

Doch dann droht eine eingehende Nachricht diesen schönen Tag zu überschatten und wir alle sind entsetzt, als wir den Inhalt hören. Eine Auseinandersetzung zwischen Hunden mit blutigem Ausgang versetzt uns in Sorge und Betroffenheit. Es sind einige Stiche notwendig, um die offene Wunde zu verschließen. Die Halter werden sich leider nicht einig, aber das Camp hält zusammen und so kann weiterer Schaden abgewehrt werden. Eine Zeit lang ist dieser Vorfall Thema Nummer eins auf dem Platz und es dauert bis in die Nachmittagsstunden, um die Gemüter zu beruhigen. Ein Glück steht nun der erste Auftritt an.

Der OiFriese ist auf dem Weg zur Bühne, es ist nach 17 Uhr. Mit einiger Verspätung beginnt er zu spielen. Seine Kariere nahm auf diesem Festival den Anfang und seit seinem ersten Auftritt hat er eine enorme Entwicklung durchlebt. Er hat seinen eigenen Stil nicht nur gefunden, sondern seither stetig ausgebaut. Das gefällt nicht jedem, aber diejenigen, denen es gefällt, haben sichtlich Freude an seinem Auftritt. Brachial und schmutzig ist sein Spiel, tiefgehend und melancholisch seine Texte und mit seinem selbstbewussten Wesen nimmt er die Bühne vollkommen ein.

Der nächste Künstler Jens Winkels alias BTSM zaubert ein herrlich irisches Flair auf die Bühne. Seine Songwahl, seine Art und Weise, die Gitarre zu spielen und allem voran seine Stimme lassen erahnen, was ursprünglich wohl mal mit irischen Volksliedern gemeint war. Er hat einfach so ein Knistern in der Stimme, das ihm einen auffallenden Wiedererkennungswert verleiht. Am Lagerfeuer wird er heute Abend derjenige sein, der bis in die Morgenstunden durchzieht.

Die folgenden Künstler haben im Jahr zuvor viel Anklang gefunden und wurden gelobt, gefeiert und für dieses Jahr herbeigewünscht. Es ist Krysmah. Eine Band mit außerordentlich viel Erfahrung und einem ausnahmslosen Selbstbewusstsein. So ist es nicht verwundernd, dass sie auf den zeitlichen Ablauf bestehen und Jens Winkels von der Bühne bitten. Das Publikum ist teilweise erschüttert über diese Kaltstellung und ahndet es zunächst mit Abwesenheit. Doch Jens selbst zeigt Größe, feiert den Auftritt und dient als Vorbild für die abwesenden Gäste, die nach einem kurzen Hinweis ebenfalls dem Auftritt wieder beiwohnen und ihn feiern.
Krysmah ist professionell und performt auf den Punkt, egal was drumherum passiert. Doch auch sie sind sichtlich erfreut, als das Publikum sich wieder in ihrem Bann befindet und dreht gegen Ende nochmal so richtig auf. Akustische Rockballaden der alten Tage, die man so noch nie gehört hat und unglaublich präzise gespielte Gitarrenriffs zeichnen die Band aus. Ein besonderer Genuss für die Ohren und eine aufregende Erfahrung für all diejenigen, die, die Lieder dieser Zeit nur durch Erzählungen ihrer Eltern kennen.  

Ein aufregender Tag neigt sich dem Ende und es galt mehrere Herausforderungen zu meistern. Der Crew und dem Veranstalter ist es gelungen trotz Auseinandersetzungen und Boykott die Besucher zusammenzuhalten und am Abend, nach dem letzten Auftritt, alle gemeinsam am Lagerfeuer zu vereinen.


Der dritte und letzte Tag

Dieser Tag ist herrlich ereignislos und vergeht Stunde um Stunde positiv.

Als pünktlich um 17 Uhr Rami Hattab die Bühne betritt, ist zunächst nicht viel los. Doch das ändert sich schnell. Rami ist ein aufstrebendes Talent, dass meiner Meinung nach unbedingt in die Köpfe der Menschen muss. Seine Lieder sind auffallend und erfrischend anders. Es sind Lieder, die in keine Schublade passen und seine Performance muss man selbst erleben, eine Erklärung oder Beschreibung fällt schwer.

Marcel Häringer ist an diesem Tag ganz offiziell auf der Bühne und der nächste des Line-Up‘s. Sein Ding sind Akustikversionen verschiedener Kärbholz-Klassiker, aber auch einige Böhse-Onkelz-Hits und auch bekannte Popsongs sind Teil seines Portfolios. Noch bis 20 Uhr begeistert er das Publikum und wirbelt ihre Empfindungen von einer Ecke der ausgeprägten Gänsehaut zur anderen Ecke, dem puren Spaß.

Die für dieses Wochenende letzte Band FRIENDS with Benefits versetzt das Publikum zum Abschluss richtig in Bewegung und auch sie selbst können und wollen nicht an Ort und Stelle bleiben. Während sie zwischen den Reihen der Besucher eine aufregende Performance hinlegen, singen und grölen die Anwesenden, sichtlich begeistert, die Texte mit. Gelungenes Debüt auf den Lager-Feier-Days.  
 



Fazit:

Die Lager-Feier-Days sind zu Ende und nun gilt es erstmal durchzuatmen. Diese Tage waren nicht nur ereignisreich, sondern auch ein Auf und Ab der Gefühle. Weis der Geier, was dieses Jahr los war. Ist es zu groß geworden? Hat man Dinge nicht bedacht? Oder ist das verflixte siebte Jahr zu früh dran? Ein entschiedenes NEIN zu all diesen Fragen. Wie Rocky einst sagte: „Die Welt besteht nicht nur aus Sonnenschein und Regenbogen.“

In diesem Jahr hat sich gezeigt, dass die Lager-Feier-Days eindeutig ein Familienfestival sind, denn diese Tage beinhalteten genau das, was Familien ausmachen.
Verschiedene Charaktere, die sich nicht immer einig sind und zwischen denen es auch gerne mal kracht.

Am Schluss jedoch zählen nicht einzelne Moment des Bruchs, sondern die vielen Gästen der Versöhnung.

Diese Veranstaltung hat es geschafft, sich in nur wenigen Jahren fest zu etablieren.
Für jeden, der einmal dort war, der friedfertig ist und dort ist, um eine tolle Zeit zu genießen, ist und bleibt dieser Termin Pflicht.  


Für das AGF-Radio

Julez