Erstellt von Perli am 01.02.2024
Nitro-X – Krieg / VÖ: 02.02.2024 in Eigenregie
2023: in einer dunklen kalten Nacht sitzen die vier Elemente Wasser, Luft, Feuer und Erde zusammen und diskutieren über die Welt, die am Abgrund steht. Man ist sich einig, dass es so nicht weiter gehen kann, vereint die Kräfte und unter Sturm und Donner
erschaffen sie ein fünftes Element: das Element Raum. Das X ist geboren. Diese fünf Elemente ziehen in die Schlacht hinaus, um die Welt aus ihrem Trümmerfeld zu befreien. Es wir explosiv, es wird die Zukunft und den Klang der Zeit verändern und so einige Ketten sprengen. Und was sprengt mehr als Nitroglycerin?! Richtig, diese fünf Elemente und dieser Stoff!
Anders gesagt: im Januar 2023 entstand mit Nitro-X eine völlig neue Formation aus den ehemaligen Musikern der Band Astrum et Abyssum und dem Frontmann der Band Ex-plizit.
Bandbesetzung:
Bass – Hajo
Ralf – Gitarre
Gesang – Dirk
Gunther – Gitarre
Schlagzeug – Jürgen (Jack)
Die fünf gestandenen Männer hauchen ihren Songs mit deutschsprachigen Texten, die aktuelle Themen wie Internetsucht, Verlust eines Freundes, Drogenmissbrauch, psychische Störungen, und vieles mehr behandeln, Leben ein. Das alles untermauert von
harten Gitarrenriffs, einem druckvollen Bass und wuchtigen Drums sowie selbst eingespielten Keyboards, welche live gesampelt werden. Zusammen mit Dirks unverkennbarer Stimme ergibt das ein melodisches Gesamt(kunst)werk.
Im Sommer letzten Jahres fand bereits die Promo CD mit drei Songs den Weg zu uns, die euch Julez bereits vorgestellt hat.
Nitro-X haben ihren eigenen Musikstil kreiert: Nitrocore – und releasen jetzt ihr erstes Album Krieg. Der Blick auf die Tracklist, die 13 Songs enthält, bringt einen ersten Eindruck mit sich, dass es thematisch eher düster und ernst wird – lassen wir uns also mal überraschen, was uns erwartet.
Tracklist:
- Kieg
- Totengräber
- Netz Junkie
- Psychopath
- Fallen und Fliege
- Schmerz und Kummer
- Krieger
- Ruf der Freiheit
- Drogentod
- Verschüttete Träume
- Kein Zurück
- Für immer
- Prinzessin der Dämmerung
Mit dem Titelsong „Kieg“ beginnt das Album. Hier braucht es keine große Analyse, wir sehen und hören es jeden Tag in den Nachrichten oder erleben es hautnah vor der eigenen Haustüre. Es tobt der Krieg und es herrscht die Gewalt. Für mich (Perli) persönlich ganz schlimm ist die Aussage, dass man (die Kinder) schon im Garten Krieg spielen – die Gefahr lauert bereits im Sand(kasten). Musikalisch schon direkt zu Beginn powervoll und ausdrucksstark.
Im Anschluss flattert passenderweise gleich der „Totengräber“ vorbei. Mich schaudert es auch hier tatsächlich etwas bei der detaillierten Beschreibung. Dirk's Stimme verleiht dem Ganzen zusätzlich eine besondere Art der Dunkelheit. In der zweiten Songhälfte wird es für einen kleinen Augenblick dann aber fast schon melodisch heiter.
„Netz Junkie“ beginnt hart, rhythmisch und eindringlich, so beschrieb es unsere Kollegin Julez schon im Sommer beim Review der Promo CD. Die Band redet nicht groß drum herum, sondern betrachtet die mittlerweile wirklich traurige Realität mit großer Sorge. Die Sucht nach Geltung und Anerkennung und stetigen neuen Informationen im Netz. Der Mensch starrt nur noch auf sein Handy, allgegenwärtig ist die Suche nach Likes, Klicks oder wie auch immer … es ist wie eine Sucht und die Hölle wartet schon. Weckt Dirk hier auch eure Aufmerksamkeit, mal vom Handy aufzuschauen und zu leben?! Zu zu hören und Musik mal wieder live zu hören, zu sehen und zu fühlen!?
Mit knapp einer Minute instrumentalem Einstieg startet der „Psychopath“. Und ja, auch hier packt einen die Schauder... Ich fühle mich fast wie in einem Psychothriller – mittendrin – so gruselig wird alles beschrieben. Ist es der Gesang oder die musikalische Ausführung?! Oder einfach das Zusammenspiel von allen fünf Musikern!
Mein Herz ist fast schon schwarz verfärbt und Melancholie macht sich breit. Da verschafft „Fallen und Fliegen“ auch nicht wirklich Besserung. Hier kann man zu Beginn wunderbar den Keyboardklängen zuhören. Auch in dieser Nummer wird wieder von Bomben und Tod gesungen, aber ich höre auch eine gewisse Zuneigung raus – geht es etwa doch um tiefe Liebe!?
Nicht weniger melancholisch geht es mit „Schmerz und Kummer“ weiter. Ein Song über den Verlust eines geliebten Menschen! Selbst, wenn man daran glaubt, dass man sich wieder sieht – in einer anderen Zeit, in einem anderen Leben, so verflucht man doch den Augenblick der Trauer und den Moment, in dem der Mensch gestorben ist. Auch nach Jahren findet man sich immer noch den Gefühlen gegenüber machtlos. Und ich schwöre, ich sehe bzw. höre die Träne in Dirk's Augenwinkel. Im Herzen, in der Seele, in unseren Träumen und in vielen Songs ist dieser Mensch immer bei uns und man wird für immer verbunden sein.
