Erstellt von Julez am 28.03.2025

Leidbild - Numeri / VÖ: 04.04.2025 via Mindfuck Music

Seit der Gründung im Jahr 2015 kann die Band Leidbild bereits auf beeindruckende Erfolge zurückblicken. Nach mehreren Konzerten auf großen und kleinen Bühnen haben sie sich eine stetig wachsende Fangemeinde aufgebaut. Spätestens nach dem Album Levitkus ist der Name ein Begriff. Nun, vier Jahre später, erscheint ihr neues Werk Numeri und verspricht so einiges:
13 Songs,
in denen sie wie gewohnt mit rauer, authentischer Musik und mit wohlüberlegten Texten an bisheriges anknüpfen… oder eben auch weiterentwickeln.
Dabei überraschen sie mit dem ein oder anderen Künstlern, mit denen sie zusammen etwas gezaubert haben.

Lassen wir uns gespannt auf die Lawine, die auf uns zukommt, ein und überzeugen uns selbst, ob ihre Versprechen gehalten werden.
 


 

Bandbesetzung:

Steffen- Drums

Christoph- Guitar

Jens- Bass

Chriss- Vocals

                                                                                             

Tracklist:

  1. Irgendwann ist heute
  2. Alte Brücken
  3. Plastikpoprock
  4. Die Welt mit meinen Augen
  5. Die, die keiner will
  6. Abgefuckt
  7. Frösche weinen nie
  8. Perlen vor die Säue
  9. Für immer jung
  10. Unser Erbe
  11. Selige Sünder
  12. Vollgas
  13. In Vino Veritas
     


„Irgendwann ist heute“ läutet das Album ein. Der Titel ist Programm! Wie oft werden Sachen aufgeschoben, weil entweder der Zeitpunkt nicht passt oder die Umstände schwierig sind? Und nun mal ehrlich: wie oft sind die Gründe nur fadenscheinliche Ausreden für die eigene Bequemlichkeit? Nicht selten ist es dann zu spät und man bereut es den eigenen Arsch nicht hochgekriegt zu haben. Ich für meinen Teil habe mich durchaus auch selbst wiedererkannt und nehme den Song als kleinen Tritt in den Hintern! Finger ziehen, Zeit nutzen denn: „Heute ist nicht irgendwann“!

Als nächstes folgt mit „Alte Brücken“ der erste Song, bei dem ein weiterer aufstrebender Künstler mitgewirkt hat: Marcel Hä.
Ein wahres kleines Kraftpaket würde ich behaupten. Neu anfangen ist nie leicht. Doch manchmal ist genau das so wichtig, um zu sich selbst (zurück)zu finden und gestärkt wieder aufzustehen!

„Plastikpoprock“ erschien bereits im Dezember 2024 und ist damit die erste Auskopplung auf diesem Album. Schon in den ersten Sekunden geht es mit einem eher raueren Ton zur Sache. Ganz klar: jetzt wird abgerechnet! Ausgeteilt wird gegen Möchtegernmusiker, die sich und ihr Tun für so viel besser halten. Alles Fassade- nichts davon ist Realität! Die Charaktere dahinter nichts weiter als selbstverliebte Speichellecker, die nicht aus Liebe zur Musik, sondern vom großen Geld angetrieben werden! Braucht das noch wer oder kann das weg fragt sich die Band völlig zurecht! Meine Meinung dazu fällt recht eindeutig aus...

Bei „Die Welt mit meinen Augen“ werden sanftere Töne angeschlagen. Eine Message an diejenigen, für die die Ängste um das eigene Leben oder vor Armut, Leid und Krieg keine Rolle spielen. Nach dem Motto: „Alle sind gleich, nur manche sind gleicher“, kümmern sie die Sorgen anderer nicht. Werte wie Empathie sind den meisten ein Fremdwort. Dabei wäre es so wichtig, sich in die Lage jener hineinzuversetzen, denen es an solchen Privilegien fehlt. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Welt dann ein besserer Ort sein könnte!

„Die, die keiner will“ – was habe ich Gänsehaut! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast behaupten, dass dieser Song von mir und meiner früheren Zeit handeln könnte. Nicht gut genug für die einen, zu schlecht für die anderen gab es keinen Platz… bis ich meine Liebe zum Deutschrock entdeckte. Und plötzlich war ein Teil von etwas- unangepasst an all jene, die oberflächlich auf andere schauen und sich dabei oftmals selbst verraten, aber geliebt für das was und wer ich wirklich bin! Das soll jetzt kein Mimimi werden, sondern meine Dankbarkeit ausdrücken, denn genau dieses Gefühl kommt in mir zum Vorschein, wenn ich diesen Song höre!

