Erstellt von Perli am 10.09.2018

Baltic Open Air 23. -25.08.2018 in Wikingerland Haddeby

Nach den grandiosen Erlebnissen, die ich bereits im Vorjahr beim Baltic Open Air erleben durfte, stand für mich ganz klar fest, dass ich auch in diesem Jahr wieder in das Wikingerland pilgern musste.

Offiziell begann das Festival ja erst am Donnerstag, dieses Mal ging es für mich aber schon besonders zeitig los, denn ein guter Freund, mit dem ich dahin unterwegs war, meinte wir sollten schon am Mittwoch hochfahren.
Auf einigen Festivals hat das immer ziemlich gut geklappt und so zogen wir dann auch los.
Angekommen vor Ort war allerdings erst einmal gar nichts los, wir waren so zeitig da, dass auf dem Gelände noch gar nichts wirklich fertiggestellt war. Ernüchternd wurde uns klar: wir sind die allerersten Gäste.
Wir machten dann also erst noch einen Abstecher zum nahe gelegenen Rasthof, um uns nochmal kurz die Lage durch den Kopf gehen zu lassen und das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Kurzum entschlossen wir uns, doch direkt wieder zurück zu fahren.
Am Eingang angekommen wurde uns aber von der mittlerweile eingetroffenen Security klar gemacht, dass es vor der offiziellen Campingplatzöffnung nicht auf den Platz ginge, was laut Plan allerdings erst am Donnerstag um 12.00 Uhr war. Hieß im Klartext: wir mussten irgendwie diese fast 18 Stunden rumkriegen- jedoch ohne Vollrausch, denn wir mussten am nächsten Tag ja noch relativ fahrtüchtig sein, um auf das Gelände zu kommen.
Großartig Party machen war auch nicht angesagt, weil man auf dem Rastplatz ja ruhig sein musste. Hin und wieder traf man ein paar andere Verrückte, die ebenfalls so zeitig ankamen, aber irgendwie Kontakte knüpfen war da nicht wirklich drin. Also nutzten wir die Gelegenheit und schliefen uns noch einmal ordentlich aus, bevor der Wahnsinn am nächsten Tag dann so richtig in die Vollen gehen sollte.

Nach dem wach werden am nächsten Morgen fuhren wir gleich los Richtung Eingang. Wir waren zwar früh dran an diesem Donnerstag, aber zum Glück war der Andrang bereits so groß, dass der Campingplatz bereits geöffnet wurde. Also ging es los wie üblich: hineinfahren, Platz finden und das ersten Bier an den Hals. Wir hatten da allerdings ein Problem- wir sollten für den Rest unserer Truppe eigentlich Platz frei halten, was bei dem Andrang allerdings unmöglich war. Es dämmerte uns so langsam, dass wir wohl oder übel am nächsten Tag mit unseren Autos noch einmal umziehen mussten.
Das nahmen wir allerdings mit guter Laune hin und feierten ausgelassen bis in die Nacht hinein. Eine Band an diesem Tag konnte ich leider nicht mehr sehen, aber dafür hab ich viele verrückte und lustige Leute auf dem Platz kennen lernen dürfen.

