Erstellt von Julez am 28.06.2024

Lager-Feier-Days 2024 - 20.07.2024 - 23.07.2024

Schauplatz: Campingplatz Waldcamping Prüm.

Szene: Der Gong ertönt hell, tanzend lodern die Flammen auf, die Bierbänke füllen sich.

Die Lager-Feier-Days gehen 2024 in die fünfte Runde, ein abwechslungsreicher und spannender Kampf aber auch ein kleiner Meilenstein, der gesetzt ist und gebührend gefeiert wird.  

Der Gegner für alle in diesem bisherigen Sommer: Thor, der Gott des Donners.

Doch seine wütenden Stürme, seine hellleuchtenden Blitze sowie seine sintflutartigen Regenergüsse, konnten den Besuchern nichts anhaben.
Im Gegenteil! Sie tanzten im Regen und Thor sah, dass es gut war.   

Offizieller Start ist am 20. Juni 2024, doch viele lassen es sich nicht nehmen und reisen bereits einen Tag früher an, manche sogar schon am Sonntag zuvor. Der Campingplatz ist durchtränkt vom Regen und schlammig, aber keineswegs unbewohnbar. Wir bringen das übliche Prozedere im immergleichen Ablauf hinter uns und dann zischt das zweite oder dritte Bierchen, nun weiß jeder, der Urlaub beginnt.  
 


 

Der Künstler für den ersten Abend ist niemand geringeres als Marcel Hä. Ein aufstrebender Musiker, der in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Weg bestritten hat und selbst verdutzt darüber ist was man mit einer einzigen Klampfe und Akustikcovern alles erreichen kann. Bescheidenheit ist der Schlüssel zum Erfolg, eine Eigenschaft die Marcel sich bewahrt. Denn es ist nicht allein die Gitarre, die ihn so weit gebracht hat, sondern seine Art sie zu spielen und allem voran, seine monumentale Stimme.

An diesem Abend stellt er sein Talent erneut unter beweis und liefert auf den Punkt ab. Das Repertoire hat er erweitert, die Leute sind begeistert. Neben den Liedern von
Kärbholz wie „Unter ferner liefen“ oder „Stein und Sand“ performt er auch Hits wie „Ewiges Kind“ von Neurotox oder „Through Glass“ der Band Stone Sour. Aber mein persönliches Highlight war diesmal „Einer der Letzten“ der Band Krawallbrüder.

Dieser Song ist ein kleines Juwel unter den Brüdern und wird zuerst skeptisch beäugt. Aber als Marcel zu singen beginnt und die Gitarrensaiten sanft zum Leben erweckt, verpufft jeglicher Zweifel und die Menge verliert sich im Rhythmus der Melodie. Lautstark singen sie mit, schunkeln und genießen diesen Song bis zum letzten Riff.
 


 

Der Freitagabend wird von der Band V.E.R.S.U.S aus Frankfurt am Main eingeläutet. Die kleine Bühne füllt sich und nachdem alles aufgebaut, angeschlossen und zurechtgerückt ist, geht es los.

Die Akustikversion eines Songs hat eine besondere Fähigkeit, sie fängt die Essenz eines Liedes auf einer tieferen und persönlicheren Ebene ein und zerreißt schonungslos die künstlichen Schichten einer Studioaufnahme. Zurück bleiben die unverfälschten Stimmen der Interpreten und die klaren Klänge der Instrumente. Diese Einfachheit ermöglicht den Zuhörern neue Nuancen zu entdecken und die Musik neu zu erleben.

V.E.R.S.U.S rammt an diesem Abend einen Pfahl in die Herzen der Kritiker und stellt eindrucksvoll klar, dass sie außer Gitarren, einer Holzbox und Ihren Stimmen nichts weiter brauchen, um die Menge zu begeistern. Gefühlvoll und leidenschaftlich, dabei aber rhythmisch mitreißend, so könnte man die Performance dieses Abends am besten beschreiben. Ich persönlich war überrascht. Songs wie „Eier, Herz und Verstand“, „Die schönste Zeit im Jahr“ oder „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ feire ich schon länger aber die Akustikversionen hierzu … Level-Up!

