Erstellt von Perli am 15.04.2019
Rantanplan - Stay Rudel- Stay Rebel / VÖ: 25.01.2019 via Drakkar Entertainment Gmbh (Soulfood)
Kennt ihr das? Euer Schwarm lädt euch zum Essen ein: neues Sushi-Restaurant, top Location. Das Problem ist nur: ihr mögt kein Sushi. In etwa so ging es mir, mit der neuen Rantanplan Stay Rudel – Stay Rebel.
Tracklist:
- Stay Rudel - Stay Rebel
- Foodporn
- Kain Richtung Heimat
- Maschine
- An/Aus
- Nachtzug nach Paris
- Partytrick
- Rudegirl from Outta Space
- Kill den Spiegel
- The Rudel
Aber fangen wir mal vorne an: Der Opener und Namensgeber fürs Album „Stay Rudel - Stay Rebel" startet schwungvoll und erinnert mich ein wenig an Buster Shuffle. Eingängig und angenehm untermalt von Bläsern ist er eine Ode an sich selbst und die Fanbase, hier liebevoll Rudel genannt.
„Foodporn“ ist der zweite Track. Und hier finden sich wieder meine Parallelen zum Sushi: sieht gut aus, aber wenn man dann rein beißt wird man doch enttäuscht weil der Geschmack von Algen dominiert wird. Erst wenn man länger kaut, schmeckt man den eigentlichen Inhalt. So auch hier: durch die, in meinen Augen zumindest, fragwürdige Waage zwischen Musik und Gesang, wird erst ab der zweiten Strophe verständlich, was eigentlich der Inhalt ist.
Endlich was zum Nachspülen: „Kain Richtung Heimat“ kommt spritzig daher wie eine kühle Weinschorle. Gute Laune Feeling bei dem die bekannten Bläser wieder am Start sind. Man möchte, auch aufgrund des Textes, am liebsten sofort gemütlich zum Strand fahren.
Kritik an der Arbeitswelt geht immer und Rantanplan wollen hier eine „Maschine“ sein. Was sie uns damit genau sagen wollen? Warum wird Soja-Sauce in kleine Plastefische gefüllt? Richtig: Man weiß es einfach nicht.
Plötzlich steigt der Geruch von gebratenem Fleisch in meine Nase. Coole, schnell gespielte Gitarren untermalen den Text zu „An/Aus“. Sinngemäß geht es in dem Track ums Aufstehen, Loslaufen, sich selber ändern. Und wenn man sich gerade dran gewöhnt hat…ist es auch schon wieder vorbei, schade.
Weiter geht die kulinarische Reise mit dem „Nachtzug nach Paris“. Hätte aber auch U-Boot nach Paris heißen können, vergleicht man den Tiefgang des Textes mit dem Rest bis hierher. Musikalisch bewegen wir uns hier wieder in einem angenehmen Mix aus melodischer Strophe und tanzbarem Refrain. Und wie das Wasabi beim Sushi dürfen auch die Bläser nicht fehlen.
Was funktioniert eigentlich immer, wenn man schlechte Laune hat? Richtig…SKA! Und diesen „Partytrick“ nutzen auch die Musiker aus St. Pauli (Hamburg) gekonnt mit diesem nachfolgenden Track. Gute Laune pur, Bläser (natürlich) und ein Text der nicht weiter hinterfragt werden muss. Wie ein Bier beim Sushi: endlich etwas, das ich zweifelsohne mag, weil es einfach immer schmeckt.
Als Empfehlung des Hauses kommt der Küchenchef und bringt uns einen Überraschungsteller. Sieht aus wie Sushi, riecht wie Sushi und beim ersten Biss…BOOOM - damit hab ich nicht gerechnet. Der vergleichsweise langsame Track „Rudegirl from Outta Space“ hat mich ab der ersten Strophe und frisst sich wie ein Ohrwurm in meinen Kopf. Aber keiner der Sorte "mach es weg“ sondern eher "was frisst der, damit er bleibt?“. Mein Favorit auf der Platte!
So langsam setzt das Sättigungsgefühl ein und auch „Kill den Spiegel“ schafft es nicht wirklich, dieses bekannte Suppenkoma zu vertreiben. Altbekanntes (ja die Bläser wieder) lässt den Wunsch nach dem Glückskeks immer größer werden.
Und da ist er dann auch endlich, und er schmeckt überraschend gut. „The Rudel“ ist als Danksagung an die Fangemeinde zu betrachten und erfüllt dies solide.
Fazit: Sushi und ich werden nun wirklich keine Freunde werden, aber es gibt genug Leute die es vergöttern.
Und so wird es auch mit dem neuen Album Stay Rudel – Stay Rebel von Rantanplan sein. Sie lassen die Hunde von der Kette und es gibt ganz sicher ein großes Rudel da draußen, die dies extrem freut, aber ich persönlich bleibe da lieber der einsame Wolf. Seit Februar ist die Band übrigens auf ausgedehnter Tour quer durch Deutschland.
Hannes
AGF- RADIO