Erstellt von Perli am 19.10.2018

Vorlaut – Wer nicht kämpft, kann nur verlieren / VÖ: 26.10.2018 in Eigenregie

Nach einer doch sehr durchwachsenen Zeit melden sich die Jungs von Vorlaut nun endlich wieder zurück. Seit ihrem letzten Album Gefallen auf eigene Gefahr (2014) mussten sie ein Jahr selbstauferlegter Pause über sich ergehen lassen und dann noch nebenher einen neuen Gitarristen suchen. Diese Zeit ist aber glücklicherweise vorbei. 

Nachdem bereits dieses Jahr eine kleinere Tour erfolgte erscheint jetzt im Oktober endlich ihr neues Album Wer nicht kämpft, kann nur verlieren. Wir haben das Glück, bereits vorab in die Songs  hinein hören zu dürfen und in den folgenden Zeilen erfahrt ihr nun, ob der fulminante Titel auch hält, was er verspricht.

Besetzung:
Ali - Gitarre/Gesang
Kalle - Gitarre/Gesang
Momo - Schlagzeug 
Ralf - Bass


Tracklist:

  1. Wer nicht kämpft
  2. … weil du so bist
  3. Auf diesem Weg
  4. Uhrwerk
  5. Das Leben ist ein Spiel
  6. Einfacher Mann
  7. Terror, Krieg und Geld
  8. Das bin ich
  9. Narben für die Ewigkeit
  10. Schaut uns an
  11. Ein Traum

Ohne Intro und direkt mit Vollgas geht es los. „Wer nicht kämpft“ ballert euch seine Botschaft direkt und schonungslos mitten ins Gesicht. Wie bereits schon der Titel erahnen lässt, will euch der Song daran erinnern, dass es immer wichtig ist, seine Ziele niemals aus den Augen zu verlieren. Vor allem aber, dass man immer weiter machen muss, um diese auch zu erreichen. Denn wer nicht kämpft kann eben nur verlieren! Musikalisch merkt man, dass die Jungs sich ihrem Stil treu geblieben sind, am Sound direkt hat sich nicht viel geändert, was aber auch gut so ist. Was schon immer gut war, ist jetzt immer noch gut und wurde mit einigen Verbesserungen weiter voran gebracht. Dafür, dass sie den neuen Longplayer komplett in Eigenarbeit produziert haben, kann der sich echt hören lassen.

Ruhig geht es anfangs im folgenden Song „… weil du so bist“  zur Sache. Doch zu Beginn des Refrain geht es mit dem gleichen hohen Tempo wie im Vorgänger weiter. Dieser Song ist eine eindeutige Absage an einen Großteil dieser Gesellschaft. Nämlich an all diese kleingeistigen Leute, die niemals die Scheuklappen ablegen können und niemals aus ihrer Haut raus wollen. Ihre Vorurteile bestimmen ihr Leben, sodass sie nichts anderes tun können als gegen andere zu hetzen. Mit 2:50 Minuten ist er zwar nicht ganz der kürzeste Song, aber lädt durch sein ruhiges Intro und dem dann einsetzenden hohen Tempo zur spontanen Eskalation ein. Sollte also definitiv live gespielt werden.

Weiter geht es mit „Auf diesem Weg". Der Song erschien bereits vor etwa einem Jahr als Video bei Youtube und machte damals schon sehr viel Hoffnung auf das kommende Album. Inhaltlich will dieser Song allen, die am Boden sind, wieder auf die Beine helfen. Egal wie tief man in der Klemme steckt oder wie ausweglos die Situation sein mag, es gibt immer jemanden der hinter einem steht und hilft, seinen Weg weiter zu gehen. Schon damals war die Nummer direkt mein Favorit und das hat sich auch jetzt nicht geändert. Meiner Meinung nach das beste Stück, den die Band bisher veröffentlicht hat!

Song Nummer vier widmen sie der Sache, die bei jedem auf der Welt auf die gleiche Weise wirkt: die Zeit. Sie geht einfach immer weiter, und egal ob die Zeiten gerade gut sind oder schlecht, sie werden irgendwann vergehen. Man kann dagegen nicht ankämpfen, nur das Beste daraus machen. Jeder lebt schließlich nur einmal und sollte daher nicht versuchen, gegen das unerbittlich tickende „Uhrwerk“ an  zu kämpfen. 

Nachfolgend wird dann das Tempo mal ein wenig heraus genommen und uns sei eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Jedoch geht es dann nicht weniger eindringlich zur Sache, was die Botschaft hinter dem Titel angeht: „Das Leben ist ein Spiel“, es hat Regeln, die wir zwar selber aufstellen können, an die wir uns aber trotzdem halten müssen. Auch bringt es einige Niederlagen mit sich, doch wenn man richtig an die Sache herangeht, geht man am Ende doch auch als Gewinner daraus hervor.