Oder wie es bei V.E.R.S.U.S heißt:

GUT SACH!  
 



Ladies and Gentleman, die nächste und letzte Band für diesen Abend: D!rekt

Diese Band besteht aus vier Musikern (Sascha, Simon, Marc und Julius) und einer Musikerin (Kathrin), die mit direkter -wie der Bandname es schon erahnen lässt- Musik und einer klaren Botschaft begeistern wollen. Meine Erinnerung darüber wie diese charmanten Jungs und diese blonde Augenweide die Bühne betreten haben ist verschwommen; Grüße gehen raus an Butchers Beer.  

Aber was ich ganz genau weiß, ist, dass D!rekt diesen Auftritt als Erfolg verbuchen können. Es gibt sicherlich noch Raum für Verbesserungen, aber es war definitiv ein gelungener Auftritt.
Kathrins rauchig freche Stimme unterstützt durch Saschas skrupellos dreckigen Gesang gepaart mit dem Gitarrenspiel von Simon, Marc und Julius ist überzeugend und hat eindeutig Potenzial. Die Songauswahl ist solide, keine Frage.
An Tagen wie diesen rüttelt die Menge auf,
Im Wagen vor mir geht richtig ab und Beinhart reißt alle von den Bänken. Pfeffi, Bier, Sekt und Bengalos zirkulieren in der Runde, der Funke ist übergesprungen, soviel steht fest aber das mitreißende Feuerwerk bleibt aus.
Das erste Mal Akustik ist halt eben eine echte Herausforderung für jeden Musiker und jede Musikerin.  

 



Der Samstagabend beginnt mit den Jungs von Stöckel & Strapse und obwohl es während der ersten Klänge befremdlich auf mich wirkt und in mir vollkommene Irritation auslöst, bin ich am Ende überzeugt, sowas erfrischend auffallendes habe ich noch nicht gesehen.

Hier machen wir keinen Ballermann-Scheiß! Das ist einer der wichtigsten Aussagen während ihres Auftritts und das tun sie auch keineswegs. Nein, die beiden nehmen sich die Originale, zu den manchmal so verschandelten Hits des 17 Bundeslandes, vor und dies tun sie auf ihre eigene und einzigartige Weise. Ein wenig derb, viel Witz und eine Menge blöder Sprüche;
einfach herrlich anzuschauen.


Unerwartete Songs wie „Vollmond“ von In Extremo oder „Könige für einen Tag“ der Böhsen Onkelz geben die beiden lässig und souverän zum Besten. Aber auch witzige Songs wie „Mief“ von den Doofen finden einen Platz an diesem Abend. Alles in der Akustikversion versteht sich. Mein persönlicher Favorit an diesem Abend ist ein Lied, das ich bis dato nicht kannte, von Hans Albers „Flieger grüß mir die Sonne“.
Dieser Song stammt einfach mal aus dem Jahr 1932; irre, oder?
Ich finde schon.


Manchmal zählt eben nicht nur der erste Eindruck, manchmal muss und sollte man sich auf neues und unbekanntes einlassen.
Mann kann in den meisten Fällen nur gewinnen.  
  



Der letzte Künstler der Lager-Feier-Days 2024 ist Jens Winkels alias BTSM.

BTSM ist in diesem Jahr das dritte Mal dabei und ein gern gehörter Musiker, der durch seine Songauswahl das Tor zur internationalen Musikwelt öffnet. Evergreens wie „Born to be wild“, „Ring of Fire“ oder „Sweet Home Alabama“ präsentiert er mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, die einen verleitet zu denken, dass man es auch könnte – bis man feststellt: Verdammt! Das ist schwieriger, als es aussieht.
Das ist zweifellos Talent.


Das irische und folkloristische Flair seiner Stimme kommt besonders gut zur Geltung in Songs wie „Dirty old Town“ oder
„Whisky in the jar“. Und dann setzt er dem ganzen auch noch die Krone auf und performt den „Butchers Song“.
Die neuentstandene Hymne der Lager-Feier-Days. Ein wahrer Genuss.