 

Mit „Abgefuckt“ wird uns die nächste Auskopplung präsentiert. Eine energiegeladene Nummer, die ihren typischen Sound aus harten Riffs, treibenden Rhythmen und einer röhrenden Stimme fortsetzt. Der Song ist schnell, aggressiv und perfekt geeignet, um sich den Frust von der Seele zu schreien. Gerade in Zeiten wie diesen trifft der Text voll ins Schwarze – ein Ventil für all jene, die sich von der Welt nur noch verarscht fühlen. Dabei bleibt die Botschaft des Songs einfach, und vor allem, einfach wahr. Fazit: eine starke Nummer, die direkt ins Mark trifft – laut, wütend und absolut befreiend.

Es folgt eine Neuinterpretation des Klassikers „Frösche weinen nie“. Mit an Bord sind keine geringeren als die Jungs von Rockwasser. Meine liebe Kollegin Perli schrieb dazu bereits folgendes: Sowohl musikalisch als auch gesanglich um einiges kräftiger und schneller ist eine richtige klasse Coverversion entstanden, bei der ausnahmsweise mal Jogi (& Chris natürlich) sein Gesangstalent zeigt. Das total verrückte Video dazu ist bereits seit dem 29.01.2025 online. Hier zeigen uns beide Bands, wie man zu der Nummer richtig abfeiert! Zieht es euch unbedingt rein, ich (Perli) jedenfalls bin schockverliebt! Ich hab den Song im Original (Die Schröders/ Monsters of Liedermaching) ja schon gefeiert und jetzt … darf ich völlig ausrasten! Ich hätte es nicht treffender in Worte fassen können!


Weiter geht es mit richtigem Rock ´n Roll- Sound. „Perlen vor die Säue“ startet mit einem Beat, der den Kopf schnell im Takt mitwippen lässt. Beim Hören kann ich gar nicht anders als mich dazu zu bewegen- so sehr bin ich vom Rhythmus gefangen. Ich hoffe sehr, dass ich einmal in den Genuss komme diesen Song live zu erleben!

„Für immer jung“ ist ein weiteres Gemeinschaftswerk. Diesmal geben die Jungs zusammen mit Basti von den Elbrebellen ihre rauchigen Töne zum Besten. Der Song ist ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl würde ich sagen. Ja der Zahn der Zeit nagt früher oder später an jedem. Getreu dem Motto: ich bin zu alt für diesen Scheiß! Und dennoch ist man so alt wie man sich fühlt und genießt das ein oder andere Konzert/Festival in vollen Zügen- auch wenn die Regeneration inzwischen etwas länger dauert. Am Ende kommt man ja doch zu dem Schluss, dass es das allemal wert war!

Als nächstes folgt ein Aufräumen- und zwar mit so ziemlich jedem! „Unser Erbe“ ist ein Appell, seinen Egoismus zu reflektieren und nicht nur an sich selbst zu denken. Das Lebensmotto „Nach mir die Sintflut“ führt unweigerlich zu Konsequenzen, die nicht nur ausweglos, sondern unlösbar sind. Vielleicht nicht sofort spürbar, aber auf lange Sicht gesehen. „Unser Erbe, unsre Hoffnung, dass diese Erde Zukunft hat“- ja das tun wir doch alle irgendwie… nur muss man eben auch einen (kleinen) Beitrag dazu leisten!

Weiter geht es mit „Selige Sünder“, bevor „Vollgas“ bereits in den Startlöchern steht. Ein Song, der einen kleinen Abriss aus der Bandgeschichte wiedergibt. Gemeinsam gegen Widerstände zusammengehalten, dabei stets loyal und treu zueinandergestanden. Die Liebe zur Musik gibt Kraft, die Freundschaft untereinander verbindet. Nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in Zukunft! Hoffen wir, dass es genauso weitergeht!

Nun kommen wir schon zum letzten Song: „In Vino Veritas“. Dieser ist in Zusammenarbeit mit Sven von Brennstoff entstanden. Schonungslos ehrlich, rebellisch und kraftvoll… genauso wie der Weg der Jungs bis hierher war und vermutlich auch weiterhin sein wird! „Im Wein liegt die Wahrheit“- bei Leidbild braucht es den definitiv nicht unbedingt dazu!
 


 

Fazit:

Das faccettenreiche Zusammenspiel aus Musik und Text spiegelt das dar, wofür die Band steht! Die Überzeugung auf gesellschaftliche als auch eigene Missstände aufmerksam zu machen, dabei auch unbequem aber niemals unreflektiert!

Was soll ich groß sagen? Für mich hat diese Platte alles, was zu einem guten Deutschrock-Album gehört! Emotionen, harte Klänge, Spaß und auch Ohrwurmcharakter und macht auf jeden Fall Lust auf mehr!

 

Für das AGF-Radio

Wonne