Am Freitag dann wurde ich etwas rabiat aus meinem Koma geweckt. Geschlafen hatte ich erneut im Auto und ich hörte, wie jemand aggressiv versuchte, mich ins Leben zurück zu holen. Nachdem ich so halb klar im Kopf war, machte ich auf und sah, dass es einer der Nachzügler war, die erst am Morgen eingetroffenen waren. „Gib mir mal deinen Autoschlüssel“ schallte es mir entgegen. In meinem Halbtran gab ich selbigen auch sofort ohne nachzudenken ab. Dann hörte ich bloß noch wie die Fahrertür aufging, und mein Kumpel mein Auto (mit mir im Kofferraum liegend) zu unserem Camp fuhr. Kein Witz, ich hatte die Rücksitzbank umgeklappt und lag relativ ausgestreckt hinten im Auto, während er quer über den Campingplatz gefahren ist. Ich bin sehr traurig, dass davon keine Bilder entstanden sind, das wäre der Brüller auf jeder Party gewesen. Aber die Erinnerung daran reicht aus, um auch bestimmt euch Lesern bei dem Gedanken ein Lachen abzuringen. Im Camp angekommen kletterte ich erst mal aus der Karre um die allgemein übliche Begrüßungsrunde zu starten. Als das erledigt war, baute ich noch fix mein Zelt auf, um mich dann wieder der wichtigsten aller wichtigen Angelegenheiten auf einem Festival zu kümmern: dem konstanten oben halten des Alkoholpegels. Das gelang auch ganz gut, muss ich an dieser Stelle zugeben. Irgendwann jedoch kam der Ernst des Events auf uns zu, denn wir hatten einen ganz wichtigen Termin an diesem Tag. Pünktlich um 16.00 Uhr standen wir vor der Bühne, um uns Torfrock anzusehen. Und was soll ich sagen? Die Stimmung war gleich direkt vom Anfang an auf 180, ist ja auch kein Wunder, wenn Klaus Büchner vor dem Mikro steht. Wer mit dem Namen nichts anfangen kann, dem helfe ich gern auf die Sprünge: Klaus Büchner ist niemand geringeres als die Stimme von Werner. Ja, dem Werner, der vor so vielen Jahren von Brösel erst in seinen Comics und dann später auf der Leinwand mit seinen legendären Filmen zum Leben erweckt wurde. Er hat diese markante Stimme, da sei mir an dieser Stelle die Bildungslücke zu verzeihen, dass ich von der Band selbst bisher nur ein Lied kannte. Nämlich ihren berühmten Song „Beinhart“, den ja nun auch wirklich jeder kennt. Doch schlimm war das nicht, denn ich ließ mich von der Stimmung um mich herum mitreißen und erlebte einen sehr lustigen Auftritt.
Danach ging es fast schon im Spurt auf zur Nebenbühne, wo nämlich eine Band spielte, die seit Anfang des Jahres mit ganz oben auf meiner Liste stand. Loudstark gaben sich auf dem Baltic Open Air die Ehre und ich war mit dabei. Meine Erwartungen, die ich an diesen Auftritt hatte, wurden um Einiges übertroffen. Der Sound war so genial, dass man hätte meinen können im Hintergrund läuft irgendwo im Player die CD. Vor allem wenn man solche Lieder wie „Die Begierde nach Macht“ oder „Herz aus Stein“ zu hören bekommt. Von mir kommt an dieser Stelle eine ganz klare Empfehlung an euch alle, wenn ihr die Gelegenheit bekommt die Band aus Kiel einmal live zu sehen, dann nehmt sie ganz dringend wahr. Die Jungs haben es echt drauf!
Ich legte anschließend eine Pause ein, denn die beiden Auftritte musste ich erstmal sacken lassen. In geselliger Runde bei Schnaps und Bier verging die Zeit dann auch wie im Fluge, sodass es bald wieder vor Richtung Bühne ging.
Jetzt spielten Kreator auf. Ich hatte den Namen schon einige Male und auch ein paar Songs gehört, jedoch noch nie live gesehen. Aber ich muss sagen, es war sehr beeindruckend, was die Musiker da abgeliefert haben. Die Musik war geil, die Bühnenshow war geil und auch die Stimmung der Leute um mich herum war geil. Direkt im Anschluss ging es auf der zweiten Bühne mit BRDigung weiter. Es war bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass ich die Jungs gesehen habe und auch wie zuvor, wurde ich nicht enttäuscht, ihr Mix aus geballtem Metallpunk zusammen mit ihrer eigenartigen Selbstironie, die sie auf der Bühne zur Schau tragen, überzeugt jedes Mal aufs Neue. Es blieb auch um mich herum kein Auge trocken, zu lachen gab es wieder mal eine Menge. Den Schlusspunkt an diesem Tag setzten uns die vier Jungs von Kärbholz. Sie ließen noch einmal so richtig die Sau raus und sorgten dafür, dass sich alle ein letztes Mal richtig auspowern konnten, um dann erschöpft, aber glücklich, schlafen zu gehen. Zu mindest war das wohl der Plan. Nachdem die vier Hölzer von der Bühne gegangen waren, blieb ich noch eine ganze Weile auf und unterhielt mich mit meinen Leuten auf dem Campingplatz, bis dann aber irgendwann doch der Punkt kam, an dem ich mich auch in mein Zelt zurück zog. 

Der nächste Tag begann wie üblich auf einem Festival: wach werden und direkt mit dem nächsten Bier weitermachen, damit auch der Kater vom Vortag ja nicht seine Chance kriegt, die Krallen aus zu fahren. So zog der Samstag dahin, bis es am Abend mit der ersten Band für mich los ging: SpitFire. Pünktlich zu Beginn stand ich vor der Bühne und konnte den Gig vom Anfang bis zum Ende genießen. Zwei Jahre war es her, dass ich das Trio aus München das letzte Mal zu Gesicht bekam, von daher war meine Vorfreude sehr groß. Und auch hier wurde ich ebenfalls nicht enttäuscht. Etwa eine Stunde Spielzeit, die sie randvoll gepackt hatten mit einer Vollgasnummer nach der nächsten, ein sehr geiler Auftritt, an den ich mich noch lange zurück erinnern werde. Danach zog ich mich nochmal kurz auf den Campingplatz zurück, bis es zum großen Finale wieder an die Bühne ging. Den vorletzten Slot hatten sich die vier Spaßmetaller von J.B.O. gesichert und diese heizten den Leuten noch einmal richtig ein. Spiel, Spaß und Spannung (wie man so schön sagt) war genug gegeben, so dass sie der richtige Vorreiter waren für den Ernst der danach kommen sollte. Den Schlusspunkt des Festival gestalteten Eisbrecher für uns- und das mit einem richtigen Knaller. Bereits auf dem AlpenFlair haben sie einen überragenden Auftritt hingelegt, doch im hohen Norden bei den Wikingern haben sie sich nochmal selbst übertroffen. Von der Musik, über die Bühnenshow bis hin zu den Einlagen zwischen den Songs war es einfach der pure Wahnsinn. Einer der absoluten Höhepunkte, die ich dieses Jahr bislang erleben durfte. Ein würdiger Abschluss für das Baltic.

Nach dem Auftritt passierte nicht mehr viel; Wir gingen zurück, tranken noch eine letzte Runde und waren dann auch ziemlich schnell in unsere jeweiligen Schlafgelegenheiten verschwunden. Am Sonntag war dann auch der übliche Rhythmus überall zu sehen: wach werden, ausnüchtern, packen und abrücken und so taten auch wir allen anderen gleich und ein weiteres Baltic Open Air war Geschichte. 

Abschließend muss ich den Veranstaltern noch ein großes Lob aussprechen: ich war in meinem Leben schon auf sehr vielen Festivals, doch ich war selten auf einem, wo wirklich alles rund lief! Von vorne bis hinten eine sehr saubere Sache, an der ich nichts auszusetzen habe! Ganz klar eines der besten Festivals in unserem Land, welches jeder mindestens einmal in seinem Leben besucht haben sollte!

Bis nächstes Jahr
Dor Alex
AGF-Radio