Erstellt von Perli am 28.08.2024
Arbeitsgruppe Lobotomie – Etikettenschwindel / VÖ: 24.08.2024 in Eigenregie
Die Arbeitsgruppe Lobotomie meldet sich zurück… und das nur ein Jahr nach ihrem letzten Album. Mit einer riesigen Party im Backstage München wird ihr neues Werk gefeiert.
Es trägt den Namen Etikettenschwindel und verspricht so einiges: Harter, abwechslungsreicher Sound mit mitreißenden Refrains, der für Ohrwurmgarantie sorgt. Mit ihren bissigen Texten nehmen sie kein Blatt vor den Mund und liefern klare und zugleich kritische Worte. Mit der Fähigkeit, Themen auf den Punkt zu bringen will die Band beweisen: Dieses Album ist mehr als „nur“ Musik, sondern ein Statement.
Bandbesetzung:
Bakuin Eisner
Luna Tick
Ina Baller
Markus
Tracklist:
- Intro
- Störfunk
- Das Produkt
- Nazis raus
- Verarscht (echt)
- Statisten und Artisten
- Geld Macht Gier
- Marionettentheater
- Das Dunkel des Lichts
- Ihr habt gesagt
- Doppelmoral
- Für Elite
- Teilt
- Das böse Wort mit A
- Weit hinaus
- Verarscht
Mit einem wirklich so ganz anderem „Intro“ als man es gewohnt ist, beginnt das Album. Statt Musik gibt es eine Art Alarmton unterlegt mit Schlagzeilen aus den Nachrichten. Mitten drin übertönt eine weibliche Stimme die anderen Stimmen mit der Ansage: „... Bitte haben Sie ein wenig Geduld und bewahren Sie Ruhe! Die Arbeitsgruppe Lobotomie beginnt in wenigen Sekunden!...“ Ich bin gespannt, was nun folgen wird!
„Störfunk“ schließt direkt und ohne Übergang an. Die Drums geben einen harten Takt vor und lassen erahnen: jetzt kommt nichts für zart Besaitete. Spätestens beim Einsetzen der Vocals wird dies bestätigt. Die Mischung der tiefen männlichen und der hohen weiblichen Stimme erzeugen eine Art Tiefgründigkeit, die sich genauso im Text widerspiegelt. Jeden Tag erreichen uns Nachrichten mit teilweise dramatischen Themen- doch wie oft sieht man Menschen, denen dies dezent am Arsch vorbeigeht. Getreu dem Motto: es betrifft ja nicht mich! Die Band stellt sich dem entgegen und zeigt klar mit den Fingern auf diese Egozentriker.
Der nächste Titel ist eine Ansage- an sich selbst und die Gesellschaft. „Das Produkt“ meint nämlich die gezielte Manipulation der Medien, Werbetreibenden und Stimmungsmachern. Hat man wirklich noch diesen berühmten freien Willen? Oder ist doch alles irgendwie von irgendwem fremdgesteuert und es sieht nur so aus? Ein interessantes Thema über dass es sich lohnt, nachzudenken und sich einiges bewusst zu machen.
„Nazis raus“ ist ein Song, der mir echt schwer im Magen liegt. Dass Nazis scheiße sind, ist denke ich nicht zu leugnen. Doch wie schnell wird eben diese Keule geschwungen, um die Leute, die teilweise kritisch denken, zum Verstummen zu bringen. Oft werden sie in die rechte Ecke gestellt, obwohl sie vielleicht mit dieser Ideologie rein gar nichts am Hut haben. Gerade die Deutschrockszene lebt gefühlt schon immer mit diesen Verurteilungen. Das Ziel dahinter? Ablenkung von der Wahrheit durch Spaltung der Meinungen.
Mit „Verarscht (echt)“ werden sämtliche Themen, die durch die Medien und Politik ziehen aufgezählt… und wie der Titel schon erahnen lässt: Alles große Verarsche! Eine Lösung bietet der Song zwar nicht an, aber zumindest ist es eine Einladung, darüber nachzudenken.
Weiter geht es mit „Statisten und Artisten“. Die Gesellschaft besteht aus vielen und den unterschiedlichsten Gruppierungen. Welcher man sich zugehörig fühlt, bleibt jedem selbst überlassen. Alles haben wohl aber alle gemeinsam: Oftmals ist man nichts weiter als ein Statist- egal wie sehr man sich wünscht, etwas bewirken zu können! Kann man so sehen. Ich allerdings denke, dass wenn jeder seinen eigenen kleinen Beitrag leistet, die Welt doch zu einem besseren Ort werden kann! Bin ich nun ein Optimist? Vielleicht!