BTSM unterhält das Publikum bravourös und die Rufe nach Zugaben lässt nicht nach. Ein besonderes Highlight der Zugabe ist ein Lied das Riff für Riff und Wort für Wort einfach großartig ist, während des gesamten Songs muss ich schmunzeln;
der Song
„Die Zwei Trauben“ von Götz Widmann.
Jens mein lieber, wenn du das hier liest: Dieses Lied sollte fest in dein Repertoire eingebaut werden.
Niemand spielt ein so herrlich absurdes Lied so ernsthaft wie du.


Für den Song „Kind aus Hinterwald“ der Band Kärbholz betritt Marcel die Bühne und zusammen sind die beiden unschlagbar.
Die Gäste rasten ein letztes Mal richtig aus und dann ist es vorbei. BTSM verlässt schweren Herzens aber freudestrahlend die Bühne,
er wird wieder kommen,
genau wie alle anderen.   

 



Eine große Freude haben uns zwei weitere Künstler beschert.
Nicht in Form von Musik aber in Form von Tattoos und Köstlichkeiten.

 



Alex vom Tattoo-Studio Million Ink. hat eine Gelassenheit an sich, die fast schon unheimlich ist. Egal ob es durcheinander quatschende Weiber sind, die ihre Haut für ein Freundschaftstattoo hinhalten, oder neugierige Gaffer, die mit dummen Sprüchen um sich werfen – Alex bleibt ungerührt. Er leistet herausragende Arbeit und seine Kunstwerke sind jetzt für alle Zeit auf unserer Haut verewigt.    
 



Für das leibliche Wohl sorgen die Jungs von Dan's Kitchen.
Auf der Speisekarte finden sich Burger und Pommes.
Wer jedoch denkt, das sei nichts Besonderes und überall zu finden, irrt gewaltig.


Daniel ist der Koch und meine Herren, wie dieser Mann kochen kann.
Kurz nach diesem Einsatz wird er den ersten Platz der Homannchallenge machen.
Absolut verdient.
Die Burger sind ein wahres Geschmackserlebnis, das sich in deiner Erinnerung verankert.
Saftiges Fleisch, perfekt auf den Punkt gegrillt, mit einer Auswahl an frischen Belägen wie hausgemachter Käsesoße oder Ziegenkäse.
Ein echtes Highlight.

 



Die Lager-Feier-Days sind jeher ein Festival, bei dem die Künstler im Grunde nur die Begleitmusik präsentieren.
Im Wesentlichen geht es um die Leute, die Freunde, die Familie, die sich in den letzten fünf Jahren gefunden haben und zusammengewachsen sind und der Kreis wird größer, denn jeder ist willkommen; sei einfach kein Arschloch!

Auf dieser Veranstaltung wird die Bühne am Abend geentert und es sind jeweils maximal zwei Acts pro Abend vorgesehen; den tagsüber ist ausgelassenes Beisammensein angesagt und das ist in jedem Jahr vielseitig, verrückt, manchmal ungewöhnlich,
aber immer Balsam für jede Seele. 


In diesem Jahr hat eine junge Frau ihren Schulabschluss gefeiert, in diesem Jahr haben sich ein Haufen Leute Tattoos stechen lassen, in diesem Jahr haben alle zusammen einer anderen jungen Frau einen wunderschönen Geburtstagsmoment beschert,  in diesem Jahr wurde ein mit viel Liebe selbst geschreinerter Tisch an die Veranstalter überreicht, der ab nächstem Jahr als unser aller gemeinsamer Stammtisch fungiert und in diesem Jahr stand ein süßes, kleines, blondes Mädchen am Zapfhahn und zeigte manch gestandenem Wirt,
wo der Krug hängt.

In diesem Jahr kehrte einfach die Harmonie zurück in unser kleines Wohnzimmer.
 



Fazit:

Die Lager-Feier-Days sind einzigartig, ein Festival, bei dem man die Seele baumeln lassen kann. Kein Termindruck, weil man die eine oder andere Band sehen möchte. Keine langen Warteschlangen an der Toilette. Keine Furcht über geklaute Dinge. Dafür aber jede Menge Spaß, entspannte Geselligkeit, richtig leckeres Bier und eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. 

Ich sag’ es in jedem Jahr: ein Fest für die ganze Familie. 

 

Für das AGF-RADIO

Julez