Es heißt immer Einsicht sei der erste Weg zur Besserung. Und Einsicht dürfte wohl das Schlagwort für die sich anschließende Nummer sein, mit der uns die Musiker direkt ins Gesicht sagen, dass jeder von ihnen auch nur ein „Einfacher Mann“ ist. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Selbstironie und das Ergebnis ist eine 2:14 Minuten lange Ode an sie selbst, über die man mehr als nur einmal schmunzeln kann. 

Schon der Titel von „Terror, Krieg und Geld“ lässt erahnen, worum es hier geht. Es ist einer jener Songs, die es nicht geben würde, wenn die Welt in Ordnung wäre. Doch leider ist das nur eine Wunschvorstellung und deshalb muss es aber auch, um es den Leuten im Gedächtnis zu behalten, weiterhin Lieder wie dieses geben. Und vielleicht ist ja auch irgendwann der Punkt erreicht, an dem der Widerstand gegen diesen Wahnsinn beginnt.

„Das bin ich“ ist eine Erinnerung daran, dass Lügen kurze Beine haben. Wer sein Leben mit Lügen und Intrigen verbringt, nur um sich selbst besser darzustellen, wird daran irgendwann untergehen. 

Etwas ruhiger geht es im Intro zu „Narben für die Ewigkeit“ los. Diese Verschnaufpause währt jedoch nur bis zum Beginn der ersten Strophe. Der Track erzählt die traurige Geschichte einer gescheiterten Beziehung zu jemanden, ob nun Liebe oder Freundschaft dahinter steckt, wird an dieser Stelle nicht genauer definiert, was dann jeder Hörer wieder für sich interpretieren kann. Das Ende ist jedoch immer das Gleiche: die Wunden, welche diese Zeit hinterlassen hat, werden zwar heilen, doch die Narben werden immer bleiben und an diese unschönen Erfahrungen erinnern. 

„Schaut uns an“ ist wieder einer dieser Songs zum Schmunzeln. Mit sehr viel Selbstironie blicken die Jungs zurück in ihre eigene Vergangenheit um uns einen Einblick zu geben, warum sie heute so sind wie sie sind. Mit vielen dieser prägenden Sachen werden sich auch einige von den zukünftigen Hörern bestimmt identifizieren können, sodass dieses Lied das Potential zum ganz großen Hit hat. 

Die letzte Nummer ist noch einmal etwas ganz spezielles. Nicht nur, dass hier das Tempo im Gegensatz zum restlichen Album sehr langsam gehalten ist, hier hat sich die Band auch gleich noch Verstärkung dazu geholt. In den Strophen wird nämlich das Wort an einen mit der Band befreundeten Rapper gegeben, der dieses Stück mit seinem Auftritt zu etwas ganz besonderem macht. Doch nicht nur dieser Gastauftritt macht „Ein Traum“ zu etwas besonderem, hier wurde auch ganz viel Arbeit in das Solo hinein gesteckt. Alles in allem bildet dieser Ausnahmesong einen sehr würdigen Abschluss für dieses Album. 


Fazit:
Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Einer der wenigen Fälle, in dem eine Band ein Album von Anfang bis zum Ende in eigener Regie produziert hat und auch noch in allen Aspekten überzeugen kann. Normalerweise machen Bands so etwas nur mit EP´s oder Demoalben um auf sich aufmerksam zu machen, doch bei Vorlaut sieht man, dass es auch so funktionieren kann. Dass dabei nicht so qualitativ hochwertige Alben wie bei Frei.Wild und Co herauskommen, muss jedem von vorn herein klar sein. Doch das muss auch nicht sein. Dieser in vielen Teilen einfache und rohe Sound hat auch seinen Charme und gibt vielen Bands erst ihre Charakteristik. So auch bei Wer nicht kämpft, kann nur verlieren!

Wen das Ganze überzeugt hat und sich die Songs gerne live anhören möchte, bekommt dieses Jahr noch seine Gelegenheit, leider aber nur eine einzige. Die Band spielt am 27.10. ihre Releaseshow im OT-Heim in Steinfurt zusammen mit drei anderen Bands (u.a. mit ihren Freunden von Korben Dallas). Das ganze bekommt ihr für gerade mal 5,-€ Eintritt. Also wenn das kein Grund ist, auch mal etwas weiter anzureisen, dann weiß ich auch nicht. Ich werde auf jeden Fall da sein und hoffe, dass ich mit diesem Review auch einige unserer Leser motivieren kann, mit hinzukommen. Es lohnt sich auf jeden Fall, da bin ich mir ganz sicher! 

„... Wenn du denkst, dass es nicht weiter geht,
schau dich um und denk daran, wer immer zu dir steht!
Auf diesem Weg, da bist du nie allein,
deine Freunde und Familie werden immer, immer bei dir sein!...“

Dor Alex
AGF-RADIO