In der ersten Minute von „Krieger“ dachte ich zunächst – auch entgegen dem Titel – dass jetzt endlich mal ein bisschen Heiterkeit auf kommt. Aber weit gefehlt – bemerkenswert, was man mit Musik alles erreichen und steuern kann. Die Nummer zeigt uns den Weg durch das Feuer – den Weg, den eben nur ein Krieger gehen kann.
Ein bisschen weniger musikalischer Trübsinn hätte dem Powersong meiner Meinung nach auch gut gestanden. Dennoch ist die Kraft deutlich spürbar. Lasst uns alle fest zusammen stehen und den Weg durch's Feuer wagen, oder willst du ein braves Schäfchen sein, dass irgendwelchen Führern folgt?!
Und jetzt, wo ich den Füller an Wonne abgebe, geht es aufwärts...
Hebt die Fäuste, sprengt die Ketten und reißt die Mauern ein! Mit mehr Power kommt der „Ruf der Freiheit“ daher. Für mich (Wonne) eine klare Ansage an sich selbst. Obgleich man sich so manches Mal gefangen fühlt: Aufgeben ist keine Option! Also kurz innehalten, seine Kräfte neu sortieren und mit Anlauf weiter gegen all die Widerstände, die sich einem in den Weg stellen!
Der nächste Song „Drogentod“ holt einen dann schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wie der Titel es vermuten lässt wird hier der Verlust eines geliebten Menschen verarbeitet. Damit verbunden kreisen immer wieder die berüchtigten Fragen umher: Hätte ich was tun können? Hätte ich helfen können? Was, wenn ich da gewesen wäre... Fragen, die einen zermürben können!
Die Antworten darauf sind oftmals eher unbefriedigend, denn Fakt ist: Dein Gegenüber muss die Hilfe wollen und zudem noch annehmen! Ist dies nicht der Fall, nimm es meist genau das Ende, wie in dem Song beschrieben.
Genauso melancholisch geht es weiter. „Verschüttete Träume“ erzählt vom Scheitern an seinen eigens gesetzten Zielen. Ein trauriger Blick zurück auf das Leben… mit einer eher nüchternen Erkenntnis: Die Zeit lässt sich nicht zurück drehen und es kommen weder die Träume, noch die verlorene Liebe oder verlorenes Glück jemals zu einem zurück! Wieder macht sich ein bedrückendes, trauriges Gefühl breit...
„Kein Zurück“ nimmt wieder etwas mehr Tempo auf. Und auch der Ton wird durch den harten Gitarrensound wieder deutlich rauer. Beschrieben werden hier die Folgen, die die gezielte Manipulation von jenen welchen, denen man naiv und blind alles geglaubt hat, anrichtet. Nicht selten begibt man sich dadurch direkt in Richtung Untergang. Und wenn man endlich beginnt zu begreifen, dass der falsche Weg eingeschlagen wurde, ist es manchmal leider auch zu spät, denn dort wo dich das Schicksal erwischt, wo Herzen brennen, Träume scheitern und Menschen sterben... dort gibt es: „Kein zurück!“.
Endlich! Wir mussten bis Song Nr. 12 warten, bis endlich was über Freundschaft, Geselligkeit, Party und Spaß kommt.
„Für immer“ – ebenfalls auf der Promo CD – macht gute Laune und fordert zum pogen auf. Der Refrain hat sich mir (Wonne) schon eingebrannt!
Der letzte Song „Prinzessin der Dämmerung“ beginnt mit einem wieder recht harten Sound, der sich bis zum Ende durchzieht. Der Text mag auf den ersten Blick bzw. beim ersten Gehör auch ziemlich grob wirken. Doch dahinter versteckt sich eine starke Sehnsucht… vielleicht sogar eine verbotene Liebesgeschichte, die nicht sein darf oder sollte. Und sie endet so, wie es sich für eine solche gehört – tragisch und ohne Happy End!
Fazit:
Schon Julez fand, dass die Songs der Promo CD nicht recht in eine Stilschublade passen – was unserer Meinung nach immer gut ist!
Und in der Tat ist jeder Song irgendwie für sich besonders. Hier gibt es keine Schnulzen und kein Geschnörkel, nichts wird schöngeredet.
Klare harte Klänge, düster und eindringlich! Der kraftvolle, einzigartige Gesang untermalt diese ernsten Themen nochmal mit einer zusätzlichen Portion Melancholie und Schwere.
Trotzdem ist es mir (Perli) persönlich etwas zu schwere Kost, düster, gefährlich, ängstlich. Ich hätte mir vielleicht ein klein bisschen mehr mehr Freude, Liebe und Sonnenstrahlen gewünscht. Aber wer sich mit dem aktuellen Geschehen in der Welt beschäftigt und das dem Hörer auch authentisch und wirklich nah bringen will, der muss eben auf Friede, Freude, Heiterkeit verzichten – nur so kann man die Wichtigkeit der Thematik zum Ausdruck bringen!Mein Favorit: „Schmerz und Kummer“.
Mir (Wonne) sind beim Hören dieses Albums einige Bilder vor meinem inneren Auge, entstanden, die ich gar nicht so richtig beschreiben kann.
Dunkel und düster – ähnlich wie in einem Keller, der viele Türen hat. Und hinter jeder einzelnen spielt sich eine andere Szene ab.
Eines haben sie dennoch gemeinsam – sie sind alle von einer Art Finsternis umgeben.
Die Stimme von Dirk zeigt viele Facetten, das wird gerade beim 12. Titel sehr deutlich, weshalb „Für Immer“ auch mein Favorit ist.
Perli & Wonne
AGF- RADIO