Der nächste Song heißt „Geld Macht Gier“ und richtet sich zum einen an die, die sich aufgrund von „Vermögen“ für was Besseres halten. Getreu dem Motto: Geld verdirbt den Charakter. Zum anderen ist es eine Message an all diejenigen, die keine größeren Sprünge machen können. Was nützt einem das viele Geld, wenn man ein Arschloch ist?
„Marionettentheater“ beginnt zunächst sanft mit einem Glockenspiel, bevor es dann recht hart zur Sache geht. Auch der Text ist eine harte Abrechnung mit dem Schmierentheater der Obrigen. Klare Meinung haben und dennoch oft nur die Wahl zwischen Pest und Cholera haben… irgendwie ernüchternd!
Es folgt „Das Dunkel des Lichts“. Auch hier scheint der Adressat wieder die große graue Masse zu sein, denen von der Politik Versprechungen gemacht werden, die sich auf den ersten Blick gut anhören… doch bei genauerem Betrachten versteckt sich da viel Verschleierei und Vertusche! Wie das wahre Leben halt.
Weiter geht´s mit „Ihr habt gesagt“. Dieser Song gefällt mir tatsächlich recht gut- obwohl auch hier wieder mal auf die Verarsche am Volk aufmerksam gemacht wird! Dieser Text legt den Finger in die Wunde- schön unbequem und widerspenstig!
„Doppelmoral“ beginnt im Vergleich zu den bisherigen Songs eher ruhiger und bleibt es auch. Die Aussage allerdings ist alles andere als eine Ballade! Getreu dem Motto: „Alle sind gleich, nur manche sind gleicher!“, wird mit zweierlei Maß gemessen. Den Kern der Zeit wurde absolut getroffen würde ich sagen.
Langsam und ruhig startet der nächste Song „Für Elite“, bevor mit „Teilt“ wieder etwas mehr Tempo aufgenommen wird. Die Gitarre ist wieder mehr auf Rock ausgelegt, die Stimme rauchig… ja hier wippt mein Kopf doch etwas im Takt mit.
„Das böse Wort mit A“ erzählt von dem Traum einer gerechteren Welt: ohne Neid und Missgunst, gleiche Chancen für alle. Egal woher man kommt und wer man ist. Geredet wird oft davon, doch wer ist wirklich bereit etwas dafür zu tun? Worte klingen oft so schön, doch wenn es darum geht diesen mit Taten Inhalt zu verleihen, wird es schnell ganz leise! Sich Gehör verschaffen, seine Stimme erheben und den Kampf gegen soziale und politische Ungerechtigkeit aufnehmen lohnt sich. Man muss nicht immer gleich die Welt anhalten um etwas zu bewirken. Oftmals kann man mit kleineren Dingen eine Verbesserung erreichen, sei es auf der Arbeit oder auch in seinem direkten Wohnumfeld! Möglichkeiten gibt es genug!
Kurz vor Schluss erzähl uns „Weit hinaus“ von einem Menschen, der über alles und jedem steht. Für ihn gelten andere Regeln und er macht sich keinen Kopf über die Welt oder die Konsequenzen, die sein Verhalten mit sich bringt. Interessanter Blickwinkel!
Mit einer anderen Version von „Verarscht“ endet das Album. Naja besser sollte man sagen, dass es keine andere Variante des Songs ist, sondern eher eine Erweiterung der bereits angesprochenen Themen. Wahrscheinlich kann man diese Liste noch unendlich fortsetzen!
Fazit:
Ich gebe zu, dass ich mich beim Hören des Albums etwas schwer getan habe. Normalerweise höre ich eher andere Musik, weshalb ich mich an diesen Sound erst einmal gewöhnen musst. Doch genau das macht meinen Job als Redakteurin ja so interessant und vielfältig.
Versprochen wurde ein Album, welches mit kritischen und bissigen Texten ein Statement liefert. Dieses ist ihnen gelungen! Ich für meinen Teil hätte mir allerdings mehr Ohrwurmcharakter gewünscht, aber dies ist mein persönlicher Geschmack!
Meine Favoriten:
Ihr habt gesagt
Teilt
Wonne
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